Pressekonferenz verurteilt die grausame Falschmeldung der Gefängnisbehörde von Pennsylvania, Mumia sei an COVID 19 erkrankt
dt. Übersetzung von Free Mumia Berlin einer Pressemitteilung von Mobilization 4 Mumia vom 16. April 2020
Pressemitteilung 16. April 2020
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Pressekonferenz verurteilt die grausame Falschmeldung der Gefängnisbehörde von Pennsylvania, Mumia sei an COVID 19 erkrankt
Als die Gefängnisbehörde Pennsylvanias (PA DoC) am 15. April um 17 Uhr offiziell und fälschlicherweise behauptete, das Mumia Abu-Jamal an COVID 19 erkrankt sei und sich im Krankenhaus befände, wurde diese Nachricht innerhalb weniger Minuten in der ganzen Welt verbreitet. Unterstützer*innen auf der ganzen Welt wurden in der Vergangenheit öfter durch Falschmeldungen durch die Gefängnisbehörde getäuscht. Deshalb riefen viele sofort das Gefängnis an, um sich von Mumia direkt Gewissheit zu verschaffen. Dreiviertel neun am Abend des selben Tages erlaubte die Gefängnisbehörde Mumia dann, seine Unterstützer*innen anzurufen. Er erklärte, dass der offizielle Bericht falsch sei: „Mir geht es gut. Ich bin nicht nicht im Krankenhaus.“Auf einer Tonaufzeichnung, die teilweise auf der Pressekonferenz vorgespielt wurde ,sagt er: „Was ich brauche ist Freiheit.“
Der ganze Vorfall reiht sich in eine lange Liste von Lügen und Falschinformationen seitens der Gefängnisbehörde von Pennsylvania ein, und dass seit Beginn von Mumias ungerechtfertigter Inhaftierung 1982. Warum sagt jemand an einem öffentlichen Telefon aus dem Büro der Leitung des SCI Mahanoy Gefängnisses einem nahestehenden Anrufer, Mumia sei mit Covid 19 im Krankenhaus?
Wie würden Sie reagieren, wenn eine Behörde Ihnen fälschlicherweise mitteilte, ein älterer Verwandter leide an Covid 19? Als betroffene*r Angehörige*r wären sie entrüstet. Genauso erging es den Teilnehmer*innen der Online Pressekonferenz vom 16. April.
Santiago Alvarez, ein Student der UC Santa Cruz, war derjenige, der das Gefängnis anrief. Er beschrieb nicht nur die aufgenommene Unterhaltung mit dem Beamten der Gefängnisbehörde, sondern spielte auch einen Teil davon ab. Sein Gesprächspartner sagte deutlich: „Mumia ist vor 30 Minuten ins Krankenhaus gebracht worden (…) mit Kopfschmerzen und Atembeschwerden (…) als Vorsichtsmassnahme soll er auf Covid 19 getestet werden.“
Baruch College Professor Johanna Fernandez, deren Onkel vergangene Woche an der Pandemie starb, berichtete, dass Gefängnisse in den USA die höchste Infektionsrate der Welt aufweisen. Sie verlangte, dass die aufgenommene gefühllose Fehlinformation dieses Beamten disziplinarische Maßnahmen und dessen Kündigung nach sich ziehen sollte.
Temple Universitätsprofessor und Aktivist Marc Lamont Hill verdeutlichte die hohen Infektionsraten auf der Rikers Island Gefängnsinsel in New York City, die viel höher als in der Stadt selbst sind oder in Italien. Er betonte, dass das Einsperren für geringfügige Vergehen wie Glücksspiel oder Prostitution die Betroffenen letztendlich einem möglichen Tod durch die Pandemie aussetze. Hill bezeichnete das Vorgehen des Gefängnissprechers „schockierend – ein atemberaubendes Maß and Grausamkeit und Gleichgültigkeit.“
Megan Malachi von der Aktivist*innengruppe „Philly for REAL Justice“ erklärte: „Diese Falschmeldung durch ein Gefängnis inmitten einer globalen Pandemie ist ein weiteres Beispiel der Gewalt, die der Masseninhaftierung innewohnt. Dieser feige Versuch, Angst und Schrecken unter den Angehörigen und Unterstützer*innen von Mumia auszulösen, hat unsere Bemühungen nicht gestoppt, (…) die Entlassung von Mumia und allen Gefangenen zu fordern. Free Mumia! Free ‚em All!“
Delbert Africa, einer der kürzlich freigelassen MOVE 9 erinnerte sich, wie diese „rassistischen, sadistischen Wärter und Angestellte mir das gleiche angetan haben, nämlich zu verneinen, dass ich krank und im Krankenhaus war,“ so dass seine Freund*innen und Familie nicht wussten, dass er tatsächlich schwer krank im Gefängnis war. Während er die Freilassung von Mumia, Russell Maroon Shoatz, Mutulu Shakur, Jalil Muntaqim und anderen politischen Gefangenen forderte, beglückwünschte er die Solidaritätsbewegung dazu, dass sie die Gefängnisbehörde zwingen konnte, Mumia aus seiner Zelle zu lassen und einen Anruf zu seiner Situation machen zu können – ein sehr unüblicher Vorgang.
Dr. Suzanne Ross beschrieb die Solidaritätsorganisationen in Japan, Europa und Lateinamerika. Sie erinnerte daran, dass diese Bewegung die Gefängnisbehörde von Pennsylvania zwingen konnte, Mumia und anderen Gefangenen Behandlung gegen Hepatits-C zu verschaffen. Gegenwärtig bereite sie eine Klage vor, um den Staat zu zwingen, Mumia freizulassen, da die Behörden unfähig seien, die Ausbreitung der Epidemie sowie die Ansteckung von Mumia und anderen Gefangenen zu verhindern.
Mit Stand vom 15. April 2020 hat es unter Pennsylvanias 45.000 Gefangenen ganze 53 Tests gegeben – 17% davon waren positiv. Die Behörden testen nicht in ausreichendem Maße, um die vollständige Verbreitung des Virus zu verstehen. Die Reduzierungsversuche der Gefangenenzahlen sind angesichts der Epidemie nicht angemessen. Im letzten Monat wurden nur 474 Staatsgefangene entlassen.
Statt die Inhaftierungszahlen zu reduzieren, macht die Gefängnisbehörde die schreckliche Situation durch die Auferlegung der systemweiten Einschließungen noch angespannter. Mumia berichtete in einem Anruf: „alles ist eingeschlossen – 23 Stunden in der Zelle, 45 Minuten um die Zelle zu säubern, zu duschen, zum Automatenkiosk, alle drei Tage in den Hof und das alles in 45 Minuten. Es ist irre. Die Angst krank zu werden und zu sterben geht um. Wachen haben auch Angst.“
Abu-Jamal erwähnte auch Rudolph Sutton, der im SCI Phoenix inhaftiert war und am 8. April wegen Atemschwierigkeiten durch COVID-19 an „mitwirkenden Faktoren des Bluthochdrucks aufgrund einer Herz-Kreislauferkrankung und Leberzirrhose“ gestorben ist. Mumia leidet auch an der Leberzirrhose, welche durch die Weigerung der Gefängnisbehörde verursacht wurde, ihn rechtzeitig gegen Hepatitis-C zu behandeln. Wie Mumia hatte auch Sutton schon seit über 30 Jahren um seine Freiheit gekämpft. Nilam Sanghvi, der Direktor des ‚Innocence Projects‘ sagte am 15. April: “Mr. Sutton hätte niemals inhaftiert sein dürfen. … Sein tragischer Tod unterstreicht die dringende Notwendigkeit, das der Gouverneur, die Gefängnisbehörde, der Gesetzgeber und die Gerichte schnell agieren, so dass eine faktisch unschuldige Person es nicht riskiert, im Gefängnis an COVID-19 zu sterben.“
Mumia wurde wegen eines durch Polizei und gerichtliches und staatsanwältliches begangenes Fehlverhalten verurteilt. Wie Sutton bedroht COVID-19 auch sein Leben, bevor er seine Unschuld beweisen kann.
Die Pandemie betrifft ‚Pople of Color‘ aufgrund niedriger Löhne, schlechter Ernährung, unangemessener Wohnverhältnisse und das Unvermögen für Gesundheitsversorgung zu bezahlen unverhältnismäßig stark.Afroamerikanische Männer zögern, die empfohlenen Masken zu tragen um sich vor Ansteckung zu schützen, aus der Angst heraus, fälschlich als Bedrohung durch rassistische ‚Weiße‘ und Polizisten wahrgenommen zu werden. Gesamtgesellschaftlich bedeuten die unverhältnismäßig hohen Inhaftierungsraten für afroamerikanische und hispanische Gefangene ein höheres Todesrisiko durch die Pandemie.
Unterstützer*innen haben vom 23. – 26. April 2020 eine Reihe von Aktivitäten für Mumias 66. Geburtstag vorbereitet. Darunter befinden sich eine Pressekonferenz am 23. April, eine Informationsveranstaltung am 24., eine „Mumia Libre Instgram Live Dance Party“ am 25. und eine 24-stündige online Lesung am 26. Aril. Details dazu gibt es online auf https://mobilization4mumia.com/new-events.
Eine Aufnahme der gesamten Pressekonferenz befindet sich auf Zoom – (Zugangspassword: W5*0&6i!)