Der dort seit vielen Jahren ansässige Friseursalon Bittmann, ein Familienunternehmen, findet im neu erworbenen Hausprojekt Bunte Butze allerdings keinen Platz mehr. Die Pläne der neuen Eigentümer sehen ein Nahrungsmittelgewerbe mit Coworkingspace und einer Kinderbetreuung vor. Eine Abänderung des Konzepts, so heißt es auf der Website der Eigentümer könne „unter Wahrung der bestehenden Mieterstruktur nicht erfolgreich funktionieren“. Das heißt im Klartext: Kündigung für den Salon Bittmann. Das bedeutet für die Familie eine existenzgefährdende Situation, denn sie verlieren mitten in der Corona-Pandemie ihren seit Jahrzehnten etablierten Standort.
Nun ist auch klar, wem genau der Salon Bittmann weichen muss: Frau Ernas loser Lebensmittelpunkt, ein sogenannter Unverpacktladen, der sich z.Z. noch in der Arndtstraße befindet, wird dort einziehen. Die EigentümerInnen Sarah Werner und Frithjof Anten sind, wie sollte es anders sein, MiteigentümerInnen der Bunten Butze. Ihren Umzug wollen sie nicht selbst bezahlen, sondern mittels Crowdfunding finanzieren. Am Ende kamen dabei innerhalb weniger Wochen 30 000 Euro zusammen.
Um potentielle SpenderInnen anzulocken, wurde ein kurzer Imagefilm produziert. In diesem wurde suggeriert, dass in der „Bunten Butze“ ein soziales Zentrum für die gesamte Nachbarschaft entsteht. Weiter heißt es, dass man „soziales, nachhaltiges und verantwortungsvolles Miteinander hier und heute möglich machen“ und „im Kiez bleiben und diesen weiter beleben“ will. Das klingt angesichts des Rauswurfs der Familien Bittmann wie der reinste Hohn. All diese nett klingenden Phrasen wollen Glauben machen, dass es sich hier um ein völlig uneigennütziges Projekt handle, dass allen im Viertel zu Gute kommen wird. Dabei ist ein Großteil der Menschen dieser Stadt aufgrund von Armut von Ernas losem Lebensmittelpunkt völlig ausgeschlossen. Das hält allerdings nicht davon ab, ein kommerzielles Geschäft, das sich nur besser verdienende Bevölkerungsschichten leisten können, als soziales Projekt zu vermarkten. Und aus dem so aufgebauten positiven Image wird schließlich Kapital geschlagen. Und so schaffen es gut situierte Bürgerliche ihre exklusiven und verdrängenden Projekte nicht einmal alleine aus eigener Tasche finanzieren zu müssen.
Wir stehen heute hier, weil wir uns mit der Familie Bittmann und allen, die von Verdrängung bedroht sind, solidarisieren möchten. Zum anderen wollen wir uns dagegen wehren, dass Profitinteressen und der Wunsch nach Selbstverwirklichung zur sozialen Wohltat umgedeutet werden.
Familie Bittmann muss bleiben, wir alle bleiben! Organisieren wir uns gegen den Ausverkauf unseres Stadtteils, Mieterhöhungen und Verdrängung! In selbstverwalteten Projekten, wie dem Infoladen in der Puschkinstraße oder dem Stadtteilladen F52 können wir zusammenkommen, um gemeinsam für unsere Interessen einzustehen. Sie sind Orte der proletarischen Selbsthilfe und Ausgangspunkte für soziale Kämpfe im Stadtteil und darüber hinaus!
Wir werden uns nicht aus unserem Viertel und unseren Freiräumen verdrängen lassen. Holen wir uns den Kiez zurück!
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