Druck wirkt – Findus ist nicht mehr in Isolation

Wir machen weiter und sorgen dafür, dass die Solidarität nicht abreißt – seid Teil davon, schreibt den politischen Gefangenen und organisiert Solidaritätsaktionen.

Zudem wollen wir hier noch die Beiträge der Kundgebun vor der JVA Heimsheim am 21. April 2022 dokumentieren, die auch die Situation der Gefangenen zum Thema haben:

Grußwort von Findus für die Kundgebung
(Die Post wurde leider wiedermal von der JVA aufgehalten, sodass wir Findus‘ Worte nur im Nachhinein veröffentlichen können und nicht bei der Kundgebung verlesen konnten.)

Liebe Genossinnen und Genossen,

Erst einmal möchte ich mich für eure Unterstützung bedanken und dafür das ihr heute vor der hiesigen JVA seit!
Nun möchte ich euch etwas zu der derzeitigen aktuellen Lage in der Absonderung erzählen und euch auch einen Einblick gewähren was das die ersten Tage und Wochen mit einem persönlich macht. Ich glaub als politischer Gefangener welcher auch mal gerne den Wachteln kontra gibt und selten ein Blatt vor den Mund nimmt und versucht den politischen Kampf hinter Gittern auf verschiedenen Ebenen zu führen. Ist es früher oder später nur eine Frage der Zeit bis man in der Absonderungsabteilung landet. Denn auch die Anstaltsleitung und die Beamten suchen auch nach den kleinsten Grashalm um mir eine rein zu würgen und nun sitz ich hier seit über 2 Wochen in der Absonderung, weil ich in nem privaten Brief meine Wut und Frust über die derzeitigen bzw. zu dem Zeitpunkt Umgang mit dem Corona-Virus. Wir als Gefangene durften ganze geschlagene 6 Tage den haftraum nicht verlassen, durften nicht telefonieren geschweige noch Duschen gehen. In der Zeit mussten wir unter den menschenunwürdigsten Bedingungen leben und auch der Körperhygiene nach gehen. Ihr müsst euch mal vor Augen führen wir mussten geschlagene sechs Tage und manche sogar noch länger im haftraum auf der Toilette duschen und uns warmes Wasser mit dem Wasserkocher auf kochen.

Im Hinblick darauf das es uns also meinem haftraum noch gut getroffen hat, weil wir Wasserkocher hatten die nicht jeder Gefangene besitzt, weil er sich diesen oftmals nicht leisten kann macht es die Situation noch viel unmenschlicher.

Nun mal zur Absonderung und wie es mir die ersten Tage erging?

Die ersten Tage waren für mich tatsächlich echt gar nicht so einfach, weil es mal wieder hieß 23 Stunden am Tag auf der Zelle zu sein, die ersten Wochen keine richtige Freizeit machen zu dürfen, nur 3x die Woche duschen zu können und auch nicht mehr täglich telefonieren zu können sowie auch die Abgabe den Großteil meiner Privaten habe machten mir gut zu schaffen. Daraus resultierte dann auch krasser Schlafmangel, weil ich nicht mehr zu ruhe gekommen bin, keine Interaktionen mit anderen Häftlingen außer die eine Stunde am Tag beim Hofgang. Stellt euch mal vor was in eurem Kopf alles so abgeht, wenn ihr 23 Stunden am Tag mit euren Gedanken alleine seit und euch dauerhaft damit außeinandersetzen müsst ob ihr wollt oder nicht. Denn ihr werdet es nie schaffen 23 Stunden am Tag eure Gedanken und Emotionen voll unterdrücken zu können denn spätestens, wenn ihr Abends im Bett liegt und versucht einzuschlafen rauscht euch alles mögliche durch den Kopf und ihr findet keine ruhe mehr. So erging es mir zumindest die ersten Tage und nächte in der Absonderung. Keine schöne Zeit und kein schönes Gefühl das sag ich euch! Doch ihr müsst euch irgendwie mit der Situation vor erst zu recht finden und einen guten Umgang damit finden. Für mich war es einmal ganz klar Briefe zu schreiben, auch mal wieder Briefe an Genoss:innen wo ich meine emotionale Lage geäußert habe, der Kontakt zum Pfarrer um auch einfach mal wieder politische Diskussionen sowie Diskussionen über den gesellschaftlichen Diskurs zu führen und der enge Kontakt zu meinem Anwalt und den Genoss:innen. Ein weiterer wichtiger Aspekt war die interne Knastpost an andere Gefangene, weiter am Sport zu bleiben um den Kopf auch mal abschalten zu können und auch ganz klar der Gedanke daran das es irgendwann ein ende der Absonderung gibt. Ich glaub ein wichtiger Punkt ist den ich mir versuche immer wieder vor Augen zu führen ist das mich das alles nur noch stärker macht und, wenn Sie dich hier nicht brechen, brechen Sie dich auch sonst nicht. Desweiteren stärkt es mich halt vor allem in meinem eisigen Kampf den politischen Kampf hinter Gittern noch konsequenter zu führen und die Flamme die in mir brennt erneut und noch viel stärker als vorher aufbrennen zu lassen.
Dies sind die Konsequenzen die die JVA nun ertragen muss denn mein Willen wir dadurch nur noch mehr gestärkt auch, wenn die erste Zeit keine leichte war. Es ist unheimlich wichtig und unausweichlich aus dem Loch in das man fällt wieder gestärkt heraus zu kommen und dies den Wachteln auch zu präsentieren!

Zum Schluss möchte ich mich noch einmal bei euch allen bedanken für den ganzen Support die letzten Monate und auch für euer erscheinen heute vor der JVA Heimsheim auch das gibt mir Kraft und Mut für die noch bevorstehende Zeit hinter schwedischen Gardinen. Denn nur gemeinsam als kämpfende Bewegung von unten können wir der Repression gegen uns trotzen!

Ich möchte heute auch noch viel Kraft, solidarische Grüße und Mut an die betroffenen Genoss:innen der letzten Hausdurchsuchungen schicken, an die von repression betroffenen und die inhaftierten Genoss:innen Lina, Dy, Veysel und Jan!

Haltet durch und lasst euch nicht von der Repression des Staates und der Knäste der BRD brechen!

Denn wie wir alle wissen und auch von hinter den Mauern zu spüren bekommen ist das die Bewegung wächst und wir auch immer stärker werden! Dies ist allein schon an dem neu gegründeten Zusammenschluss der Antifa-Süd zu spüren das sich etwas tut und wir immer weiter wachsen trotz der zunehmenden Repression gegen uns Antifaschist:innen und Revolutionär:innen!

Ganz in diesem Sinne schick ich auch euch vor die Mauern der Knäste der BRD viel Kraft und Mut für die bevorstehenden Kämpfe und den anstehenden revolutionären 1. Mai!

Lasst euch nicht brechen denn gemeinsam können wir jeder Repression trotzen und noch gestärkt daraus gehen.

Solidarische und kämpferische sowie rote Grüße aus der Absonderung,
eurer Findus!

Redebeitrag von Findus‘ Anwalt

Schön, dass ihr heute alle hier seid !
Wir stehen hier vor einem Klotz aus Betonmauern, Stacheldraht und Panzerglas, wir wissen nicht ob Findus und die anderen Gefangenen uns hören aber ich kann euch versichern, sie bekommen unseren Besuch mit. Strahlend hat mir Findus vor kurzem erzählt „da war ja wohl ein geiles Feuerwerk zum 18. März vor dem Knast, die Lichter und Blitze haben sich im Fenster gespiegelt und die Böller waren ja wohl auch Speziallaut -aaaalle haben darüber haben.“ gesprochen und fanden es Klasse, dass sie von außen was gehört Zweieinhalbjahre Knast, das sind für Findus bis heute 277 Tage in Haft. 277 Tage in einem anderen Universum, in einer Parallelwelt, die sich von unserem Leben gänzlich unterscheidet, 277 Tage, an denen wir uns mit Freund_innen treffen konnten, unseren Tagesablauf halbwegs selbst bestimmen konnten, Pläne schmieden, die Natur genießen, demonstrieren gehen und politisch aktiv sein… trotz Corona war dies in Ansätzen möglich. In Haft wirst du in eine andere Welt geworfen, wenn dein T-Shirt zu politisch ist, darfst du es nicht mit reinnehmen – Anstaltszweck wird gefährdet wenn deine Bücher „Klasse und Kampf“ heißen oder „Mit aller Härte. Wie Polizei und Staatsschutz Linksradikale jagen“ darfst du sie nicht besitzen -Anstaltszweck gefährdet. du hast keinen Zugang zum Internet, inzwischen eine Selbstverständlichkeit für uns alle, nicht einmal eine Schreibmaschine, musst jeden Brief mit der Hand schreiben. alle Briefe an deine Freunde werden kontrolliert, das heißt gelesen. Wenn du dich über Zustände beschwerst, werden sie angehalten oder kommentiert – Anstaltszweck gefährdet. wenn du über die Rote Hilfe ein Abo für die Stuttgarter Zeitung hast, wird dir dieses gestrichen, ist zwar eine bürgerliche Zeitung, wird aber von „Linksextremisten“ finanziert, Anstaltszweck gefährdet Wenn du privat in einem Brief über die Behandlung durch Beamte schimpfst, wird dir Strafanzeige wegen Beleidigung angedroht – Anstaltszweck gefährdet , Auf medizinische Behandlung mußt du teilweise wochenlang warten, das Standardpräparat für alle Erkrankungen ist Ibuprofen, aber nicht als Tablette, das könnte mit Drogen verwechselt oder vertauscht werden, sondern als Zäpfchen, viele Gefangenen schlucken diese Zäpfchen dann zur besseren Wirkung wie eine Tablette Und Findus läuft hier in der JVA noch unter dem besonderen Vermerk „Gewalttäter“, der nochmals spezielle Konsequenzen nach sich zieht. „Gewalttäter“ für diverse Verfahren auf Demonstrationen oder Hausbesetzungen, bei denen die betroffenen Polizeibeamten oder anderen Personen niemals ernsthaft verletzt wurden, nicht einmal irgendeine ärztliche Behandlung war notwendig. Aufgrund der eindeutig politisch zu würdigenden Tatbestände des „tätlichen Angriffs“ und des „besonders schweren Landfriedensbruchs“‚, die bereits in der Mindeststrafe eine Haftstrafe beinhalten, wurde Findus wegen dieser Demonstrationsdelikte zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Corona hat die Haftbedingungen nochmals extrem verschärft. Eine lange Zeit ohne persönliche Besuche, nur Skype-Termine, keine Berührungen oder Umarmungen bei Besuchen, selbst Anwaltsbesuche nur mit Trennscheibe wie bei 129 a Verfahren. Insgesamt hat Findus wohl bisher sechs oder sieben Besuchstermine gehabt, 277 Tage und sieben Besuche. Letztendlich ist Corona dennoch in den Anstalten ausgebrochen, dann gab es weitere Einschränkungen, Duschen wurde reduziert, so dass sich die Gefangenen auf der Toilette mit warmen Wasser aus dem Teekocher waschen mussten, – nur die Privilegierten haben überhaupt einen solchen. Viele Beschäftigte, auch Sozialarbeiterinnen, waren im Home Office, einmal rief mich Findus fassungslos an, auf dem ganzen Stockwerk gibt es kein Klopapier mehr die Person, die in Home Office ging, hatte den Schlüssel für den Putzraum mitgenommen und war mehrere Tage nicht anwesend. Die Situation eines Strafgefangenen unterscheidet sich elementar von der eines Angeklagten im Strafprozess.

Dort giltst du formal noch als unschuldig, bist nicht gezwungen, Aussagen zu machen oder Maßnahmen zuzustimmen. Als verurteiltem Strafgefangenem wird dir ein System von Vollzugslockerungen in Aussicht gestellt, dass du nur bekommst, wenn du mit dem System kooperierst. Sobald es Probleme gibt, Widersprüche, Beschwerden der Beamten, und die gibt es schnell, stehen die gesamten Vollzugslockerungen infrage. Wenn du dich weigerst, mit Psychologen zu sprechen, ein Opfer- Empathietraining zu machen d.h. eine Tat aufzuarbeiten und sie zu bereuen, stehen die Vollzugslockerungen infrage d.h. es gibt keinen Freigang, es gibt keine 2/3 Entlassung für Findus stellt sich die Frage, gehe ich nach 20 Monaten hier raus oder erst nach 30. Aber gerade jemand mit dem politischen Selbstverständnis von Findus, dass er auch in der Haft offen vertritt, wie soll er nicht in Widerspruch zu diesem System kommen, wenn man ihm selbst die Kleider vorenthält, seine persönlichen Bücher. Wie soll er sich in ein System einfügen, dass auf dem Prinzip beruht : Das gibts hier nicht – das bekommst du nicht – das ist hier so, basta. Gerade befindet sich Findus z.B. in der so genannten ‚Absonderung“, einer speziellen Repressalie, in Einzelzelle, Sperrung vieler Privilegien, in einer fremden Zelle, ohne seine eigenen Sachen, weil er sich in einem Brief über die Situation und die teilweisen konfusen Maßnahmen und Einschränkungen nach dem Coronaausbruch beschwerte. Die Briefkontrolle empfand die Formulierungen von Findus als eine Bedrohung gegenüber den Beamten, obwohl er mit diesen überhaupt nicht gesprochen hatte. Zack zack wirst du kurz für neun Wochen in einen Sonderstatus verlegt, weil du dich in einem Brief zornig geäußert hast – der Jurist in mir hofft auf die Klage bei der Strafvollstreckungskammer. Auch unter den Gefangenen gibt es Widersprüche, extreme Männlichkeitsrituale, die Macht des Coolen und des Starken, manche, die nur nach ihrem eigenen Nutzen sehn. Aber die meisten, gerade auch internationalen Gefangenen, verhalten sich solidarisch miteinander, versuchen den Knastalltag gemeinsam zu meistern, auch Findus hat sich hier eingebracht. Er hat mir erzählt, es gibt gemeinsames Kochen, gemeinsamen Besitz von privaten Lebensmitteln, alles was der Einzelne einkauft, wird zusammengelegt, damit die, die weniger Einkauf haben, ebenfalls Lebensmittel und anderes bekommen können, aus dem gemeinsamen Topf. Wenn jemand Geburtstag hat, kochen und backen -und feiern- alle zusammen, es gibt Bacclava und Schokoladenkuchen und alles was gerade verfügbar ist. Und wenn es Streit gibt, bist du auch nicht allein. Dennoch dominiert das Gefühl, weggesperrt zu sein, die angekündigten und gesetzlich normierten Möglichkeiten zur Perspektive, Ausbildung, sinnvolle Arbeit gibt es nicht -Arbeiten im Knast heißt, stupides Zusammensetzen einfacher Teile auf Akkord mit denen die externen Firmen sich Maschinen sparen. Ein Lichtblick in diesem Knastalltag ist der Austausch mit vielen Freund_innen und Genoss_innen von draußen. Findus hat erzählt, die Beamten sind völlig konsterniert über die Flut von Briefen, die er erhält, andere Gefangene würden nie Briefe bekommen, er bekommt wöchentlich Dutzende. Wir mussten uns sogar juristisch darum streiten, dass er mehr als die eigentlich nur zugelassenen 50 Briefe in seiner Zelle behalten darf. Auch, dass der Anwalt SO oft zu Besuch kommt, verstehen die Beamten nicht, „hat der schon wieder seinen Anwaltsbesuch, was gibt’s denn da dauernd zu besprechen ?“ Wir werden Findus hier nicht allein lassen, auch und gerade weil es den Anstaltszweck gefährdet!

Grußwort des Bundesvorstands der Roten Hilfe e. V. zur Solikundgebung für Findus

Liebe Genossinnen und Freundinnen,
im Moment greifen der Staat und seine Repressionsorgane wieder verstärkt linke und vor allem antifaschistische Bewegungen an – und Baden-Württemberg hat sich zur Hochburg der staatlichen Verfolgung entwickelt. Die grün-schwarze Landesregierung lässt fast nichts unversucht, um fortschrittliche Aktivistinnen einzuschüchtern und mundtot zu machen – sei es mit brutaler Polizeigewalt gegen Demonstrationen, sei es mit Überwachungsmaßnahmen oder mit häufigen Hausdurchsuchungen wie erst wieder am 22. März in Stuttgart, Villingen-Schwenningen und Tübingen. Die Klassenjustiz verhängt immer höhere Urteile und zunehmend Haftstrafen, und mit Schikanen aller Art wollen sie die eingeknasteten Genossinnen kleinkriegen.
Das muss im Moment auch Findus erfahren, der sich trotz der langen Haftstrafe immer wieder in politische Debatten einmischt, der uns, die wir draußen stehen, in seinen Grußworten und Briefen kämpferische Hoffnung gibt, der uns zeigt, dass uns die Mauern nicht trennen können, und uns Mut macht, die gemeinsamen Ziele Wirklichkeit werden zu lassen.
Wenn politische Gefangene so kämpferisch sind wie Findus, ist das den Herrschenden nicht nur ein Dorn im Auge. Kämpferische Gefangene sind Sand im Getriebe der Knastabläufe und der Repressionsmaschinerie; sie sind der Funke, der die nur mühsam unterdrückte Wut der einzelnen und vereinzelten Gefangenen entzündet und sie zum kollektiven Handeln ermutigt. Kämpfende Gefangene sind zugleich das lebende Zeichen, dass auch Knast nicht das Ende der Fahnenstange ist. Sie zeigen, dass Solidarität von uns hier draußen und politisches Bewusstsein der Genossinnen drinnen dem Knast seinen Schrecken nehmen können. Damit verliert Knast als ultimative staatliche Drohung seine zerstörerische Kraft, er kann uns nicht mehr einschüchtern. Und genau deshalb sind kämpfende Gefangene besonders im Schussfeld der Knastverwaltungen: Mit Zumutungen und Schikanen, mit Isolation und Zensur versucht der Staat, Findus zu brechen. Und wir fordern die Knastverwaltung auf, diese Angriffe und Zermürbungsstrategie gegen Findus sofort zu beenden! Doch egal was der Staat ausheckt, egal welche Schikanen noch kommen: Unsere Solidarität ist stärker. Und Findus weiß das. In seinem Grußwort zum 18. März, dem Tag der politischen Gefangenen, erinnerte er uns daran, wie wichtig es ist, dass wir hier draußen die Gefangenen mit unseren Besuchen, mit Kundgebungen und Briefen unterstützen und ihnen zeigen, dass sie nicht vergessen sind und dass wir unsere Kämpfe miteinander verbinden. Findus schrieb: „Denn glaubt mir, es gibt nichts Schlimmeres, als von seinen Genossinnen, Freundinnen isoliert und getrennt zu sein. Aber genau dem haben wir es geschafft zu trotzen und dem reaktionären Staat nicht in die Hände zu spielen, sondern ihnen aufgezeigt, was es heißt, als kämpfende Bewegung zusammenzuhalten und jeder Repression zu trotzen. (…) In diesem Sinne: Der Kampf geht weiter, ob vor oder hinter den Mauern der Knäste!“ Treffender lässt es sich nicht sagen. Wir als Rote Hilfe e. V. stehen solidarisch an der Seite von Findus, von Dy, von Lina, von Jan und Ella, an der Seite der kurdischen Aktivistinnen und all der anderen Genoss*innen, die in den Gefängnissen sind oder von Haftstrafen bedroht sind.
Wir fordern die Freiheit von Findus und allen politischen Gefangenen – jetzt sofort!
Solidarität ist unsere Waffe!

Rede des Solikreises

Hallo liebe Leute,

schön, dass ihr hier auf diesen abgelegenen Berg in Heimsheim gekommen seid.

Wir als Solikreis begleiten Findus und seinen Fall seitdem klar war, dass eine Haftstrafe für ihn im Raum steht. Er ist ein Freund und Genosse und wir lassen ihn nicht allein.

Die Solidarität, die Findus von Außen erfährt, stärkt ihn, das meldet er uns immer wieder zurück. Durch die Briefe die er bekommt, kann er zumindest in Gedanken an dem Leben außerhalb der Knastmauern teilnehmen und so schenkt ihm jeder Brief, den er erhält ein paar Minuten Ablenkung von dem tristen Knastalltag.

Dass Findus viele Briefe bekommt und dass immer wieder Leute ein paar Silvesterraketen über die Knastmauern schießen, bekommen auch die anderen Gefangenen in der JVA mit und so kommt auch in der JVA das Thema der Solidarität und die Rolle von Findus als politischer Gefangener immer wieder auf.

Wir kennen Findus und wissen, dass er zu seinen Idealen und Überzeugungen steht. Das hat er als politischer Aktivist auf der Straße gezeigt und das versucht er jetzt auch bestmöglich hinter Gittern.

Seitdem er eingesperrt ist versucht er sich für Solidarität unter den Gefangenen, gegen Egoismus, gegen Verrat und gegen die Zusammenarbeit mit den Repressionsbehörden einzusetzen. Er versucht über Anträge seine und die Rechte seiner Mitgefangenen einzufordern und lässt nicht jede Schikane einfach so über sich ergehen.

Das ist der JVA ein Dorn im Auge.

Die JVA spricht immer wieder von „Resozialisierung“ und bergründet damit verschiedene Schikanen gegen Findus und andere. Zum Beispiel wurde ihm eine Zeitlang das Abo der Stuttgarter Zeitung – dieses konservativen Blättchens- nicht ausgehändigt, da es von der Roten Hilfe bezahlt wird – und diese sei nicht gut für seine „Resozialisierung“!

Dabei ist allen klar und alle Statistiken beweisen es seit Jahren: Knäste dienen nicht der „Resozialisierung“ – ein Großteil der Gefangenen wird wieder so genannt „rückfällig“, viele lernen viele kriminelle Skills im Knast und haben es nach dem Knastaufenthalt noch schwerer sich auf legalem Weg in die Gesellschaft integrieren zu können.

Vor allem: die Knäste wollen ruhige und sedierte Häftlinge, die für minimales Geld in den Knastfabriken arbeiten und sich nicht aktiv und engagiert sich für ihre Rechte einsetzen.

Nach Außen wird der Knast immer so dargestellt, als seien hier vor allem Mörder und Vergewaltiger untergebracht. Sie sitzen dort zwar auch, doch sind sie definitiv eine Minderheit. Der Großteil der Menschen dort sitzt wegen kleineren Delikten, wegen Delikten, welche durch ihre gesellschaftliche Stellung entstehen, durch rassistische Gesetzgebung oder durch Armut.

Wir stehen heute hier, um zu zeigen, dass wir das was hinter Gittern passiert nicht unwidersprochen lassen und nicht stillschweigend hinnehmen. Dass wir nicht schweigen, wenn Gefangene in unmenschlichen Zuständen isoliert werden!

Wir stehen hier in Solidarität mit Findus, dem Widerstand der Gefangenen gegen die miesen Zustände in der JVA! Wir stehen ein für eine Perspektive einer Gesellschaft, die auf einem Miteinander basiert, in der eine Gesellschaft nach den Bedürfnissen der Menschen organisiert wird und nicht wie heute nach den Profiten von Großkonzernen und deren Lobbys.

Es ist wichtig, dass wir unsere Empörung über die Willkür und die Repression nicht nur in uns reinfressen, sondern dass wir sie nach Außen tragen und sie zu einem kollektiven Widerstand gegen diese Zustände werden lassen.

Unterstützt die politischen Gefangenen, schreibt Briefe, auch wenn ihr die Leute nicht selbst direkt kennt. Lassen wir nicht spalten in kriminell oder nicht kriminell, sondern lasst uns vielmehr mit den Menschen solidarisieren, die am härtesten ausgebeutet, ausgeschlossen und unterdrückt werden!