Gegen Waffenexporte nach Israel: Aktivisten machten Zugang zu Containerterminal dicht
Aus dem dichten Morgennebel taucht eine Gruppe von rund 40 vermummten und in roten Overalls gekleideten Aktivisten der Klima-Bewegung »Ende Gelände« und der Palästina-Solidarität auf. Sie marschieren hinter einem Transparent mit der Aufschrift »Kein Frieden ohne Selbstbestimmung – Free Palestine!«. Es geht weiter im Laufschritt über die Bahngleise auf der Waltershofer Brücke im westlichen Teil des Hamburger Hafens. Dort entrollen und befestigen einige Aktivisten weitere Banner, andere starten mit dem Lock-on an den Schienen.
Die Initiatoren des Protests verurteilen die Komplizenschaft der Bundesregierung bei den israelischen Kriegsverbrechen in Gaza und erinnern daran, dass »das Morden« an den Palästinensern weitergeht, auch im Westjordanland. »Deutsche Verantwortung bedeutet, die Genozide zu verhindern und zu beenden«, erklärt Jule Fink, Sprecherin von »Ende Gelände«. »Der Hamburger Hafen ist ein zentraler Dreh- und Angelpunkt von Waffenlieferungen in die ganze Welt. Die werden jetzt hier von uns gestoppt.«
Wenige Minuten später ist eine wichtige Verkehrsverbindung zu den Hafen-Containerterminals von Eurogate und HHLA am Burchardkai blockiert und damit auch die Transportwege, über die die Logistikunternehmen Maersk und die israelische Reederei ZIM Rüstungsgüter nach Israel verfrachten.
An der benachbarten Straße versammeln sich mehr als ein Dutzend Unterstützer, darunter auch Hafenarbeiter und Aktivisten der migrantischen Organisation »Thawra«, zu einer Mahnwache. »Emanzipatorische Bewegungen brauchen keine Staatsräson«, ist auf ihrem Transparent zu lesen. Zunächst donnern noch viele Container-Laster vorbei. Erstaunlich: Aus nicht wenigen Fahrzeugkabinen sind statt Flüchen und Stinkefingern zustimmende Daumen-Hochs zu vernehmen; einige Brummi-Fahrer spenden Beifall durch Hupen. Das hebt die Stimmung der Blockierer. Sie tanzen auf den Bahngleisen zu dem Kinderschlager »Gute Laune« von Großstadtengel, der via Lautsprecher abgespielt wird. Den Aktivisten ist klar: Ihre Blockade ist bereits zu diesem Zeitpunkt schon ein großer Erfolg.
Als die Polizei eintrifft, hat sich schon ein langer LKW-Stau gebildet; der Verkehr muss umgeleitet werden. Am späten Vormittag entfernen die Beamten die Banner, kurz darauf werden die ersten nicht fixierten Aktivisten abgeführt. Mittags rückt ein Technik-Zug der Polizei an und beginnt, unter »Schame on you!«-Rufen die Blockierer loszuschneiden. Die Maßnahme zieht sich, es vergehen Stunden, ein Aktivist klettert auf einen Strommast, bis Redaktionsschluss ist es der Staatsgewalt noch nicht gelungen, ihn und die letzten seiner Mitstreiter von der Bahnstrecke zu räumen.
»Ende Gelände«-Sprecherin Fink kann aber schon einmal eine positive Bilanz ziehen: »Unsere Aktion läuft jetzt seit sieben Stunden. Damit konnten wir ein ganz starkes Signal senden.« Über den Hamburger Hafen würden im Durchschnitt täglich drei Container mit 20 Tonnen Waffen verschifft. »Der Krieg zieht also quasi an den Fenstern der Stadt vorbei«, so Fink weiter. »Von Genua, über Rotterdam bis Oakland, USA gehen die Arbeiter auf die Straße und streiken. Jetzt ist es auch in Hamburg endlich an der Zeit, Widerstand zu leisten. Die Bewegung wird weiterkämpfen, bis Palästina frei ist.«
Von Susann Witt-Stahl, Hamburg 7.11.25










