Bewegungen gründen Schule für politische Bildung

Lehrgang in Buenos Aires eröffnet lateinamerikanische Schule. Soziale Bewegungen nehmen politische Bildung selbst in die Hand. Bezug auf peruanischen Marxisten

Buenos Aires. Verschiedene Organisationen aus sozialen Bewegungen haben in Argentinien die „Schule für lateinamerikanische politische Bildung José Carlos Mariátegui“ gegründet. Die Gründung geht auf eine Initiative der Koordination für autonome Organisationen und Volksbewegungen (COMPA) aus der argentinischen Stadt La Plata zurück. Der Eröffnungslehrgang beschäftigte sich mit politischer Theorie Lateinamerikas und fand vom 4. bis 17. Februar in Buenos Aires statt. Delegationen aus Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Kuba, Paraguay, Peru, Venezuela und Uruguay nahmen an dem Kurs teil.

Zentrales Anliegen der Schule ist die Förderung von Prozessen der „emanzipatorischen Selbst-Bildung in den sozialen und politischen Bewegungen Lateinamerikas“. Guillermo Cieza, Mitglied des pädagogischen Koordinierungsrates der Schule, erläuterte in einem Interview mit Alba TV: „Unser pädagogisches Konzept baut auf der Erfahrung und dem Konzept der Volksbildung der Landlosenbewegung Brasiliens (MST) und ihrem Weiterbildungszentrum Florestan Fernández auf“. Es gehe insbesondere darum, „dass Organisationen und soziale Bewegungen die politische Bildung ihrer Mitglieder selbst in die Hand nehmen und fördern“, sagte Cieza.

escuela- mariateguiGetragen wird die Schule vom „Verbund der sozialen Bewegungen auf dem Weg zur ALBA“. Darin organisiert sich seit Jahren eine Vielzahl von sozialen Bewegungen Lateinamerikas, um gemeinsam Debatten und Mobilisierungen durchzuführen. Seit Februar 2013 wird dies nun um den Bereich der gemeinsamen politischen Bildung ergänzt. Es gehe darum, „die Erfahrungen, Schlussfolgerungen und das Wissen unserer Völker zu verbinden“. ALBA, die „Bolivarische Allianz für die Völker unseres Amerika“, ist ein von Venezuela und Kuba 2004 geschaffenes Integrationsbündnis, in dem heute acht lateinamerikanische und karibische Länder auf der Basis solidarischer Beziehungen und komplementärem Handel zusammenarbeiten.

Ein akademischer Beirat, der sich aus namhaften Intellektuellen und politischen Aktivisten zusammensetzt, begleitet die Schule in beratender Funktion. Darunter befinden sich besipielsweise Isabel Rauber (Argentinien), Joel Suárez (Kuba), Ana Esther Ceceña (Mexiko), Reinaldo Iturizza (Venezuela) und Humberto Tomassino (Uruguay).

Auf die Frage, wieso als Namensgeber der Schule der Peruaner José Carlos Mariátegui gewählt wurde, sagte Miguel Mazzeo, Mitinitiator und Mitglied des Lehrkörpers: „Wir wollten zum einen die Möglichkeiten des Marxismus als Theorie des Umsturzes ausweiten – und Maríategui erschien uns, mit seiner anti-eurozentristischen und anti-positivistischen Interpretation des Marxismus, als einer der bedeutendsten Bezugspunkte des Marxismus aus Lateinamerika. Unsere Schule sieht sich als Teil des großen Projektes, einen verwurzelten, einen kommunitären Sozialismus, eine ‚Demokratie der Arbeiter‘ aufzubauen. Und Mariátegui mit seiner mystischen Neigung, seiner humanistischen Art, seiner Idee des Sozialismus als intellektuellem, emotionalen und praktischen Weg schien uns dafür die beste Inspirationsquelle.“