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Stellt euch an die Seite der Unter­drück­ten – Im Gespräch mit der Rap­perin Thawra

Die Frei­heit­sliebe: Du hast vor weni­gen Tagen gemein­sam mit Kaven den Song „Antideutsche/Tahya Falastin!“ veröf­fentlicht, was war deine Motivation?
Thawra: Ich wollte vor allem erst­mal meinen Hass auf die Anti­deutschen zeigen und deut­lich machen. Ich habe das Gefühl, dass das bei unseren Leuten auch genauso ankommt. Viele sagen mir welche der einzel­nen Zeilen sie beson­ders berührt haben, was zeigt, dass so ein Song nötig war. Man muss ein­fach mal ein offen­sives State­ment set­zen, jede linke Gruppe und Per­son sollte das machen. Es gibt in Deutsch­land viel zu viele Men­schen, die sich nicht posi­tion­ieren, weil sie denken, dass sie nicht genug Infor­ma­tio­nen haben oder auch ein­fach zu feige sind. Wir woll­ten mit dem Song ein Zeichen set­zen und es gibt jetzt auch mehr Posi­tion­ierun­gen als vorher, was auch ein Erfolg ist.

Die Frei­heit­sliebe: Die Reak­tio­nen auf den Song waren auch sehr has­ser­füllt, hat dich das überrascht?
Thawra: Es wird so getan als hät­ten sie jetzt erst ange­fan­gen. Nein es ist ander­srum, ihr Hass war schon wieder immer da und ich wollte das zeigen, dass dann mehr Hass kommt, war daher zu erwarten.
Die Frei­heit­sliebe: Du wur­dest wegen dem Song auch von einem Kurdistan-Solidaritätskonzert aus­ge­laden, kannst du das nachvol­lziehen, angesichts der Sol­i­dar­ität, die es immer gab zwis­chen kur­dis­chen und palästi­nen­sis­chen Linken?
Thawra: Nein ich kann über­haupt nicht nachvol­lziehen. Ich finde auch die Sol­i­dar­ität der Zion­is­ten mit Kur­dis­tan sehr heuch­lerisch, da eigentlich immer die Anti­im­pe­ri­al­is­ten auf der Seite Kur­dis­tans standen. Ich habe das Gefühl, sie posi­tion­ieren sich so, weil sie das Gefühl haben es geht dabei gegen Mus­lime, die sie im „Islamis­chen Staat“ repräsen­tiert sehen.
Die Aus­ladung ist Aus­druck dieser Feigheit von der ich eben gesprochen habe. Sie haben auch gesagt, dass sie sich nicht gegen mich stellen wollen, son­dern ein­fach keinen Streit wollen, bisher gibt es allerd­ings kein State­ment, ich hoffe, dass das sich noch ändert. Allerd­ings ist das Schweigen immer auch eine Posi­tion­ierung an der Seite der Stärk­eren, der Unter­drücker. Näch­ste Woche erscheint auch ein Video zu dem Clip „Bijî berxwedan“ mit Archiv­bildern und Videos aus Kur­dis­tan und der Türkei. Ich möchte mich auch für die unglaubliche Sol­i­dar­ität von Ruken Ser­hildan bedanken, die wegen meiner Aus­ladung auch auf ihren eige­nen Auftritt verzichtet.
Die Frei­heit­sliebe: Du sprichst ja mit deinem Song den Nahostkon­flikt an, allerd­ings ist es anson­sten im Angesicht der Eskala­tion im Nahen Osten rel­a­tiv ruhig in Deutsch­land was Demon­stra­tio­nen angeht. Ist das ein Ver­sagen der deutschen Linken?
Thawra: Das kann ich so auf jeden­fall unter­schreiben. Eine Sache ist ja, dass es die Anti­deutschen nur in Deutsch­land gibt, weswe­gen die Sol­i­dar­ität hier nicht so stark sein kann wie in anderen Län­dern. Die andere Seite ist aber, dass sich die Leute ein­schüchtern lassen, weil wohlmöglich ein Islamist bei der Demo sein kön­nte. Allerd­ings gibt es aber grade in Berlin sehr gute Ver­suche mit diesem Prob­lem umzuge­hen, z.B. das „linke Palästina-Solidaritätsbündnis“ was genau mit diesem Prob­lem umgeht und ver­sucht die fortschrit­tlichen Kräfte zu einen. Ein anderer Ver­such ist die morgige Demo vor der franzö­sis­chen Botschaft, wo es um 14 Uhr eine Sol­i­dar­itäts­demo für George Ibrahim Abdal­lah, einen liban­is­chen Kom­mu­nis­ten und ältesten poli­tis­chen Gefan­genen Europas gibt und am Son­ntag die Palästina-Demo um 14:00 ab Her­man­nplatz in Berlin-Neukölln!

Die Frei­heit­sliebe: Abschließend was kann man musikalisch noch von dir erwarten, außer dem angekündigten Song zu Kurdistan?
Thawra: Songs zum Thema Kap­i­tal­is­mus und Sex­is­mus. Ich kann mir nicht vorstellen etwas nicht so poli­tis­ches oder explizites zu schreiben. Auf jeden­fall würde ich auch gerne was zum Thema Nation­al­is­mus sagen und meine poli­tis­che Kri­tik an Nation­al­istIn­nen in Deutsch­land äußern, wie auch eine Kri­tik an dem reinen Almose­nak­tivis­mus. Vielle­icht kommt aber auch was ganz anderes.
Die Frei­heit­sliebe: Gibt es noch etwas, dass wir nicht the­ma­tisiert haben, was du auf jeden­fall sagen willst?
Thawra: Bei der Kundge­bung gegen den Berlin-Besuch von Netanyahu am Mittwoch wur­den zwei Genoss*innen krim­i­nal­isiert. Sie hat­ten Schilder, auf denen stand, Netanyahu sei ein Holocaust-Leugner bzw. mit seinem exak­ten Hitler-Mufti-Zitat und ihnen wird „Belei­di­gung eines aus­ländis­chen Staat­sober­haupts“ bzw. „Volksver­het­zung“ vorge­wor­fen. Bitte bleibt dran und sol­i­darisiert euch mit den Genoss*innen!
Die Frei­heit­sliebe: Danke dir für das Gespräch und viel Erfolg.
Wer Thawra live hören möchte kann das Sam­stagabend in Jock­els Bier­garten in Berlin Neukölln. Mehr von Thawra gibt es auf ihrer Face­book­seite.
http://diefreiheitsliebe.de/kultur/stellt-euch-an-die-seite-der-unterdrueckten-im-gespraech-mit-der-rapperin-thawra/