Der Israel-Gaza Krieg entwickelt sich zu einem der tödlichsten Konflikte für Journalist:innen. Doch nicht erst seit dem 7. Oktober ist es ein gefährlicher Beruf, über Israels Angriffe zu berichten.
Bei einem israelischen Luftangriff am 15.12. wurden Al Jazeera-Kameramann Samer Abudaqa und Korrespondent Wael al-Dahdu getroffen. Die beiden hatten über die Bombardierung einer UN-Schule in Süd-Gaza berichtet, als der Drohnenangriff geschah. Abudaqa verblutete, weil die Rettungsdienste durch den anhaltenden Beschuss das Areal nicht betreten konnten.
Nun zieht das Al Jazeera Media Network vor den Internationalen Gerichtshof. Laut Al Jazeera ist Abudaqa der 13. Journalist, der seit der Gründung des Netzwerks während der Ausübung seines Berufs getötet wurde. Währenddessen ging ein Video herum, das zeigt, wie israelische Polizist:innen einen Fotografen in Ost-Jerusalem angreifen, der für die Union israelischer Journalisten über das Freitagsgebet in Ost-Jerusalem berichtete.
Laut dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ), sind seit Beginn des Israel-Gaza-Kriegs 64 Journalist:innen getötet worden, davon 57 Palästinenser:innen, vier Israelis und drei Libanes:innen. CPJ führt eine Liste von Medienpersonen, die im Israel-Gaza-Krieg getötet, verletzt, verschwunden, oder verhaftet wurden.
Familienmitglieder von Journalist:innen ebenfalls in Gefahr
Auch die Familien von Journalist:innen sind dabei nicht in Sicherheit. Die NGO listet auch Ola Atallah auf, die am 9.12. mit neun Familienmitgliedern bei einem israelischem Luftangriff umgebracht wurde.
Wael al-Dahdu, der von einer Schrapnell getroffen wurde, aber in Gegensatz zu seinem Kollegen überlebte, hatte Ende Oktober Ehefrau, Tochter und Enkel in einem Luftangriff verloren. Diese waren ins Nuseirat Camp geflüchtet, das eigentlich außerhalb des evakuierten Gebiets von Nord-Gaza liegt. Israel hatte am 13. Oktober die Bewohner:innen Gazas aufgefordert, den nördlichen Teil Gazas zu verlassen.
Israel wechselt ständig Narrativ über getötete Journalisten
Bereits vor dem aktuellen Krieg ist Israel häufig für seinen Umgang mit der Presse kritisiert worden. Im Mai 2022 wurde Shireen Abu-Akleh, die seit Jahren für Al Jazeera gearbeitet hatte, von der IDF erschossen, als sie im Westjordanland über eine Operation des Militärs berichtete.
Sie trug deutlich erkennbare Presse-Kleidung. Israel verneinte zunächst, dass die IDF sie getötet habe und machte palästinensische Kräfte verantwortlich. Nach einer Untersuchung musste die IDF einräumen, dass es höchstwahrscheinlich ein Schuss von ihrer Seite war, leitete dann aber keine weiteren Ermittlungen ein.
Im Oktober 2023 wurde außerdem ein Reuters-Journalist bei einem israelischen Angriff umgebracht. Sechs weitere Journalist:innen wurden dabei verwundet, als sie rund einen Kilometer von der israelisch-libanesischen Grenze entfernt waren. Sie waren ebenfalls deutlich als Presse zu erkennen und waren nicht in der Nähe von militärischen Aktionen. Human Rights Watch erklärt daher, dass die Vorgänge als Kriegsverbrechen untersucht werden sollten.
Kritische israelische Stimmen im Visier der Repression
Obwohl der israelische Staat sich als freiheitliche Demokratie gibt, in dem die Pressefreiheit geschützt wird, sind auch israelische Medien von staatlicher Repression betroffen. Der linksgerichteten Haaretz, die des öfteren kritisch über die israelische Regierung berichtet, wurde von Kommunikationsminister Shlomo Karhi mit finanziellen Strafen gedroht für ihre „lügnerische, defätistische Propaganda“.