Thessaloniki. Griechenland. Wenn der Ausnahmezustand um dich herum legitimiert wird, dann stehst du auf, atmest tief durch, weil sie sogar die Luft takten, um bis zum Ende weiterzugehen. Bis zum Sieg.
In den frühen Morgenstunden von Dienstag, den 8. Februar, stürmen bewaffnete Einsatzkräfte der SWAT (EKAM) und Anti-Terror-Einheiten ein Haus in der Alkinoou-Straße 12 in der Oberstadt (Άνω Πόλη) und nehmen uns fest. Vorausgegangen war die Brandstiftung an der IETP (Stiftung für nationale und religiöse Reflektion), eine Aktion, für die wir uns nicht vom ersten Moment an der Verantwortung entzogen haben, insofern, dass wir alle dafür verantwortlich sind. Mit Kapuzen über den Gesichtern und Ketten an den Händen wurden wir 28 Stunden lang in den Büros der Anti-Terror-Polizei in Isolation gehalten und dann trafen wir die ersten Blicke der Genoss*innen in den Gerichten. Angekettet zwischen Menschen ohne Gesicht, mit erhobenem Kopf und einem Lächeln voller Stolz auf das, was wir sind, auf das, wofür man uns verfolgt.
Das Regime der Ausgrenzung hat sich in den Zellen des Polizeipräsidiums von Thessaloniki fortgesetzt, wo wir jedes Mal, wenn wir versucht haben, in den öffentlichen Raum der Bewegung zu intervenieren, in unsere Zellen eingesperrt wurden, ein Zustand, den die Anti-Terror-Polizei mit willkürlichen Anordnungen für eine allgemeine Inhaftierung aller zu verschleiern versucht hat. Ein Zustand, der an der Wurzel gepackt werden muss, denn unsere Auseinandersetzung mit den vermummten Antiterrorkommandos ist unsere eigene. Der Krieg hat Regeln, und ein Akt revolutionärer Gewalt ist Teil unseres Krieges. Allerdings müssen wir von nun an die gesamten Machenschaften der Anti-Terror-Polizei aufzeigen, die, wenn sie versucht, Menschen und Ideen zu zerschlagen, verzweifelt nach drei Personen sucht, um den Strafbestand des Artikels 187A, der die Gründung einer terroristischen Vereinigung zum Gegenstand hat, aufrechtzuerhalten und einzurichten. Während die Anti-Terror-Polizei in wahnhaftem Optimismus vorprescht, ergreifen wir selbst entschiedene Maßnahmen. Am Morgen des 14. Februar, begann die obligatorische DNA-Entnahme, wobei Genosse Thanos der erste war, der sich dieser erniedrigenden Prozedur unterziehen musste.
Doch der Vernichtungsplan geht weiter, als er in seiner Zelle zurückkehrt, wo er erneut vorgeladen wird, diesmal von der Staatssicherheit. Der Genosse wird zu einem neuen Verhör vorgeladen und einer neuen kriminellen Vereinigung beschuldigt. Es geht um die Räumung des besetzten Hauses Terra Incognita im August 2020, mit Anklagen wegen der Herstellung und des Besitzes von Sprengstoff, Bande, Fälschung, Diebstahl von Strom und jeder anderen Form von Energie, Leuchtraketen und Feuerwerkskörpern sowie Waffengesetzen – Schusswaffengebrauch in Verbindung mit einem anderen Delikt.
Wir werden versuchen, sowohl unseren Genossinnen als auch unseren Feinden noch einmal deutlich zu machen, dass ein aufrichtiges Engagement im antiautoritären Bereich eine Entscheidung für ein tiefes politisches Engagement ist. Der Staat schlägt uns, sperrt uns ein, zeichnet Menschen als Mitgliederinnen von Organisationen, reibt sich die Hände und packt unser Leben in ein Bündel von Papieren. Wir werden auf die Demut der Unbeweglichkeit reduziert. Die Straßen werden von Körpern geleert, aber nicht von Träumen. Angesichts einer unmoralischen Welt, in der alle schwachen Herzens sind, verkünden unsere eigenen vollen Herzen das ohrenbetäubendste Klirren. Kraft und Solidarität für unseren Genossen Panagiotis Kalaitzis, und wenn die Unnachgiebigkeit der Menschenwürde unüberwindbar ist, dann war der Sprung zehnmal mehr wert. Mit Anarchie in unserem Denken, Handeln und Leben senden wir die stärkste Botschaft der Solidarität von Herzen an die kämpfenden Gemeinschaften des Widerstands.
Thanos Xatziagkelou,
Georgia Voulgari
ΓΑΔΘ (Polizeipräsidium Thessaloniki) Gewahrsamseinrichtungen, Montag, 14. Februar 2022