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Gaza: Israel erschießt erneut palästinensischen Teenager – Zahl der getöteten Kinder steigt auf 12

(PN) 01.05.2018 – Israelische Soldaten haben am Grenzzaun zum Gazastreifen erneut drei Palästinenser erschossen, darunter einen 16jährigen Jungen. Damit steigt die Zahl der durch Israel getöteten palästinensischen Kinder dieses Jahr bereits auf 12.
 
Demonstrant wird medizinisch am Boden versorgt WANN
Ein verletzter Demonstrant wird bei den Protesten am Grenzzaun des Gazastreifens notfallmäßig versorgt. (Foto: WANN)
Nach Angaben des al-Mezan Zentrums für Menschenrechte wurden am Sonntag am Grenzzaun bei zwei verschiedenen Vorfällen drei Palästinenser getötet und weitere drei festgenommen und verschleppt.

 
Bei den Getöteten handelt es sich um den 18jährigen Yousef Ahmad al-’Ammawi, seinen 20jährigen Bruder Atiya Mohammad al-’Ammawi sowie den 16jährigen Youseff Jasser Abu Jazar. Alle stammen aus Rafah im Süden des Gazastreifens. Die Leichen der drei wurden von israelischen Soldaten auf israelisches Gebiet gebracht, und Israel weigert sich, diese an die Angehörigen im Gazastreifen herauszugeben.
 
Yousef Jasser Abu Jazar 16
 
Mit dem 16jährigen Abu Jazar hat Israel in den vergangenen Wochen während der Proteste am Grenzzaun inzwischen sechs palästinensische Kinder erschossen. Insgesamt steigt die Zahl der im Jahr 2018 von Israel getöteten palästinensischen Jugendlichen auf 12. Nach nur vier Monaten des Jahres ist diese Zahl damit schon fast so hoch, wie die Zahl für das gesamte letzte Jahr.
 
2017 tötete Israel 14 palästinensische Kinder.
 
Israels Bildungsminister schiebt Schuld dem Opfer zu
Dass die israelische Regierung mit dem Erschießen von Kindern keine Probleme hat, im Gegenteil, die Schuld dafür bei den Getöteten selber sucht, machte der israelische Bildungsminister Naftali Bennett letzte Woche deutlich. Bei den Freitagsprotesten am 20. April hatten israelische Scharfschützen dem 15jährigen Mohamed Ayoub in den Kopf geschossen und ihn getötet. Am Sonntag danach gab Naftali Bennett dem Radiosender der Armee in der Morgensendung ein Interview. „Sind wir nicht zu weit gegangen?“, wollte Moderator Razi Barkai in Bezug auf die Tötung des 15jährigen wissen. „Wenn er zur Schule gegangen wäre, wie jedes andere Kind, hätte es kein Problem gegeben,“ antwortete Bennett. Damit machte der israelische Bildungsminister das Kind dafür verantwortlich, dass ihm ein israelischer Soldat in den Kopf geschossen hatte. Dass am Freitag – in der muslimischen Welt dem christlichen Sonntag entsprechend – gar keine Schule stattfand, ignorierte der Bildungsminister.
 
Brigadegeneral bestätigt gezieltes Schießen auf Kinder
Dass die Erschießung dieses und der weiteren inzwischen sechs Jugendlichen bei den Protesten im Gazastreifen auch kein Versehen war, sondern eine gezielte Tötung, bestätigte ein Brigadegeneral der Reserve der israelischen Armee ebenfalls in einem Radiointerview. In der Sendung Yoman Hashevua des Senders Kan unterhielt sich der Radiomoderator mit Brigadegeneral der Reserve Zvika Fogel über die Tötung des 15jährigen Mohamed Ayoub.
 
Radiomoderator: Sollte nach diesem Tod des Kindes die israelische Armee ihren Einsatz von Scharfschützen überdenken?
 
Fogel : Jeder, der sich dem Grenzzaun nähert, sollte für diese Übertretung einen Preis bezahlen. Falls dieses Kind oder sonst jemand sich dem Grenzzaun nähert, um einen explosiven Gegenstand anzubringen, oder zu prüfen, ob es irgendwo Lücken gibt, oder um den Zaun zu zerschneiden, damit jemand in das Gebiet von Israel eindringen kann, um uns zu töten …
 
Radiomoderator: Dann ist seine Bestrafung der Tod?
 
Fogel : Seine Bestrafung ist der Tod. Soweit es mich betrifft, ja. Wenn man ihn nur mit Schüssen stoppen kann, in den Arm oder das Bein – großartig. Aber ansonsten fragen Sie mich mal, wessen Blut dicker ist, unseres oder deren?
 
Radiomoderator: Aber uns wurde doch beigebracht, dass man scharfe Munition nur einsetzen soll, wenn Soldaten in unmittelbarer Gefahr sind?
 
Fogel : Kommen Sie, lassen Sie uns das von der Ebene der Werte betrachten. Nehmen wir einmal an, dass wir die taktische Ebene verstanden haben, da wir es nicht tolerieren können, dass jemand unsere Grenze überschreitet oder unsere Grenze verletzt, dann lassen Sie uns zur Ebene der Werte weitergehen. Ich weiß, wie diese Befehle gegeben werden. Ich weiß, wie ein Scharfschütze schießt. Ich weiß, wie viele Freigaben er benötigt, bevor er die Freigabe erhält, das Feuer zu eröffnen. Das ist nicht die Spontanität eines einzelnen Scharfschützen, der den kleinen Körper eines Kindes sieht und beschließt, zu schießen. Jemand markiert das Ziel für ihn sehr präzise und sagt ihm sehr genau, warum geschossen werden muss und welche Gefahr von dem Individuum ausgeht. Und zu meinem großen Bedauern ist es so, dass man manchmal auf einen kleinen Körper zielt und man möchte seinen Arm oder die Schulter treffen und der Schuss geht höher. Das Bild ist kein schönes Bild. Aber wenn das der Preis ist, den wir zahlen müssen, um unser Sicherheit und die Lebensqualität der Bewohner des Staates Israel zu erhalten, dann ist das eben der Preis.
 
Die Erschießung des 15jährigen Ayoub war, wie schon in etlichen anderen Fällen, per Video festgehalten.
 
 
Der Junge befand sich nicht einmal in der Nähe des Grenzzaunes, geschweige denn, versuchte diesen zu durchbrechen. Ein israelischer Scharfschütze schoss ihm aus großer Entfernung in den Kopf.
 
Die offiziellen Schießregeln der israelischen Armee sehen im übrigen vor, in den Unterleib zu schießen, nicht, wie Fogel erklärte, in den Arm oder die Schulter.
 
Der Brigadegeneral bestätigte in dem Radio-Interview, was bereits nach Äußerungen der israelischen Armee als Verdacht im Raum stand: dass diese Erschießung, wie die vorherigen, kein Versehen, sondern ein gezielter, wohldurchdachter Akt zur Tötung des Kindes war.
 
Sechs Kinder hat Israel bereits in den vergangenen Woche im Gazastreifen durch gezielte Schüsse in den Kopf getötet. Bereits vorher waren sechs weitere Jugendliche durch Schüsse israelischer Soldaten in der Westbank und im Gazastreifen zu Tode gekommen.
 
Damit hat Israel in den ersten vier Monaten des Jahres bereits 12 palästinensische Kinder getötet, obwohl in keinem Fall eine Gefahr für israelische Soldaten bestanden hatte, welche den Einsatz tödlicher Gewalt gerechtfertigt hätte.
 
Class of Alaa with his picture mourning
Einen Tag, nachdem israelische Soldaten den 17jährigen Ala’ Yahya az-Zamily erschossen, trauern seine Schulkameraden in der Klasse neben seinem leeren Platz. (Foto: twitter)
Die bisher in 2018 durch Israel getöteten palästinensischen Kinder:
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Yousef Jasser Abu Jazar 16Yousef Jasser Abu Jazar
 
16 Jahre alt
 
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Am 29.04.2018 von der israelischen Armee in Gaza am Grenzzaun getötet.
 
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Azzam Owaida 15 portraitAzzam Owaida
 
15 Jahre alt
 
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Am 27.04.2018 von der israelischen Armee in Gaza durch Kopfschuss getötet.
 
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Mahmoud Ibrahim Ayoub 15Mohamed Ibrahim Ayoub
 
15 Jahre alt
 
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Am 21.04.2018 von der israelischen Armee in Gaza durch Kopfschuss getötet.
 
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AlaZamilyAla’ Yahya az-Zamily
 
17 Jahre alt
 
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Am 06.04.2018 von der israelischen Armee während der Freitagsproteste in Gaza getötet.
 
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Hussein Mohammad MadhiHussein Mohammad Madhi
 
16 Jahre alt
 
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Am 06.04.2018 von der israelischen Armee während der Freitagsproteste in Gaza getötet.
 
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Ibrahim Abu Sha’er 17 selfieIbrahim Abu Sha’er
 
17 Jahre alt
 
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Am 31.03.2018 von der israelischen Armee während der Freitagsproteste in Gaza getötet.
 
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Salem Sabah 16Salem Mohammad Sabah
 
16 Jahre alt
 
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Am 17.02.2018 von der israelischen Armee in Gaza getötet, als er sich dem Grenzzaun näherte.
 
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Abdallah Ermelat 14Abdullah Ayman Salim Irmeilat
 
14 Jahre alt
 
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Am 17.02.2018 von der israelischen Armee in Gaza getötet, als er sich dem Grenzzaun näherte.
 
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Laith smLaith Haytham Abu Na’im
 
16 Jahre alt
 
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Am 30.01.2018 von einem israelischen Soldaten bei Protesten gegen eine Razzia in al-Mughayer in den Kopf geschossen und getötet.
 
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Ali Kino QuadousOmar Kino Qadous
 
16 Jahre alt
 
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Am 11.01.2018 von einem israelischen Soldaten an einer Straßensperre bei Nablus in den Kopf geschossen und getötet.
 
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Ameer Abu MusaedHamid Abu Musaed
 
16 Jahre alt
 
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Am 11.01.2018 von einem israelischen Soldaten über den Grenzzaun zum Gazastreifen hin in die Brust geschossen und getötet.
 
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Mus’ab Tamimi portraitMus’ab Tamimi
 
16 Jahre alt
 
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Am 03.01.2018 von einem israelischen Soldaten in Deir Nidham in den Hals geschossen, wobei die Halsschlagader zerfetzt wurde.