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In Ludwigshafen fand das 8. Konzert unter dem Motto „Eine Stimme Ein Herz gegen Rassismus“ statt

Resultierend aus einer dreiwöchigen Arbeit fand am 1. Juni 2019 in der deutschen Stadt Ludwigshafen das 8 Konzert unter dem Motto „Eine Stimme Ein Herz gegen Rassismus“ statt. Bei diesem Konzert, das erneut in einer Veranstaltungshalle stattfinden konnte, wurde der Saal mit roten Fahnen umgeben, konnten unseren Menschen alle Möglichkeiten angeboten werden. Angefangen von einem Kinderpark bis zur Gesichtsbemalung realisierten wir ein Konzert, das Menschen im Alter von 7 bis 70 ansprach.

Im Eingangsbereich wurden Gedenktische für dievon Nazis in Solingen ermordeten sowie die Gefallenen des Juni-Aufstands in der Türkei eingerichtet.
Einlass zur Halle war ab 15:00 Uhr.
Aus mehreren Ländern und Städten Europas reisten Menschen an, um an dem reichhaltigen Programm teilzunehmen. Vor dem Konzertbeginn, tanzten Dutzende Menschen im Innenhof der Veranstaltungshalle in Begleitung von „Davul und Zurna“ (Trommel und Flöte), mit roten Fahnen. an der Spitze des Halays.
Das Programm startete um 17:00 Uhr. Die ModeratorInnen wiesen auf Probleme wie Rassismus und Entfremdung in Europa hin und riefen zur Organisierung gegen diese auf.
Als Teil der Eröffnungsrede wurden Gedichte verlesen und es erging ein anschließender Dank an alle, die an der Realisierung des Konzerts beteiligt waren.
Die Rede wurde mit Applaus beantwortet.

Danach verlas ein Vertreter der „Volksräte in Deutschland“ (Almanya Halk Meclisi) einen Text im Zusammenhang mit den Aktivitäten seiner Organisierung. Er rief die Menschen auf, sich in den Volksräten zu organisieren, um dort gemeinsam Lösungen für die Probleme zu entwickeln.
Anschließend trat der erste Künstler, Erdogan Emir auf die Bühne. Freude und Leid der kurdischen Bevölkerung wurde in den Liedern des Künstlers wiedergespiegelt, die in der vom Aussterben bedrohten Sprache „Zaza“ vorgetragen wurden.

Der Abgeordnete der Linkspartei im deutschen Bundestag Diether Dehm, der stets seine Solidarität mit Grup Yorum demonstrierte und in diesem Zusammenhang mehrmals Anfragen an das Parlament richtete, betonte bei seinem Auftritt gleich zu Beginn, dass Grup Yorum nicht zum Schweigen gebracht werden kann.
Diether Dehm ist ein Freund von Grup Yorum, der sich auch diesmal gegen ein angestrengtes Verbot des Konzerts aussprach. Diese Freundschaft wurde von den Fans mit einem „Hoch die Internationale Solidarität“ gewürdigt.
Nach der Ansprache von Diether Dehm trat der zweite Künstler der Veranstaltung auf die Bühne: Erdal Bayrakoglu. Er trug seine Lieder in einer weiteren, immer rarer werdenden Sprache Anatoliens vor, der lazischen Sprache. Eine halbe Stunde lang begeisterte er mit seiner kräftigen Stimme das Publikum.

Am Ende des ersten Teils, kam ein Vertreter der MLPD auf die Bühne, der den Widerstand von Grup Yorum begrüßte.
Vor der Pause marschierten Mitglieder des „Widerstandsrats“ auf die Bühne und brachten in einer Erklärung die rechtswidrigen Entzug ihrer Aufenthaltsrechte sowie ihren Widerstand dagegen zum Ausdruck.

In der Pause sammelten sich Menschen an den Essensständen, die den revolutionären Gefangenen gewidmet waren wie auch beim Halay, der erneut von Davul und Zurna begleitet wurde.
Das Programm wurde nach einer halbstündigen Pause mit dem Vortrag von zwei Vertreterinnen des „Hasan Ferit Gedik-Zentrums zur Bekämpfung von Drogen“ fortgesetzt.
Sie berichteten, dass das Zentrum zum Kampf gegen die vorwiegendsten Probleme der Bevölkerung, gegen Drogen und Glücksspiele gegründet wurden, und dort bereits viele Menschen von ihren Problemen befreit werden konnten.

Als nächstere Künstler trat Tolga Sag auf die Bühne. Er beeindruckte mit seinen Saz-Künsten und Liedern.
Unsere drei Künstler zeigten die umfangreiche Anatolische Kultur, indem sie sie Lieder der kurdischen, lazischen und alevitischen Bevölkerung vortrugen.

Vor dem Auftritt von Grup Yorum marschierte „Europa’s Dev-Genc’s“ (revolutionäre Jugend Europas) mit roten Fahnen auf die Bühne und es wurden aus dem Publikum Parolen gerufen.
Es wurde erneut das Problem des Rassismus angesprochen und die Dev-Genc’s riefen auch ihrerseits auf, sich ihren Reihen anzuschließen.

Seit 2015 gibt es das Bestreben des deutschen Imperialismus, die Konzerte unter dem Motto „Eine Stimme und ein Herz gegen Rassismus“ zu verbieten.
Grup Yorum war es in der Zeit nach dem Juni-Aufstand in unserem Land (Türkei) gelungen, Millionen Menschen bei ihren Konzerten zusammen zu führen.
Die Kraft, die im Inönü Stadion 55.000 Menschen zusammenbrachte, schaffte es in Istanbul und Izmir 1 Million und in Ankara 500.000 Menschen zu versammeln.
Diese Kraft hat bei der faschistischen AKP-Regierung Angst ausgelöst. Denn die Bevölkerung konnte bei diesen Konzerten ihre eigene Kraft wahrnehmen.
Sie hat erkannt, was alles möglich werden kann, wenn Menschen zusammen kommen. Im selben Zeitraum gelang es auch in Europa, Zehntausende zu den Konzerten „Eine Stimme Ein Herz“ zu mobilisieren.
Unsere Konzerte, die im Jahr 2012 in der Düsseldorfer Mitsubishi Arena mit 7.500 TeilnehmerInnen begannen, setzten sich im Jahr 2014 in der der Oberhausner König-Pilsner-Arena mit 15.000 Menschen fort. Und dort wurden 15.000 Menschen der Rassismus, die Morde der NSU-Bande und die Verbrechen des Imperialismus aufgezeigt.
Der deutsche Imperialismus fühlte sich durch diese Kraft gestört.

Um die Bestrebungen des deutschen Imperialismus aufzuzählen, unsere Konzerte zu verbieten:

– Im Jahr 2015 wurden Einreiseverbote gegen Grup Yorum-Mitglieder aus der Türkei in Deutschland verhängt und ein Schengen-Verbot ausgerufen.
Dazu wurden Hallenbetreiber seitens des Innenministeriums unter Druck gesetzt, Grup Yorum keinen Auftritt zu ermöglichen.
– Im Jahr 2016 wurde das Alevitische Kulturzentrum in Gladbeck, in dessen Garten ein Open-Air Festival stattfinden sollte, von der Verfassungsschutzbehörde bedroht und infolgedessen ein, bereits mit dem Alevitischen Zentrum abgeschlossener Veranstaltungsvertrag aufgelöst.
– Im Jahr 2017 machte die Gemeinde Fulda, mit der ein Veranstaltungsvertrag für das Ausstellungszentrum Fulda abgeschlossen wurde, einen Rückzieher. Als Grund wurde der Auftritt von Grup Yorum genannt.
– Im Jahr 2018 untersagte die Stadtverwaltung von Frankfurt in Zusammenarbeit mit der Polizei den Auftritt von Grup Yorum.
Im gleichen Jahr untersagte die Polizei bei einem Festival, das in Düsseldorf stattfand, das Aufstellen von Stühlen, Zelten, sowie T-Shirts von den verstorbenen Revolutionären Mahir Cayan und Dursun Karatas, rote Halstücher und 6 Lieder von Grup Yorum.
– Als wir im Jahr 2019 unser Konzert in Ludwigshafen ankündigten, unterbreitete das deutsche Innenministerium dem Veranstalter der Halle die Lüge, dass Grup Yorum einer Terrororganisation angehöre und schaffte es damit, den Betreiber einzuschüchtern. Der Hallenbetreiber informierte uns, dass er den Vertrag auflösen werde.
Auch wenn infolge von Widerstand diese Entscheidung zurückgenommen wurde, ließ die Polizei im Vorfeld wissen, dass das Konzert gestört werden würde.
Und tatsächlich wurden am Konzerttag alle Straßen zur Veranstaltungshalle gesperrt und versucht, die BesucherInnen von der Teilnahme abzuhalten.
– Im Laufe des Konzerts ist die Polizei dreimal mit einer uniformierten Truppe razziaähnlich in den Saal eingedrungen. Doch die Menschen ließen sie nicht einfach hinein.

Es wurde vermittelt „Ihr könnt hier nur in unserem Kessel marschieren“ und es wurde ein Kreis um die BeamtInnen gebildet. Dreimal verließen die BeamtInnen im Kessel unter Protest den Saal. Sie erklärten „Im Moment gibt es keine Terrorpropaganda, aber ihr werdet sie vielleicht machen, wenn wir weg sind“. Damit haben sie 2500 Menschen, die das Konzert besuchten, zu potentiellen Terroristen abgestempelt und kriminalisiert.

Die Verfassungsschutzbehörde hat im gesamten Bundesgebiet alle Hallenbetreiber von Veranstaltungsräumen mit über 3000 Personen Kapazität einzeln aufgesucht und ein Rundschreiben gegen den Auftritt der Band Grup Yorum übergeben.
Wir haben erklärt, dass all diese Angriffe, Drohungen und Verbote willkürlich sind und dagegen Widerstand geleistet.
Wir stehen zu unseren Worten und Taten.
Deshalb ist es uns wie jedes Jahr gelungen, trotz Verbotsversuchen, unsere Konzerte und Festivals in den von uns angekündigten Städten und an den festgelegten Daten abzuhalten. Denn Grup Yorum ist das Volk und keine Kraft ist imstande, eine Band zu verbieten, die Millionen Menschen anspricht!

Letztlich kam der Moment, auf den so viele gespannt gewartet hatten. Grup Yorum kam auf die Bühne.
Zu Beginn rief Grup Yorum zu einer Schweigeminute für alle Opfer des Imperialismus und Faschismus auf.

Die Veranstaltung dauerte 8 Stunden und es nahmen mehr als 2.500 Menschen teil. In nur 3 Wochen ist es mit der Unterstützung der Menschen und mit kleinen Komitees von Freiwilligen gelungen, dieses Konzert auszurichten. 5 Tage innerhalb dieser 3 Wochen galt das Konzert als abgesagt. Dies konnte jedoch mit unserem Widerstand rückgängig gemacht werden und es wurde ein großartiges Konzert abgehalten.

Grup Yorum wird weiterhin, von Deutschland bis Peru, von Chile bis zur Türkei, überall auftreten. Grup Yorum können weder die Hallen noch die Plätze verboten werden.
Solange es die Menschen gibt, wird auch Grup Yorum weiter existieren.

Freiwillige von Grup Yorum