Der Mord an Nahel M. ist nun schon über eine Woche vergangen. Die Aufstände in Frankreich als Ausdruck der Wut gegen dieses rassistische System bekamen auch Zuspruch aus Deutschland. Hier die Solidaritätsaktionen in den Städten Essen, München, Münster, Berlin, Leipzig und einigen mehr.
Am 27.06 wurde der 17-jährige Nahel M. von der französischen Polizei ermordet. In kürzester Zeit intensivierte sich der Klassenkampf auf der Straße hin zu einem neuen Niveau. In Deutschland reagierten einige Gruppen und Organisationen, wie z.B. die Internationale Jugend, Samidoun oder die Gruppe ArbeiterInnenmacht, schnell mit Solidaritätserklärungen nach Frankreich und die Aufständigen. Dabei betonten sie die enge Verbindung mit Deutschland und den Kampf gegen die innere Militarisierung auch hier im Land.
Frühe Aktionen
In der Pfalz reagierten antifaschistische Gruppen in 2 Tagen mit einem Solidaritätsfoto. Sie zogen in ihrer Bildunterschrift am 30. Juni die Verbindung zu Bilal G.. Dieser migrantische Jugendliche wurde vor einem Monat in Bad Salzuflen ebenfalls bei einer Verkehrskontrolle angeschossen. Seitdem ist der 19-Jährige gelähmt.
Weitere Solidaritätsfotos wurden in Berlin, Leipzig, Essen und Köln aufgenommen. Auf diesen Bildern positionierten sich die Föderation Klassenkämpferischer Organisationen (FKO), der Kommunistische Aufbau, Zora, Young Struggle und AGiF im Sinne der internationalen Solidarität mit dem klaren Ziel, das verantwortliche System hinter der Polizeigewalt aufzuzeigen.
In Berlin hatten die Plattform und Perspektive Selbstverwaltung einen Protest gegen den Staatsbesuch vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron am 2.7. organisiert. Der Politiker tauchte aber gar nicht auf – Staatsbesuch abgesagt. Trotzdem standen die Aktivist:innen vor der französischen Botschaft, machten auf den Mord an Nahel M. aufmerksam und hielten Reden über die Kämpfe der französischen Arbeiter:innenklasse der letzten Monate.
Auch in Nürnberg, bei der regelmäßigen Montagsdemonstration, und in Dortmund, bei der ständigen Mahnwache zum Mord an Mouhamed L. Dramé, war die Polizeigewalt in Frankreich Thema. In München wurde am 4.7. ein Filmabend durch den Info- und Kulturladen A Tram veranstaltet. Auf ihm wurde der Film „La Haine“ gezeigt, der Armut und Rassismus in den französischen Banlieues (franz.: Vorstadt) thematisiert. Des weiteren hingen ab dem 5.7. in Hagen und Wuppertal in einigen Vierteln Infotexte zu dem Mord und dem französischen Aufstand.
Essen, Freiburg, Münster
Später in der Woche konnten auch größere Aktionen durchgeführt werden: In Dortmund, Münster, Essen, Frankfurt am Main, Freiburg und Leipzig gab es Kundgebungen und Demonstrationen.
In Dortmund zog der Solidaritätskreis Mouhamed die Verbindung zu rassistischer Polizeigewalt in Deutschland, und auf der Kundgebung in Münster kamen dank dem Aufruf der Freien Arbeiter*innen Union (FAU) 80 Menschen zusammen, um ihr Verständnis für den Zorn der Jugend auf dieses System zu äußern.
In Essen, Leipzig und Freiburg organisierte die FKO Kundgebungen und auch Demonstrationen, um die Wut der französischen Arbeiter:innenklasse auch auf die Straßen Deutschlands zu tragen und noch mehr Menschen mit diesem Thema in Verbindung zu bringen.
Zuletzt wurde auch in Frankfurt eine Kundgebung direkt vor dem französischen Konsulat organisiert. Hier wurde noch einmal auf die immer noch andauernde Gewalt gegen Protestierende hingewiesen. So starb Mohamed P. am 1.7. wegen eines Gummigeschosses und weitere Personen liegen im Koma und ringen um ihr Leben.
Insgesamt zeigte sich eine gewisse Dynamik und der klare Wille der deutschen Internationalist:innen, Aktionen im Sinne der internationalen Solidarität zu organisieren. Dabei waren Aufrufe einzelner Organisationen und erste kleinere Proteste die Eisbrecher, woraufhin dann größere Aktionen folgten.