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AFGHANISTAN: RÜCKZUG DER BESATZUNGSKRÄFTE NACH 20 JAHREN KRIEG

Knapp 20 Jahre führten die USA und die von ihnen geführten NATO Streitkräfte einen blutigen Krieg gegen die afghanische Bevölkerung zur Beherrschung des Landes. Nach offiziellen Zahlen (die mit Sicherheit weit unter den tatsächlichen liegen) wurden während des Krieges 164.436 Afghanen getötet und rund 7.500 Angehörige der Besatzungstruppen. In den bürgerlichen Medien spielt nicht das Recht auf Unabhängigkeit und Selbstbestimmung eine Rolle, sondern es wird einem Zustand „nachgetrauert“ der Hunderttausenden Afghanen den Tod gebracht und das Land in einen sogenannten „failed state“ verwandelt hat. Durch das US-Militär wurde die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme Kabuls durch die Taliban vor rund eineinhalb Wochen als in 30-60 Tagen wahrscheinlich angenommen. Nun ist das in weniger als einer Woche passiert, die Marionettenregierung der USA ist davongerannt und der „Präsident“ ließ sich mitsamt großer Bargeldsummen ins Ausland absetzen. Das spricht ganz offensichtlich nicht dafür, dass diese Marionettenregierung Rückhalt in der Bevölkerung hatte. „Zudem entspricht es der Wahrheit, dass viele Afghanen die Taliban als bessere Alternative zu der von den USA eingesetzten, Korruption und weithin verhassten Regierung in Kabul sehen.“ (Wiener Zeitung)

Besonders die europäischen Medien rücken nun vor allem die „fürchterliche Lage der Frauen“ ins Zentrum der Berichterstattung. Solch heuchlerischen Krokodilstränen auch nur ein Wort zu glauben, richtet sich tatsächlich gegen die afghanische Bevölkerung und damit die Frauen. Es wird so getan als wäre der imperialistische Krieg, hunderttausende Tote, noch viel mehr Verletzte und ausländische Besatzung im Interesse der afghanischen Frauen. Ebenso werden vor allem Bilder gezeigt von Menschen die verzweifelt am Flughafen warten, um von den ehemaligen Besatzern ins Ausland „gerettet“ zu werden. Es zeigt sich, so wie wir es auch von anderen Ländern kennen, dass die Imperialisten ihr „Fußvolk“ der Verbündeten schnell fallen lassen, wenn sie in Probleme kommen.

Ganz offensichtlich haben die USA und ihre NATO-Verbündeten ihre Interessen in Afghanistan nicht durchsetzen können. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel meinte: „Und wenn man 20 Jahre lang als Besatzungsmacht an einem Ort bleibt, werden die Dinge nicht gut ausgehen, weil man am Ende von vielen Menschen als Besatzer angesehen wird.“ Und genau das ist es: Nach zwei Jahrzehnten des Krieges und der Zerstörung ist es vollkommen offensichtlich, dass weder die sogenannte „Demokratie“ oder „Menschenrechte“ Ziele des Krieges waren, sondern das Land im Interesse der Imperialisten zu beherrschen. Das militär-strategische Ziel der USA ist, Afghanistan als Aufmarschgebiet für die Einkreisung von Russland und China zu sichern. Mit dem Abkommen von Doha zwischen den USA und Taliban im Frühjahr 2020 wurde der Abzug der US-Soldaten und ihrer NATO-Verbündeten beschlossen, im Gegenzug sollten sich die Taliban verpflichten, dass aus Afghanistan keine Gefahr für die Sicherheit der USA und ihrer Verbündeten mehr ausgehe. Der Abzug ist also nicht ungeplant und zeigt, dass die Taliban nach wie vor Interessen der USA schützen werden. Gleichzeitig lässt die aktuelle Lage auch vermuten, dass mit dem militärischen Rückzug der USA und NATO auch der Einfluss Russlands und Chinas in Afghanistan steigen wird. Auch weil der wichtigste Unterstützer der Taliban, Pakistan, zunehmend chinesische Interessen bedient. Den USA ist es mit ihrer Niederlage nicht gelungen, das ganze Land zu beherrschen, aber sie konnten auch verhindern, dass es vollständig durch einen imperialistischen Konkurrenten kontrolliert wird.

„Die Kosten der USA werden auf bis zu 2,8 Billionen Euro geschätzt – eine Billion besteht aus einer 1 mit zwölf Nullen -, jene für den Beitrag Deutschlands auf rund 12 Milliarden Euro (…)“ (Wiener Zeitung) Auch diese „1 mit zwölf Nullen“ hat die Besetzung Afghanistans nicht aufrechterhalten können, sondern im Gegenteil die Wut und den Zorn der Bevölkerung gegen die Fremdherrschaft noch weiter geschürt. Die Taliban sind keine antiimperialistische oder fortschrittliche Kraft, sondern wurden selbst durch die USA maßgeblich finanziert und aufgebaut im Kampf gegen die sozialimperialistische Sowjetunion. Die Niederlage des US-Imperialismus und seiner NATO-Verbündeten und das Ende der Besatzung Afghanistans zeigt aber, dass der Drang der Bevölkerung nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung immer weiter wächst und sich entwickelt. Alle demokratischen und antiimperialistischen Kräfte sind dazu aufgerufen, die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung der unterdrückten Völker und Nationen zu verteidigen und sich gegen eine weitere Einmischung der Imperialisten in Afghanistan zu richten.

Johanna K.

https://afainfoblatt.com/2021/08/22/afghanistan-ruckzug-der-besatzungskrafte-nach-20-jahren-krieg/