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Akademikerin Nuriye Gülmen seit 202 Tagen im Hungerstreik gegen Entlassung

Nuriye Gülmen wurde mitten in der Nacht ins Numune Krankenhaus verschleppt
Vorbereitung auf Zwangsernährung?Torpedierung des Prozesses?
Oder sorgt sich die AKP plötzlich über ihren Gesundheitszustand?
Heute Dienstag, am 26.9. um 3.00 Uhr morgens wurde Nuriye Gülmen, am 202. Tag ihres Hungerstreiks, während sie ein Buch im Gefängniskrankenhaus Sincan las, mit Zwang ins Ankara Numune Krankenhaus verschleppt!

 

Menschenrechtsverteidiger*innen sind jetzt aufgerufen, ihre Stimme zu erheben.
Der türkische Staat will offenbar mutwillig das Leben der Akademikerin gefährden.
Alles was Nuriye Gülmen fordert ist ihre Arbeit an der Universität zurück zu bekommen, die ihr willkürlich durch Notstandsgesetze entzogen wurde…
Erst am 12. September wurden 16 Anwält*innen von Nuriye Gülmen und Semih Özakca festgenommen und 14 von ihnen nach 1 Woche verhaftet. Die AKP bahnt sich gewaltsam den Weg um einem fairen Prozess zu entkommen, setzt ihre Hetzjagd auf sämtliche Unterstützer*innen der Forderung von Nuriye und Semih fort und kurz vor dem zweiten Verhandlungstermin am Donnerstag wurden erneut zahlreiche Personen festgenommen, die zum Prozess im Gefängniscampus mit aufgerufen haben, mitunter auch Mitglieder von Grup Yorum.
Es ist anzunehmen, dass auch Nuriye Gülmen durch ihre Verschleppung ins Numune Krankenhaus erneut an der Teilnahme an ihrem Prozess am 28.9. gehindert werden soll.
Die AKP versucht seit Beginn des Protestes im November alles zu unternehmen, um die Forderung der Werktätigen im öffentlichen Dienst im Keim zu ersticken. Dennoch hat die internationale Öffentlichkeit, sehr zum Verdruss der türkischen Regierung, diesen mutigen und entschlossenen Kampf von Nuriye und Semih und ihren ebenfalls entlassenen Kolleg*innen auf der Yüksel Straße gehört und unterstützt.
Wenn sich alle einflussreichen internationalen Institutionen jetzt an diesem entscheidenden und kritischen Punkt zugunsten von Nuriye Gülmen äußern, dann könnte dieser folgenschwere Angriff der AKP-Regierung noch abgewehrt und das Leben von Nuriye Gülmen geschützt werden.
Es bleibt nicht viel Zeit!
Inzwischen hat die CHP Abgeordnete, Rechtsanwältin Senal Sarihan, die sich nach der nächtlichen Verlegung von Nuriye ins Numune Krankenhaus begab, um mit dem zuständigen Oberarzt zu sprechen, eine Stellungnahme abgegeben.
Sie hielt fest, dass sie nur mit dem stellvertretenden Arzt sprechen konnte, da der Oberarzt beschäftigt gewesen sei. Nuriye Gülmen sei in die Intensivstation gebracht worden, um notfalls rascher eine effiziente Behandlung durchführen zu können, da bei ihr u.a. festgestellt worden sei, dass sich die Aufnahme von Flüssigkeit verringert hat.
Es wird seitens der Ärzteschaft nicht von einer Zwangsernährung gesprochen, lediglich von einer gesundheitlichen Vorbeugung.
Nuriye Gülmen sei bei vollem Bewusstsein, habe erneut bekräftigt, dass sie jedwede Behandlung ausschließlich durch ihren Wahlarzt zulassen will.
Im Moment kann auch keine Angehörige zu ihr, während zuvor auf Druck der Anwälte hin im Gefängniskrankenhaus die Schwester von Nuriye an ihrer Seite bleiben durfte, um ihr zu assistieren.
Die Abgeordnete Sarihan hat ebenfalls Bedenken geäußert, dass diese Nacht und Nebelaktion ausgerechnet vor ihrem Prozess am Donnerstag durchgeführt wird, um ihr Recht auf Verteidigung zu beschneiden.
Ra.Sarihan: „Wenn es hier tatsächlich um eine Maßnahme zum Schutz ihrer Gesundheit geht, ist es zu respektieren, aber sie hat auch das Recht auf Freiheit und Verteidigung. Auch wenn sie gerade hier im Krankenhaus ist, bin ich der Ansicht, dass sie zu ihrer Verhandlung gebracht werden muss!“
Es gibt jedenfalls berechtigten Anlass zur Sorge, dass man hier fern von der Öffentlichkeit Nuriye Gülmen zwangsernähren will. So ist es schließlich mit Hunderten politischen Gefangenen in den Jahren nach 2000 geschehen, die sich mit einem Todesfasten (Hungerstreik bis zum Ende) gegen die unmenschliche Isolationspolitik wehrten.
Mehrere Hundert Menschen haben so bleibende Schäden davongetragen, um grundlegende Forderungen durchsetzen zu können.
Zudem ist der 26. September ein blutiger Tag in der Geschichte der Gefängnisse der Türkei. Als Vorläufer und Probelauf für ein noch größeres Massaker das im Jahr 2000 stattfinden solte, wurde am 26.9.1999 im Gefängnis Ulucanlar in Ankara ein Großangriff durchgeführt, bei dem 10 politische Gefangene gezielt und unter massiver Folter ermordet wurden.
Hände weg von Nuriye Gülmen! Hände weg von Semih Özakça!
Zwangsernährung ist keine Lebensrettungsmaßnahme, sondern gezielter Mord und Folter!
Nuriye und Semih sind nicht allein!
Internationale Plattform gegen Isolation 26.9.2017