Seit 30/05 befindet sich Dimitris Koufodinas im Hungerstreik. Er wurde 2002 als Mitglied der Revolutionären Organisation 17. November verhaftet und ist neben Alexandros Giotopoulos der einzige der damals Angeklagten, der nicht zum Verräter geworden ist. Für seine Übernahme der politischen Verantwortung für die Gruppe wurde er zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt, die er im Knast von Korydallos absitzt. In den vergangenen Monaten erhielt er zweimal für das Wochenende Hafturlaub, was den gesetzlichen Bestimmungen in Griechenland entspricht. Dagegen protestierte die US Regierung, UK, Erdogan, rechte Verbände in Griechenland und Teile der Presse. Unter diesem Druck wurde der zuständige Staatsanwalt abgelöst und Koufodinas werden weitere Hafturlaube verweigert.
Dagegen ist der Gefangene in Hungerstreik gegangen und befindet sich seit einigen Tagen im Haftkrankenhaus. Zwar kommt es landesweit seitdem zu Angriffen um seinen Kampf zu unterstützen, von einer starken Welle der Solidarität, vergleichbar mit dem Hungerstreik von Nikos Romanos vor einigen Jahren, kommt es aber noch nicht.
Als Gründe werden teilweise politische Differenzen mit der Gruppe 17. November genannt, aber auch andere Probleme sind für diese Handlungsunfähigkeit verantwortlich.
Nachdem vor einigen Wochen 400 „besorgte Bürger“, also Faschisten, einen offenen Brief an die Behörden lanciert hatten, in dem sie den rechtsfreien Raum Exarchia anprangern, ist eine neue Offensive der Medien und der Bullen gestartet. Am Freitag letzter Woche gab es eine Razzia mit 100 Beamten auf der Platia Exarchia gegen Refugees und Kiffer, bei der 8 Menschen verhaftet wurden und ein Genosse im Krankenhaus landete. Bei einigen Geschäftsleuten und ihrem Publikum kam diese Aktion gut an, und der Rest der Anwohner*innen verharrte in Apathie.
Diese Gleichgültigkeit verhinderte auch eine direkte Reaktion auf den Einsatz. Dafür wurde am nächsten Abend ein Angriff gegen die MAT Züge vor dem PASOK Office durchgeführt, der sich mit einer halben Stunde Dauer nicht von den üblichen Wochenenden unterschied. Viele Konsument*innen blieben bis zuletzt im Hagel von Tränengas und Steinen/Mollis in absoluter Passivität vor den Bars und Fressläden sitzen. Einige Medien berichteten jedoch am Sonntag, dass ein regelrechter Krieg stattgefunden habe, Exarchia sei erneut ein Schlachtfeld gewesen, ein Beteiligter festgenommen worden.
Passend dazu ein Reportage von CNN über die „neuen“ Mollis, die angeblich 30 Meter Eisenspänne und Feuer auf die armen Beamten spritzen würden, mit
Dazu ein neuer Artikel, der von bereits 88 Angriffen in diesem Jahr berichte , die Beamten wüssten nie ob sie noch mal nach Hause kommen.
Vor kurzem war die Empörung noch gestiegen, weil bei einem dieser Angriffe die griechische Fahne verbrannt wurde, Video
Teile der Bewegung lehnen solche Angriffe ebenfalls ab und widmen sich eher Machtkämpfen. In der letzten Nacht wurde ein Refugee Squat in Exarchia, Arachovis 44, durch das selbsternannte Security Team gewaltsam geräumt. Dessen ausschließlich männlichen Bewohnern werden Dealen, Diebstahl und sexuelle Belästigungen vor einiger Zeit vorgeworfen; diese Probleme wollten die Squater jedoch selbst gegen die namentlich bekannten Typen lösen. Dem Security Team wird auch gewalttätiges Vorgehen gegen Jugendliche vorgeworfen, die im Kiez Videokameras abgerissen hatten. Dadurch ist eine erhebliche Distanzierung einiger Strukturen eingetreten.
Neben diversen ATMs wurden am 04/06 das Ministerium am Kanningos Platz angegriffen und gestern Nachmittag die Griechisch-Amerikanische Union in Kolonaki, wobei es leider zwei Verhaftungen gab.
In Anbetracht des Alters des Gefangenen, kann der Hungerstreik schneller ernste Probleme verursachen als bei jüngeren Gefangenen.
Am 15/06 wird es deshalb eine Demonstration vom Syntagma zur US Botschaft und zum Gericht geben. Die bisherigen Motorraddemos waren eher schlecht besucht.