suruc

Aufruf zur Beobachtung des Suruc-Prozesses am 14. Juli 2017

Liebe Freunde,

am 14. Juli startet der Prozess gegen die Verantwortlichen des Massakers, das am 20. Juli 2015 durch einen Selbstmordattentäter des IS in Zusammenarbeit mit der AKP in Suruc stattgefunden hatte. Der Prozess findet vor dem Gericht in Hilvan in Urfa statt. Die Familien der Opfer haben nach dem Attentat die “Initiative der Familien der Suruc-Opfer” gegründet. Die Familien sowie die überlebenden Jugendlichen erwarten auch internationale Unterstützung in ihrem Kampf für Gerechtigkeit.

Eure Teilnahme am Prozess von Suruc, welcher in einem Gefängnis in Hilvan stattfinden wird, wird den Kampf gegen Faschismus stärken.

Wir rufen Euch auf, dem Aufruf der Initiative der Familien der Suruc-Opfer zu folgen und den Prozess von Suruc mitzuverfolgen.

Wir freuen uns über Eure Mitteilung über Eure Teilnahme bis zum 1. Juli zwecks Koordination des internationalen Prozessbeobachterkomitees.

Weitere Informationen findet Ihr im Anhang bzw. Stehen wir für Fragen gern zur Verfügung.

Mit besten Grüßen

AvEG-Kon
Konföderation der Unterdrückten Migranten in Europa

20.06.2017

Das Massaker von Suruç
Am 20. Juli 2015 trafen sich Hunderte Jugendliche in Suruc im Südosten der Türkei zum
Jahrestag der Rojava-Revolution und folgten damit dem Aufruf der SGDF (Föderation der
Sozialistischen Jugendverbände) zu ihrer Kampagne „Wir haben Kobane gemeinsam verteidigt,
wir werden Kobane gemeinsam aufbauen“. Während der Presseerklärung der Jugendlichen im
Innenhof des Amara Kulturzentrums in Suruc blies sich ein Selbstmordattentäter, organisiert
durch die Kooperation der IS mit der AKP, in die Luft. 33 Revolutionäre starben, unter ihnen
waren Studenten, Arbeiter und Lehrer. Sie waren Kurden, Türken, Lasen, Tscherkessen, Araber
Sozialisten, Revolutionäre, Anarchisten, Menschenrechtler.

Sie waren jung, sie waren Genossen, Freunde, Mütter, Väter, Schwestern und Brüder. Dem
Aufruf Rojavas folgend begaben sie sich auf den Weg, um neuem Leben eine Stimme zu geben.
Sie begaben sich auf den Weg, um eine Bücherei und einen Spielplatz in Kobane aufzubauen, um
Bäume zu pflanzen, um beim Aufbau zu helfen und in den Krankenhäusern zu helfen.

Das Massaker von Suruc mit 33 Toten und mehr als 100 Verletzten ist der Beginn einer Serie von
Anschlägen in der Türkei, wie beispielsweise in Ankara, die Moschee Sultanahmet in Istanbul,
der Flughafen Atatürk in Istanbul, Cizre, Sur, Silopi, Gever, Elazığ und an vielen weiteren Orten
fanden Massaker statt. Städte wurden dem Erdboden gleichgemacht, Menschen wurden in
Kellern verbrannt. Der Bevölkerung wurde das Recht auf Leben genommen. Genau wie beim
Fall von Suruc hat der türkische Staat alle Verfahren als „geheim“ eingestuft, um die Wahrheit
nicht ans Tageslicht bringen zu müssen.

Die sozialistischen Jugendlichen, die Suruc überlebt haben, sowie die Familien, die ihre
Angehörigen verloren haben und Juristen kamen nach dem Massaker zusammen und gründeten
die “Initiative der Familien der Suruc-Opfer”. So begannen sie mit dem Kampf für
Gerechtigkeit und für die Verurteilung der Verantwortlichen. Für die Rücknahme der
Geheimhaltung der Akten von Suruc sowie die Verurteilung der Verantwortlichen führen sie
jeden Monat eine Aktion durch.
Diesem Kampf folgend wurde schließlich das Verfahren von Suruc eröffnet. Der erste
Prozesstermin fand am 4. Mai statt. Doch der einzige inhaftierte Angeklagte, der für die
Massaker von Suruc und Ankara verantwortlich ist, wurde nicht zum Gericht gebracht.
Um das Interesse am Prozess von Suruc und den Kampf für die Verurteilung der
Verantwortlichen zu schwächen, hat der Staat entschieden, das Verfahren in einem Gefängnis in
Hilvan in der Provinz Urfa auszutragen. Trotz all dieser Versuche, die Familien einzuschüchtern,
erklärten die Initiative der Familien der Suruc-Opfer, die sozialistischen Jugendlichen, Juristen
und dutzende von Organisationen, dass sie als Nebenkläger zugelassen werden möchten und die
wahren Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Die sozialistischen Jugendlichen, die Suruc überlebten, sowie die Familien der Opfer wurden
sowohl vor Prozessbeginn als auch nach dem Start des Verfahrens dutzende Male verhaftet und
inhaftiert. Einige von ihnen waren monatelang inhaftiert, bevor sie freigelassen wurden, und
einige sind sogar immer noch inhaftiert.
Zuletzt wurden 12 Personen, darunter auch Ali Deniz Esen, der Mitglied im Vorstand der SGDF
ist, am 12. Juni inhaftiert.

Doch selbst unter den Bedingungen des Ausnahmezustandes führen sie den Kampf auf der
Straße weiter.Sie fahren nach wie vor fort, den Widerstand gegen die illegitime Erdogan-/AKPDiktatur
zu stärken. Sie sind weiterhin die Stimme von Tausenden inhaftierten HDP’lern,
Journalisten, Autoren, Akademikern, Antifaschisten, Revolutionären und Sozialisten.

Am 14. Juli werden sie den Kampf für Gerechtigkeit gemeinsam mit den Familien der Opfer von
anderen Anschlägen in dieser Provinz in Kurdistan fortsetzen.