Am 4. Dezember 2017 gegen 11.30 Uhr saß ich in meiner Zelle in der JVA Volkstedt und schrieb gerade einen Brief, als meine Zellentüre aufging und zwei Beamte davor standen und meinten, dass ich kurz aus meiner Zelle kommen soll. Ich ging davon aus, dass mein Haftraum durchsucht wird und ging raus auf den Gang.
Hier bemerkte ich schon im Vorfeld, dass etwas nicht stimmt.
Zwanzig Meter weiter am Ende des Ganges stand der Hausdienstleiter und der Sicherheitschef, beides Arschlöcher vom Dienst, die meinten ich soll in dem vor ihnen liegenden Raum. Ich trat ein und war total erschrocken. Vor mir standen fünf schwarz vermummte und ich erkannte sofort, dass es sich um ein SEK-Einsatzkommando handelt.
Sofort sagte einer: „Sie werden jetzt in eine andere Haftanstalt gebracht – sind sie kooperativ?“
Ich „Wohin geht es?“
Er: „Das können wir ihnen nicht sagen.“
Ich: „Ich würde gerne meine Anwältin anrufen!“
Er: „Jetzt im Moment nicht.“
Dann musste ich mich vor insgesamt neun Personen nackt ausziehen. Dabei verlangte man von mir, dass ich meine Arschbacken auseinander ziehe und dabei vorne über beuge, sowie meinen Intimbereich anhebe so dass man unten rum alles sehen kann. Die Fußsohlen zeigen und dann wurde mit einer Taschenlampe mein ganzer Mundbereich durchsucht. Eine unglaubliche Erniedrigung und ich fühlte mich total eingeschüchtert.
Während dieser Untersuchung kontrollierte ein anderer meine ganze private Kleidung, die ich vorher am Leib hatte. Ein anderer holte aus meiner Zelle eine Anstaltsjacke in der ich in der rechten Tasche noch eine Tablette versteckte. Diese Jacke wurde wurde auch sehr gründlich kontrolliert, aber trotzdem entdeckte sie die Tablette nicht.
Ich durfte mich anziehen und dann wurde ich komplett an Händen und Füßen gefesselt.
Die ganze Situation war dermaßen schockierend und ich hatte scheiß Angst auf Grund meiner Vergangenheit und was ich schon für Schläge bekommen hatte!
Ich redete kein einziges Wort mit ihnen!
Die ganze Zeit überlegte ich warum die das mit mir tun, was ich verbrochen habe, was der Anlass ist.
Ich kam auf nichts, weil ich nicht das geringste getan habe! Ich wurde durch die SEK-Leute in ein Fahrzeug gebracht und der Weg kam mir so lange vor und ich hatte durch die Fesselung Schwierigkeiten zu laufen. Alles lief in meinem Kopf wie in Zeitlupe ab und in meinem Kopf rauchte es!
Von meinen ganzen Sachen aus meiner Zelle bekam ich NICHTS und ich musste alles zurück lassen. Mit Autos und schwerst bewaffnet mit Pistolen und Maschinengewehren fuhren sie mit mir aus der Anstalt und kurz darauf auf die Autobahn.
Ich dachte zuerst, dass es nach Berlin geht und dass es genau die Strecke gewesen ist. Aber als man nach einer über einstündigen Fahrt abbog Richtung Burg, wusste ich Bescheid. Wir fuhren zur JVA Burg zur Torwache, wo sofort die Schleuse aufging und die Wagenkolonne mit mir rein fuhr. In der Anstalt angekommen lud man mich aus und erlöste mich von den Fesseln. Dann ging es zu einem Raum und es warteten schon unzählige Beamte auf mich! Sie wußten alle Bescheid, nur ich nicht!
Ich klemmte mir meine geschmuggelte Tablette zwischen meine Finger und dann stand ich erst mal vor allen diesen Menschen, die mich mit ihren Blicken musterten, so ungefähr: Das ist also dieses schwere Kaliber. Dann musste ich mich wieder nackt ausziehen und das gleiche Prozedere, Arschbacken auseinander, Intimbereich anheben, Fußsohlen zeigen, Mund öffnen und Handflächen zeigen.
Ich bekam Anstaltskleidung (Privatwäsche ist hier verboten) und wurde mit mehreren Beamten dem Anstaltsarzt vorgestellt. Auwaia ich kenne diesen und da werde ich mich auf einiges gefasst machen müssen!
Ein schlimmes Arschloch als der andere! Bei meiner Inhaftierung am 31.7 kam ich für eine Woche in die JVA Burg, wo ich ebenfalls diesen Arzt vorgestellt wurden, dem ich sofort erzählte, dass ich draußen ein Schmerzpatient bin und täglich 16 mg Subutex seit über 2 ½ Jahren nehme. Er lachte nur blöd und stellte mich als Lügner hin. Nichts bekam ich BIS HEUTE! Ich wurde also nach der Vorführung mit mehreren Beamten auf eine normale Station gebracht und bekam einen Haftraum zugewiesen.
Auf der Station kann ich mich ganz normal bewegen. Allerdings sobald ich außerhalb der Station irgendwohin muss, begleiten mich immer mehrere Beamte! Auch in meiner Zelle kommt nie ein Beamter allein! Erst seit kurzen kann ich wieder telefonieren und ich bekam auch erst alle meine Sachen aus Volkstedt nachgeschickt und bis auf Privatkleidung ausgehändigt. Ich hatte mehrere Wochen nichts, keine Schreibsachen, keine Hygieneartikel zum Waschen, keinen Tabak, einfach gar nichts! Ich konnte niemandem schreiben oder mal ganz kurz anrufen.
Nun sind einige Wochen vergangen und ich habe mich etwas eingelebt. Die Gefangenen sind hier genauso fast alle rechts eingestellt wie in Volkstedt.
Ich gebe mich also bis auf eine Person mit niemandem ab und selbst wenn Aufschluss ist, bleibe ich in meiner Zelle. Ich denke, dass früher oder später es sicher Ärger geben wird, wenn die Rechten erfahren wer ich bin.
Es ist schlimm für mich, wenn man sich selber so isolieren muss und auch sonst keinen zum Reden hat! Einzig positiv ist, dass die Beamten mir meine Ruhe lassen. Soweit sind sie sehr höflich und einer kam vor Tagen auf mich zu und erzählte mir, als ich hier in Burg angekommen bin, waren alle in heller Aufregung und sie erzählten sich, dass da jemand von der RAF kommt. Vor einer Woche stellte meine Anwältin die JVA Volkstedt zur Rede, warum man so mit mir umspringt.
Daraufhin kam eine total verlogene Stellungnahme vom dortigen Anstaltsleiter, bei welcher meine Anwältin und ich sowie meine Partnerin und Freunde, aus allen Wolken gefallen sind!
Nicht nur dass er einen Scheiß geschrieben hat, sondern er hielt mir auch meine Kontakte vor und dass er Hinweise hätte zu einer Gefangenenbefreiung.
Ich denke, dass war die Quittung weil ich mich in jeder Hinsicht zu einer Zusammenarbeit mit LKA und Anstalt weigere! Und das wird sich auch NIE ändern!
Und dazu kommt noch durch meine letzten Zeilen und die Veröffentlichung, dass selbst Politiker hellhörig wurden, was das LKA mit mir abgezogen hat.
Psychisch geht es mir total beschissen und ich kann nicht mehr schlafen. Manchmal schlafe ich kurz im Sitze ein, aber versuche dann mich zu zwingen wach zu bleiben. Ich habe Angst vor dem Schlafen, so verrückt dass sich anhören mag für den ein oder anderen. Und ich muss gestehen mit allen was mir passiert ist, dass ich vierundzwanzig Stunden am Tag, ob Tag oder in der Nacht nun immer mit irgendeiner neuen Aktion rechne! Ich bin bei geringsten Geräuschen irre schreckhaft! Das alles ist ein reiner Psychoterror!
Und von meinem körperlichen Zustand ganz zu schweigen! Ich habe fast täglich Nierenschmerzen und ab und an fällt mir das Laufen und meine ganze Motorik schwer. Letzteres teile ich oft schon den Ärzten hier mit, aber immer vergebens und ich sag auch schon nichts mehr!
Es interessiert eh keinen!
So ist also mal wieder der Stand der Dinge.
Ich warte das die Zeit vergeht, ich warte auf eine nächste Aktion gegen mich und ich warte darauf ob man mich nun nach Italien ausliefert.
Ein furchtbarer grausamer Zustand ist das!
Herzliche Grüße,
Andi., 30.12.17
Schreibt Andreas und zeigt ihm eure Solidarität:
Krebs Andreas
JVA Burg
Madel 100
39288 Burg