Erst vor wenigen Tagen berichtete ich von Carmen, die ihre elektronische Fußfessel durchtrennte und dann untertauchte ( http://de.indymedia.org/2013/12/351140.shtml). Am 30.12.2013 wurde sie nun verhaftet.
Vorgeschichte
Nach rund 14 Jahren Gefängnis, davon die letzten fast 10 Jahre in Isolationshaft, wurde sie am 27.11.2013 von heute auf morgen auf die Straße gesetzt ( http://de.indymedia.org/2013/11/350580.shtml) und faktisch sich selbst überlassen, allerdings staatlicherseits durch zahllose Beschränkungen unter Druck gesetzt. So musste sie eine elektronische Fußfessel tragen, die jederzeit ihren Aufenthaltsort an eine Zentrale übermittelte, außerdem durfte sie nachts nicht die Wohnung verlassen.
Carmen taucht unter
Mitte Dezember hatte sie die Faxen dicke, denn sie wollte sich nicht weiter, wie sie es empfand, von der Justiz und der Polizei drangsalieren lassen. Sie durchtrennte die Fußfessel und tauchte unter.
Wie sie schrieb, wolle sie einfach nur „l-e-b-e-n“.
Carmen wird verhaftet
Leider währte die Freiheit dann nicht einmal bis zu Silvester; denn wie der SWR und auch die Lokalpresse ( http://www.schwaebische.de/region/oberschwaben/ravensburg/rund-um-ravensburg_artikel,-Fluechtige-Straftaeterin-hatte-nicht-nur-den-Supermarkt-in-Baienfurt-angezuendet-_arid,5561413.html) berichteten, wurde sie unter dem Verdacht einen Supermarkt angezündet zu haben, vorläufig festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt.
Bewertung und Ausblick
Wer nun nur darauf schaut, dass Carmen angeblich einen Supermarkt angezündet haben soll, verkennt, dass es die Justiz war, die sie über viele Jahre in Isolation sperrte, nur um sie dann auszuspucken und auf die Straße zu setzen. Wie soll ein Mensch sich nach so langer Haft, dazu in Isolation, in eine Gesellschaft einfinden, die er/sie dann völlig verändert vorfindet, ohne nennenswerte Begleitung und Unterstützung (wobei an dieser Stelle auch zu erwähnen ist, dass ihr Verteidiger Herr Dr. Ahmed, München, sein Bestes getan hat, sie aus der Ferne zu begleiten und Hilfestellung zu geben). Dafür durch ein starres Korsett von Schikanen eingeschränkt in der Lebensführung und Lebensqualität.
Haft ist nicht geeignet Menschen die Liebe zum Leben und zur Freiheit einzubläuen; Haft beseitigt keine Probleme – sie schafft vielmehr neue Probleme.
Für Carmen sind die Aussichten wenig erbaulich. Sollte sie 2014 tatsächlich verurteilt werden, so droht ihr eine mehrjährige Haftstrafe und möglicherweise die – erneute – Unterbringung in der Sicherungsverwahrung, oder in der forensischen Psychiatrie. Es ist zu hoffen, dass ihr Anwalt ( http://www.kanzlei-ahmed.de) auch in diesem Verfahren an ihrer Seite stehen und auf die enormen Versäumnisse und zumindest ethisch-moralische Mitverantwortlichkeit staatlicher Bediensteter für die nunmehrige Situation hinweisen wird.
Thomas Meyer-Falk, z.Zt. JVA (SV-Abtl.)
Hermann-Herder-Str. 8, D-79104 Freiburg
https://freedomforthomas.wordpress.com
http://www.freedom-for-thomas.de