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Türkische Verhältnisse in Fulda

Grup Yorum Fulda, Ein Konzert der international bekannten linken türkischen Band wurde mit massiven Auflagen belegt.
Ein Blog-Beitrag von Freitag-Community-Mitglied Peter Nowak

»Die Welt trifft Fulda – Fulda trifft die Welt« – unter diesem Motto hatte der Ausländerbeirat der osthessischen Stadt zu einem Fest auf den zentralen Universitätsplatz eingeladen. Die Teilnahme von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund war groß, für Unverständnis jedoch sorgte beim Vorsitzenden des Fuldaer Ausländerbeirats, Abdulkerim Demir, der Umgang des Fuldaer Ordnungsamtes mit der international bekannten Band Grup Yorum aus der Türkei, die zum Abschluss des Festes auftrat. Demir erhielt erst wenige Stunden vor Beginn des Festes einen ungewöhnlichen Auflagenbescheid.

 

So durfte Grup Yorum weder eine Gage gezahlt, noch Spenden für den Auftritt der Band gesammelt werden. Zudem war es den Veranstaltern verboten, T-Shirts und Alben der Band zu verkaufen oder gegen Spenden weiterzugeben. Zudem sollten die Veranstalter Namen und Adressen aller Band-Mitglieder von Grup Yorum der Polizei mitteilen. Die Veranstalter_innen weigerten sich, die Daten herauszugeben, weil sie dafür keine rechtliche Grundlage sahen. Die anderen Auflagen hingegen wurden von der Polizei akribisch durchgesetzt, bestätigte Abdulkerim Demir. Ein Polizist wollte gleich noch den Verkauf von T-Shirts mit einem Che-Guevara-Aufdruck untersagen, konnte aber schließlich überzeugt werden, dass solche Utensilien überall erworben werden können. Doch die Grup-Yorum-T-Shirts mit dem Aufdruck »Mit Stimme und Herz gegen den Rassismus« und »Die Musik der Unterdrückten kann nicht geknebelt werden« mussten im Karton bleiben.
Dafür trugen die beiden Vorsitzenden der Fraktion » Die Linke.Offene Liste/Menschen für Fulda« (http://fuldawiki.de/fd/index.php?title=Fuldawiki:Portal ) Karin Masche und Ute Riebold die inkriminierten Kleidungsstücke in der Stadtverordnetensitzung. »Die Auflagen der Stadt Fulda zu Grup Yorum haben zwar nicht den Auftritt selber verboten, doch verhinderten, dass die Musikerinnen und Musiker wenigstens ihre Spesen über Spenden decken konnten; ihre Kunst wurde so zu einer ›brotlosen‹«, kritisierte Riebold den Auflagenkatalog.
Wenn eine Band zur Terrorgruppe erklärt wird
Der Fuldaer Bürgermeister Dag Wehner (CDU) verteidigte den Bescheid. Das Verlangen nach den Daten der Musiker, verteidigte Wehner damit, dass Grup Yorum ca. 300 Mitglieder hat. Als Riebold fragte, ob ein Konzert der Fischerchöre, die auch viele Musiker umfasst, in Fulda ebenfalls mit solchen Auflagen bedacht worden wäre, kam Wehner auf die politische Dimension zu sprechen. Grup Yorum wird in einem mittlerweile geleakten (http://www.diether-dehm.de/images/stories/2016/Erlass-Bundesinnenministerium.pdf) Schreiben des Bundesinnenministeriums als Unterstützerin linker Gruppen in der Türkei bezeichnet, deren Auftritte in Deutschland unterbunden werden sollen. Dabei solle auch Druck auf die Veranstalter ausgeübt werden.

Keine Kritik von der selbsternannten Menschenrechtspartei „Die Grünen“
Durch die Anfrage der Fraktion » Die Linke.Offene Liste/Menschen für Fulda« bekamen die erschwerten Auftrittsbedingungen einer linken türkischen Band etwas Öffentlichkeit. Völlig abgetaucht ist in dieser Angelegenheit die selbsterklärte Menschenrechtspartei „Die Grünen“. Die Fuldaer Grünen übergingen diese Einschränkungen ebenso mit Schweigen wie der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag Anton Hofreiter. Der hatte just einige Stunden vor dem Konzert von Grup Yorum auf der gleichen Veranstaltung in Fulda gesprochen. Die Plakate dazu waren in ganz Fulda zu sehen. Trotzdem kam von ihm kein Wort der Kritik an den Auflagen des Konzertes zum Abschluss der gleichen Veranstaltung. Eine Anfrage von mir, ob es einen Politiker der selbsternannten Menschenrechtspartei nicht gut zu Gesicht gestanden hätte, gegen diese Einschränkung beim Auftritt einer Band Stellung zu nehmen, ließ Hofreiter unbeantwortet.

Peter Nowak 23.07.2016 |