Sergül Albayrak

Im Kampf gegen die Isolationshaft in der Türkei hat die Menschenrechtlerin Sergül Albayrak ihr Leben gelassen!

Sie war eine sehr junge, lebenslustige Frau. In ihr vereinigte sich die ganze Schönheit des Menschen und der Natur. Sie war in Deutschland geboren und aufgewachsen. So wie viele Jugendliche in Deutschland war sie im Drogen- und Degenerations-Sumpf gesteckt. Als sie noch ein kleines Mädchen war, hatten sich ihre Eltern getrennt, und sie wuchs buchstäblich auf der Straße auf. Sie rannte von einem Abenteuer ins nächste. Sie hatte sogar zu dieser Zeit alle europäischen Länder per Auto-Stopp bereist. Sie war eine angstfreie, verrückte, junge Frau. Sie blieb nicht stecken in dem Sumpf. Sie lernte Revolutionäre kennen, sie entfernte sich von allem Übel. Eines Tages als sie in ihr Land fuhr, um ihre Verwandten zu besuchen, wurde sie verhaftet. In der Haft wurde sie gefoltert und vergewaltigt. Und als ob das nicht reichen würde, wurde sie inhaftiert. Als sie ins Gefängnis kam, hatte ich sie empfangen. In der ersten Zeit hatte sie Angst, ihre Augen blitzten, denn in der Gewahrsamnahme hatte sie unmenschliche Folter erfahren. Die Folterer hatten ihr das niederträchtigste angetan. Sie konnte nicht einmal ihre eigene Muttersprache richtig sprechen, als sie ins Gefängnis kam. Unter Benutzung von deutschen Begriffen versuchte sie, ihr Anliegen mitzuteilen. Sie war erst 18 Jahre alt, sie wuchs unter den Angriffen des Staates im Gefängnis auf; sie lernte den Staat und das Leben kennen, sie reifte. Sie hat den faschistischen türkischen Staat und das Leben darin kennen gelernt. In Typ-F-Isolationsgefängnissen begann sie mit dem Todesfasten. Gleich neben ihr, vielleicht in ihren Armen machten viele ihrer Freunde ihren letzten Atemzug. Es war unmöglich, dass sie das Erlebte vergessen konnte.
Sergül war eine von denjenigen, die durch die „Entlassungs-Bestechung“ entlassen wurde, die der Staat entwickelt hatte, um den Widerstand zu brechen. Ein paar Tage nachdem sie entlassen wurde, ist sie von zu Hause davongelaufen und hat sich auf dem Taksim-Platz in Istanbul verbrannt. In den Bildern in den Zeitungen waren ihre Arme hochgehoben und sie machte noch immer das Sieges-Zeichen. Unter dem Bild stand: „Schafft Isolation ab, Stoppt das Sterben!“ Ja, sie war aus dem Gefängnis entlassen worden, war in Freiheit, niemand zwang sie mehr zu irgendwas. Und sie lief von zu Hause weg und machte die Aktion auf dem Taksim-Platz. Sie verstehen die Aktion vielleicht nicht, das ist normal. Aber jemand, der diese Gefühle erlebt hat, wie kann er das anders machen, wie kann er anders damit umgehen. Wenn Sie in den nächsten Tagen an das Victory-Zeichen denken, überlegen Sie sich etwas.
Quelle:
Prozesserklärung von Erdal Gökoglu vom 05.02.2019
http://political-prisoners.net/…/6787-prozesserklaerung…