B: Silvester zum Knast – Demo 31.12.21 – 23:00 Uhr

Gegen die Knastgesellschaft – Gegen das System

Gefangen-sein endet nicht an den Mauern der Knäste oder anderen Zwangsinstitutionen wie Psychiatrien, Bildungseinrichtungen und Abschiebeknästen – denn wer nicht selbst drin sitzt, wird vom Staat, von Normen und anderen Mechanismen der Herrschaft, z.b. durch die alltägliche Ausbeutung in Lohnarbeitsverhältnissen, durch Jobcenter oder Investoren terrorisiert und maximal kontrolliert. Das Wegsperren von Personen in Knäste ist dabei eine der gewaltätigsten Züchtigungen. Mensch wird von der Gesellschaft weggeschlossen – Zutritt und einen Weg zurück erhält nur, wer sich angepasst verhält und ausbeuten lässt.

In der JVA Plötzensee beispielsweise ist jede dritte Person aufgrund einer Ersatzfreiheitsstrafe gefangen. Eine solche Strafe erhält, wer eine Geldstrafe nicht zahlen kann, wie z.B. nach einer Strafe wegen Erschleichung von Leistungen bei der BVG und somit dazu gezwungen ist, die Strafe in Tagessätzen abzusitzen. Teilweise sitzen bis zu 1/3 der Menschen in den Berliner Knästen wegen der BVG. Aber nicht nur von Ersatzfreiheitsstrafen sind Menschen, die ohnehin schon durch kapitalistische Verwertungslogik, permanente Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, strukturelle Benachteiligung und Diskriminierung an den Rand der Gesellschaft getrieben wurden, besonders betroffen. Dies verwundert nicht, schließlich sind Gesetze, das Recht, die Justiz nicht vom Himmel gefallen und dienen den Interessen des Kapitals – dem Erhalt von Eigentum. Circa ein Viertel der Gefangenen sitzen wegen Eigentumsdelikten.

Wer sich gegen die Verhältnisse, gegen das System und herrschendes Recht wehrt, wird weggesperrt! Menschen, die bewusst gegen die gegenwärtigen kapitalistischen, rassistischen und sexistischen Verhältnisse und für eine befreite Gesellschaft aufbegehren – demonstrieren, sich Wohnraum nehmen, sich weggeschmissenes Essen nehmen, sich gegen den gewalttätigen Mann wehren, europäische Grenzen übertreten, müssen mit Haft- und Bewährungsstrafen rechnen. Für die Herrschenden ist Knast ein wichtiges Instrument, Widerstand zu bestrafen, zu diffamieren und zu delegitimieren. Nun liegen fast 2 Jahre Covid-19 hinter uns. Covid-19 ist nicht nur eine Pandemie, sondern eine weitere Krise, verursacht durch den Kapitalismus. Eben jenes System, das fruchtbare Böden durch industrielle Landwirtschaft verseucht und monokultiviert und zu diesem Zweck viele Menschen und andere Lebewesen in der gesamten Welt für die Gewinnung von Rohstoffen aus ihren Territorien vertreibt. Es ist der Wahnsinn des Kapitalismus, der die Menschheit an den Rand immer neuer Grenzen treibt, wo weitere Viren auf uns warten. In solchen Zeiten brauchen wir Solidarität mehr denn je – im täglichen Leben, in unseren Nachbarschaften, in unseren Communities. Aber wir sollten die gefangenen in den Knästen nicht vergessen. Denn die Pandemie isoliert die Menschen im Gefängnis und anderen Zwangsanstalten noch mehr. Wir senden allen Gefangenen viel Kraft und wollen ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind. Hinter den Knastmauern wird an euch gedacht und nicht aufgehört, gegen das System zu kämpfen, welches euch einsperrt und uns den Weg für ein würdevolles Leben in Freiheit versperrt! Lasst uns gegen die Verhältnisse von Armut, Gewalt, Unterdrückung, Ausgrenzung, Ausbeutung rebellieren!

Gegen die Knastgesellschaft!

31.12.2021 – 23:00 Uhr – Frankfurter Allee/Möllendorffstraße