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Rio: Armee besetzt Armenviertel

In elf aufeinander folgenden Tagen im August erlebte die Favela (Armenviertel) Jacarezinho, mit 40.000 Bewohnern, im Norden von Rio de Janeiro eine Belagerung und Invasion durch die Repressionsorgane des alten brasilianischen Staates. Die Operationen durch die Zivil- und Militärpolizei, die am 21. August die Unterstützung der Streitkräfte hatten, führten zu sieben Toten und mindestens acht Verletzten, diversen Misshandlungen und zur Unterbrechung grundlegender Versorgung, wie Wasser und Strom.

Terror gegen das Volk in Favela

Die Operationen fanden unter dem Vorwand „gegen die organisierte Kriminalität vorzugehen“ statt. Am 21. August fanden neben Jacarezinho auch Operationen in fünf anderen Favelas der nördlichen Region Rios statt. Dafür wurden Einheiten mit etwa 5500 Mann mobilisiert, die aus der Zivil- und Militärpolizei, den Streitkräften (bestehend aus Armee, Marine und Luftstreitkräften), der Bundespolizei, Bundesautobahnpolizei, den Nationalkräften und dem Brasilianischen Geheimdienst bestanden. Zusätzlich zu den dutzenden Fahrzeugen, die eingesetzt wurden, wurden auch drei gepanzerte Kriegsfahrzeuge eingesetzt.

Unter den Ermordeten befinden sich ein Motorradtaxifahrer, der von drei Kugeln ins Bein getroffen wurde und fünf Tage später im Krankenhaus starb und ein Obsthändler, der von drei Schüssen aus einem Helikopter der Zivilpolizei getroffen wurde während er seinem Beruf nachging.

Protest gegen die Besatzung der Favela

In der gleichen Nacht nach seiner Ermordung demonstrierten die Anwohner der Favela gegen die Polizeioperationen und blockierten eine Straße. Die Demonstration wurde mit Tränengas angegriffen, als sie an der sogenannten „Polizeistadt“ (ein Komplex im Norden Rios, in dem sich 13 spezialisierte Polizeistationen befinden, die 3000 Polizisten beherbergen) vorbei zog. In den Tagen der Operationen, in deren Verlauf auch ein 13-jähriger Junge durch Schüsse verletzt wurde, führten die Bewohner von Jacarezinho mehrmals Demonstrationen durch. Am 25. November hingen die die Bewohner der Favela am Hauptzugang ein Transparent auf, auf dem steht: „Nachdem der Wind sich beruhigt hat ist es einfach das Boot zu lenken, Jacarezinho sagt: Nieder mit den opportunistischen Politikern!“

Die Operationen der Polizei und Streitkräfte sind Teil des Kriegs gegen das Volk, den der alte brasilianische Staat auf dem Land und in den Städten führt und versucht die Rebellion der tiefsten und breitesten Massen mit Genozid zu unterdrücken. Dieser Krieg erreicht mit dem Einsatz der Bundestruppen und der militärischen Intervention durch die Streitkräfte eine neue Stufe. Am 27. Juli sagte der Verteidigungsminister, Raul Jungmann, übe die Situation in Rio: „Sprechen wir Klartext: wir werden in einer Art Krieg sein.“ Doch mit diesem Krieg und dem Genozid werden sie nur Wasser auf die Mühlen der mächtigen Revolution, die sich gerade in Brasilien entfaltet, gießen.

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