muzafferdogan

Leserbrief vom Gefangenen Muzaffer Dogan

Gesicht des Faschismus
Frankreich zeigt, welche Sprache allein die Herrschenden verstehen, was wenige Tage revolutionäres Auftreten bringen können und was Jahrzehnte Bitten und Betteln, Mitregieren nicht erreicht haben.

Zu jW vom 23.11.: »Eine Rüge aus Brüssel«

Was die türkische Sozialistin Ayten Öztürk sechs Monate lang durchmachen musste, zeigt das wahre Gesicht des türkischen Staats, den Präsident Recep Tayyip Erdogan bei jeder Gelegenheit im In- und Ausland als »demokratischen Rechtsstaat« darzustellen versucht. Am 9. März wollte sie über Beirut nach Athen fliegen. Doch sie wurde (…) von der libanesischen Polizei festgenommen und am 13. März an den türkischen Geheimdienst ausgeliefert. Bis zum 28. August gab es kein Lebenszeichen von ihr, sie galt als »verschollen«. Was die 43jährige, die gleich nach ihrer Festnahme mit einem Hungerstreik begonnen hatte, durchmachen musste, war ein Martyrium. Sie wurde misshandelt und erlitt zahlreiche Verletzungen. Mit dem Versprechen »Null Toleranz für Folter« war Erdogan 2002 an die Macht gekommen. Jeder, der das türkische System kannte, wusste, dass es sich um Propaganda handelte. In den 90er Jahren waren Revolutionäre, Demokraten, Journalisten, Menschenrechtler, Gewerkschafter auf offener Straße verschleppt worden. Nach langer Folter wurden ihre Leichname gefunden, oder sie blieben »verschwunden«. Die Zahl der »Verschwundenen« betrug mehrere hundert. Und jetzt versucht Erdogan, der jede oppositionelle Stimme zum Schweigen bringen will, die gleiche Methode der »Konterguerilla« anzuwenden, die schon seinen Vorgängern nicht geholfen hatte, die Bevölkerung einzuschüchtern.
abgedruckt am 17.12.18