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Evin Timtik: Warum ist sie im unbefristeten Hungerstreik?

Evin TIMTIK setzt ihren Kampf für einen gültigen Asylreisepass täglich mit einem Zelt vor dem österreichischen Parlament, seit 20. Oktober 2015 mit einem unbefristeten Hungerstreik fort.
Evin Timtik ist Kurdin aus der Türkei. Sie ist aufgrund politischer Verfolgung und durch die türkischen Behörden seit 5 Jahren anerkannter politischer Flüchtling in Österreich und lebt seit 6 Jahren in Wien. Seit einiger Zeit ist sie auch Vorstandsmitglied im MigrantInnenverein Anatolische Föderation, der sich vor allem sozialen Problemen in Österreich lebender MigrantInnen aus der Türkei annimmt.

Ihr Asylpass wurde ihr nach Ablauf des Gültigkeitsdatums vom BFA nicht verlängert, weshalb sie in ihrer Reisefreiheit eingeschränkt ist.

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Seit nunmehr 8 Monaten fordert sie die Verlängerung ihres Konventions-Reisepasses (Reisedokument für Flüchtlinge).
Im Beschluss des BFA wird eine Notiz des Innenministeriums zitiert, in der es heißt, sie würde durch ihre „Ausreise ins Ausland die innere und äußere Sicherheit des Landes gefährden“. Das Staatsschutzgesetz zeigt offenbar Wirkung, noch bevor es durchgesetzt ist. Das Innenministerium macht von einem sogenannten „Geheimhaltungsrecht“ Gebrauch. Aufklärungspflicht gegenüber Evin Timtik gibt es somit nicht. Ihr muss ein noch so massiver Vorwurf nicht begründet werden.
Nach zwei negativ beantworteten Einsprüchen wurde vor über 2 Monaten Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof eingelegt. Eine Antwort steht noch aus.
Während der rechtliche Kampf sozusagen immer noch im „Stau“ steckt, führt Evin Timtik seit 66 Tagen, anfangs vor der Asylbehörde, dann vor dem Parlament und vor dem Innenministerium in Wien, eine Mahnwache durch, wo sie bisher weit mehr als 2000 Unterschriften sammelte.
Gegen diese Behördenwillkür trat Evin schließlich am 20. Oktober in einen zuvor angekündigten unbefristeten Hungerstreik. Mit ihr gemeinsam befindet sich abwechselnd jeweils ein Mitglied der Anatolischen Föderation im Hungerstreik.
In diesem Kampf geht es jetzt nicht mehr alleine darum, die Maßnahme gegenüber Evin Timtik anzuprangern und die Beendigung dieser zu fordern, sondern auch darum, die zunehmenden Kriminalisierungsversuche gegenüber ihres MigrantInnenvereins durch die

Verfassungsschutzbehörde abzuwenden.

Am 13. Oktober wurde gegen 6:00 Uhr morgens das Lokal der Anatolischen Föderation im 15. Wiener Gemeindebezirk auf skandalöse Weise von der Polizei aufgebrochen, sämtliche im Verein befindliche Gegenstände, u.a. türkische Zeitschriften, Musik-CD’s der türkischen Protestband Grup Yorum, rote Fahnen und Spruchbänder gegen Rassismus, Kriegspolitik, Menschenrechtsverletzungen in der Türkei und Angriffe auf politische Gefangene wurden mitgenommen.
Darüber hinaus wurden 7 Personen, 5 von ihnen großteils in ihren Wohnungen festgenommen und hinterher in verschiedenen Polizeirevieren einzeln vernommen. In den Familienwohnungen blieb reines Entsetzen zurück: 4-jährige Kleinkinder, die aus Angst vor maskierten, bewaffneten, mit Hunden eindringenden Gestalten sagten „Mama, bitte halte mir etwas vor die Augen, ich will das nicht sehen“. Ein weiters 4-jähriges Kind eines Vorstandsmitgliedes, das ähnliches erleben musste, signalisiert weiterhin Angst, dass das Haus auf diese Weise überfallen werden könnte.
Ganz zu schweigen von dieser häßlichen Methode, Familien in ihren eigenen Wohnungen derartig einzuschüchtern, sehen die Mitglieder der Anatolischen Föderation keinerlei Rechtfertigung dafür, den Verein und seine Tätigkeiten zu kriminalisieren.

Offene, demonstrative Kritik am Vorgehen des „faschistischen“ Regimes in Ankara, das Gedenken seiner zahlreichen Opfer, antirassistisches Engagement, Teilnahme und Aufruf zu Konzerten der Band Grup Yorum, die seit den 80er Jahren zur bekanntesten, populärsten und erfolgreichsten Musikgruppe in der Türkei zählt, stehen offenbar unerhörter Weise im Visier des hiesigen Verfassungsschutzes.

Wenn selbst in Österreich mit solchen Methoden und Vorwänden legitime, antifaschistische und antirassistische Meinungen verfolgt werden, ist dies tatsächlich eine ernstzunehmende Entwicklung, mit der traurigen Tendenz, einem AKP-Regime unter Tayyip Erdogan Hilfe zu leisten.

Info: Evin Timtik und Mitglieder der Anatolischen Föderation setzen ihre Hungerstreikaktion täglich von 11:00-18:00 Uhr vor dem Parlament fort.
Am 26. Oktober findet die Aktion ausnahmsweise vor dem Innenministerium, auf dem Minioritenplatz statt.
Kontakt: ++43 (0) 681 106 362 51
E-mail : evin.asylstreik@gmail.com
Facebook:Evin Evin Timtik
Online imza için kısa link: http://chn.ge/1Lwp3ll