Jerusalem. Anläßlich des Tags der palästinensischen Häftlinge sind 1200 in israelischen Gefängnissen eingesperrte Palästinenser in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Rund 2300 weitere Häftlinge schlossen sich der Aktion für 24 Stunden an, wie die israelische Strafvollzugsbehörde am Dienstag mitteilte.
Mit dem Protest wollen die Gefangenen erreichen, daß die Haftbedingungen verbessert, kranke Häftlinge freigelassen und die Administrativhaft abgeschafft wird. Diese Maßnahme erlaubt es Israel, Menschen unbegrenzt ohne Erhebung einer Anklage festzuhalten. Nach palästinensischen Angaben befinden sich derzeit 4699 Palästinenser in insgesamt 17 israelischen Gefängnissen.
(junge Welt vom 18.04.2012)
Zum Hintergrund ein Artikel vom Palestine News Network (http://german.pnn.ps/):
1.600 Häftlinge kündigen Hungerstreik an
1.600 palästinensische Gefangene, die sich derzeit in Administrativhaft israelischer Gefängnisbehörden befinden, haben einen offenen Hungerstreik ausgerufen.
Der Hungerstreik soll am 17. April mit dem Ziel beginnen, gegen ihre illegalen Inhaftierungen, die bis heute ohne Anklageschriften oder Gerichtsprozesse verlaufen sind, zu protestieren. Darüber hinaus soll damit Protest gegen gewalttätige Vorgehensweisen im Zuge der Verhaftungen und ungerechtfertigte Strafmaßnahmen des Israeli Prison Service (IPS) gegen Häftlinge ausgedrückt werden.
Der Minister für Häftlingsangelegenheiten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) sagte: „Die Situation in israelischen Gefängnissen ist sehr gefährlich und ernst geworden.“
Der Massenstreik fällt parallel zusammen mit dem sogenannten ‚Palestine Prisoners Day‘ und dem Tag der Freilassung von Khader Adnan, einem führenden Kopf des Palästinensischen Islamischen Jihad im Westjordanland, der jüngst mit einem Hungerstreik eine Vereinbarung über seine Freilassung mit den israelischen Behörden erreicht hatte.
Aktuell befinden sich elf palästinensische Häftlinge im Hungerstreik. Drei von ihnen waren zuletzt an Krankenhäuser überstellt worden, nachdem sich ihre gesundheitliche Situation drastisch verschlechtert hatte.
Darunter ist auch Bilal Diab, 27 Jahre, der seit August 2011 in israelischer Administrativhaft festgehalten wird und sich bereits fast 50 Tage im Hungerstreik befindet. Momentan verweigert Diab die Aufnahme jeglicher Flüssigkeiten, was ernsthafte Sorgen bezüglicher seiner Gesundheit auslöst. Die World Medical Association erklärte daraufhin kürzlich: „Der menschliche Körper ist nicht in der Lage, ohne Flüssigkeiten länger als ein paar wenige Tage zu überleben. In den meisten Fällen sterben Hungerstreikende innerhalb der ersten Woche.“
Unter Berufung auf die Addameer Lawyers Association befinden sich aktuell 4.600 Palästinenser in israelischen Gefängnissen. Davon werden 300 Häftlinge unter Bedingungen administrativer Haft festgehalten.