Die Opposition gegen das unfruchtbare und zerstörerische Projekt der Hochgeschwindigkeits-Zugstrecke hat in den vergangenen zwei Jahren immer mehr zu einer praktischen Verpflichtung geführt, beim Versuch den Beginn der Arbeiten zu verhindern oder jetzt beim Versuch sie zu blockieren.
Für die Verteidigung der für die Arbeiten interessanten Zone, werden jeden Tag zahlreiche Ordnungskräfte eingesetzt. Dies führte, wie in der Tageszeitung „La Stampa“ vom 19.Februar 2013 veröffentlicht, zu Mehrkosten von insgesamt 40%.
Diese Zahl beruht auf einer Schätzung der LTF (Lyon Turin Ferrouviaire, des mit dem Bau der Strecke beauftragten italienisch-französischen Konzerns.) p>
Um welche Arbeiten handelt es sich?
Es handelt sich um die fǘr die Erkundungsgrabungen nötigen Vorbereitungen, nicht um die Arbeiten für den endgültigen Zugtunnel. Um dies umzusetzen, wurde es für nötig erachtet, einen Tunnelbohrer einzusetzen. Eine 200m lange, in den USA gekaufte Maschine, die Eigentum der ehemals „linken“ Kooperative CMC ist, die als „Maulwurf; ital. talpa“ bekannt ist und die bis zu 5 km Tiefe eindringen können soll.
Die Ankunft des Maulwurfs blockieren!
Dies ist der Imperativ, der den August im Susa-Tal beseelt. Es handelt sich nicht mehr nur um irgendwelche Berg-Kommitees, die vor mehr als 20 Jahren über dieses Projekt informierten, von dem Ende der 80er Jahre niemand sprechen wollte.
Heute sind es mehrere zehntausend Personen die sich in Richtung dieses Territoriums bewegen, um die Urbewohner_innen, die gegen den TAV kämpfen entschieden zu unterstützen und der Zerstörung eines Landstriches entgegentreten. Die Geldverschwendung und die Durchsetzung der Entscheidungen von Oben können uns nicht auseinander bringen.
Wie kann der Maulwurf blockiert werden?
Indem seine Ankunft am Ziel, d.h. im Inneren der befestigten Baustelle verhindert wird. Und zwar so, dass der Erkundungstunnel nie auch nur begonnen wird.
Es ist angesichts der Dimensionen dieser Maschine unmöglich, sie in einem Stück bis Chiomonte zu transportieren, dem kleinen Dorf, wo der Tunnel beginnen soll. Der Transport der in diverse Teile zerlegten Maschine wird wohl in mehreren Fahrten über Straßen und Autobahnen gehen.
Die Bewohner_innen des Tals, haben auch dank der Präsenz des regelmäßig stattfindenden Sommer-Camps und der solidarischen Hilfe vieler anderer entschieden, zu versuchen, die Transportmittel für den Maulwurf zu stoppen und zu blockieren. Hierfür werden Wachschichten organisiert, die die Straßen und Autobahnen überwachen und die Besetzung des wichtigen Autobahnkreuzes bei Chianocco, wo der Großteil der NO TAV-Bewegung schnell für eine Blockade mobilisiert werden kann.
Die Straßenblockaden haben begonnen, aber die Polizei greift ein und nimmt Leute fest
Am 6. August 2013 wurden schon ein paar Straßenblockaden gezählt, in deren Folge Fahrzeuge angehalten wurden, die mutmaßlich dem Transport des Maulwurfs dienen. Sie wurden durchsucht, aber ohne Ergebnis. Unterdessen berichteten Zeitungen in den folgenden Tagen von der Ankunft der ersten Teile des Tunnelbohrers, genau zur Zeit eines Fackelzuges, an dem sich die NO TAV beteiligten, um sich solidarisch mit den Festgenommenen vom 29.Juli 2013 zu zeigen, denen ein „Attentat mit terroristischem Hintergrund“ vorgeworfen wird.
Am frühen Nachmittag des 6. August, erfolgt basierend auf einem Hinweis einer Wachschicht, eine Fahrzeugkontrolle. In einer sofortigen Reaktion stoppen und blockieren ca. 40 Leute die Autobahn.
Aber die darauf folgende Räumung durch die Polizei bleibt leider nicht ohne Konsequenzen: 3 Festnahmen, 17 Anzeigen und 7 Platzverweise. Das kontrollierte Fahrzeug transportierte in der Tat Material direkt in die kasernierte Baustelle. Die drei Aktivist_innen wurden erst am 10. August, unter der Auflage der Meldepflicht in ihren jeweiligen Wohnorten entlassen.
Blockieren ist möglich: der Dezember 2005 in Venaus ist unvergessen
Schon Ende 2005 wurde die Enteignung eines Gebietes für die Erkundungsarbeiten im Susa-Tal vorhergesehen, weil zwischen den Eigentümern und einigen Bürgermeistern kein Konsens erzielt werden konnte. Um die Enteignung zu verhindern wurden mögliche Grundstücke von Interesse besetzt, d.h. an drei Orten und ungeachtet der winterlichen Kälte gelang es zahlreiche NO TAV-Aktivist_innen zu mobilisieren.
Der Versuch eine der drei Besetzungen, die im Dorf Venaus, zu räumen, verursachte 20 schwerverletzte Aktivist_innen und als Antwort auf diese Gewalt, wurde zu einer landesweiten Demonstration aufgerufen. Es war der 8. Dezember 2005, zwei Tage nach dem polizeilichen Angriff auf die Besetzung in Venaus, als 30000 Personen aus ganz Italien diesem Appell der Solidarität folgten.
Das Ziel war klar: Das geräumte, und in nur zwei Tagen umzäunte und militarisierte Gelände wiederzubesetzen, und den Beginn der Arbeiten zu unterbinden, die Benutzung der Pfade der Partisan_innen um sich aus der Talebene zurückzuziehen und die Flucht der Ordnungskräfte, nachdem die Zäune, die keinen Schutz boten zerschnitten wurden, ist ein symbolisches Bild dieses Kampfes.
Den TAV anzuhalten ist möglich! Dazu braucht es uns!