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Mustafa Koçak in Istanbul verabschiedet

Der in der Nacht zu Freitag am 297. Tag seines Hungerstreiks gestorbene politische Gefangene Mustafa Koçak wurde in Istanbul auf seine letzte Reise begleitet.

Der politische Gefangene Mustafa Koçak wurde in Istanbul verabschiedet. Vergangene Nacht starb der 28-Jährige in einem Gefängnis in der westtürkischen Provinz Izmir infolge eines Hungerstreiks. Koçak hatte 296 Tage lang die Nahrungsaufnahme verweigert, weil er die Wiederaufnahme seines Verfahrens forderte. Im Juli hatte ein Gericht in Istanbul Koçak zu einer erschwerten lebenslangen Haft plus 39 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, weil er als vermeintliches Mitglied der „Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front” (DHKP-C) die Tatwaffen für die Geiselnahme vom Istanbuler Justizpalast am 31. März 2015 beschafft haben soll. Die Anklage basierte ausschließlich auf den Falschaussagen des ehemaligen DHKP-C-Mitglieds Berk Ercan, der sich mit widersprüchlichen Beschuldigungen Straffreiheit erhoffte. Beweise für die Mittäterschaft Mustafa Koçaks im Fall der Geiselnahme gab es nicht.

An der Beisetzung des auf weniger als 30 Kilogramm abgemagerten Mustafa Koçak konnten vor dem Hintergrund der seit Mittwoch in zahlreichen Städten der Türkei geltenden Ausgangssperre wegen der Corona-Pandemie nur der engste Familienkreis und einige Freund*innen teilnehmen. Vor der Beerdigung fand eine Trauerzeremonie im alevitischen Gebets- und Versammlungshaus (Cemevi) im linken Gazi-Viertel im Stadtteil Sultangazi statt. Unter den Teilnehmenden waren auch die HDP-Abgeordneten Züleyha Gülüm und Musa Piroğlu. Die Polizei hatte das Gebäude schon Stunden zuvor abgeriegelt und belagert, um Menschen am Zutritt zu hindern. Etliche Personen, die versuchten, sich von Mustafa Koçak zu verabschieden, wurden mit Geldstrafen belegt, weil sie gegen die Corona-Verordnung verstoßen hätten. Während auf dem Gebetshausgelände immer wieder lautstark die Parole: „Mustafa Koçak ist unsterblich“ fiel, entgegneten Menschen außerhalb des Cemevi: „Der Zorn der Mütter wird die Mörder ersticken.“ Trauerlieder, die von Koçaks Mutter und Geschwistern angestimmt wurden, brachte auch die bis zu dem Moment gefasst wirkenden Menschen zum Weinen.

Nach der Trauerzeremonie wurde der mit einer roten Fahne umwickelte Sarg von Koçak zum Friedhof Kıraç İstiklal im Stadtteil Esenyurt gebracht, wo er den religiösen Bestattungsritualen entsprechend beigesetzt werden soll. Auf der Fahrt dorthin setzte sich die polizeiliche Repression allerdings fort, der Autokonvoi der Familie des Verstorbenen wurde von türkischen Sicherheitskräften in Panzerfahrzeugen bedrängt.

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