Vor drei Jahren, am 13. Juli 2019, kämpfte der antifaschistische Anarchistin Willem Van Spronsen im US-Bundesstaat Washington seine letzte Schlacht bei einem bewaffneten Angriff auf ein Internierungslager für Migrantinnen. Ein Beitrag von der anarchistische Gefangene Dimitris Chatzivasileiadis.
Ursprünglich veröffentlicht von Athens Indymedia. Übersetzt von Riot Turtle aus der englischsprachige Version von Anarchist News.
Ich bin nicht mit dem Armen gekreuzt geblieben.
Mehr brauche ich nicht zu sagen.
Ich lege mein gebrochenes Herz beiseite und heile auf die einzige Art, die ich kenne: indem ich nützlich bin.
Willem Van Spronsen
Offiziell wurden in den letzten sechs Monaten 700 tote Migrantinnen im Mittelmeer gezählt. Im Fall der nördlichen Ägäis ist die Zahl fast null, weil sich niemand darum kümmert. Seit die offizielle Zählung in den letzten Jahren zurückgegangen ist, seit die linke Regierung den Evros abgeriegelt hat, hat die Praxis des Ertränkens von Migrantinnen zugenommen. Die derzeitige Regierung hat eine Methode systematisiert: die Sabotage von Booten und das Verlassen der Seegrenze. Außerdem wird dieselbe Methode auf Menschen angewandt, die es schaffen, die Küste zu erreichen: Sie werden mit Waffengewalt gezwungen, wieder in die Boote einzusteigen, sie werden mitten auf den Ozean geschleppt und dann sabotieren sie das Boot. Die bilanzierte Vernichtung der ankommenden Migrantinnen entspricht der Anzahl der Morde, die im Durchschnitt vor Beginn der systematischen Rückführung ankamen. Die tägliche Massenvernichtung wird fortgesetzt und kann ungehindert weitergehen, seit der Staat mit Hilfe der Faschistinnen die Ostküste der Nordseeinseln in einen „sicheren Hafen“ verwandelt hat.
Die Ägäis, die ausschließlich als militärische Zone genutzt wird, ist selbst für institutionelle Organisationen unzugänglich. Genau auf diese Weise wird an den Grenzen der EU und des griechischen Territoriums ein lang anhaltendes Klassenmassaker verübt, das nicht weniger politisch ist als der innerimperialistische Krieg in der russisch-ukrainischen Zone. Ein Massaker, dem die bequemen Europäerinnen und Griechinnen, die Bipartisten*innen und Linken mit Gleichgültigkeit begegnen, genau wie die Deutschen, die von den Nazi-Vernichtungslagern „nichts wussten“.
Genoss*in Willem durchbrach eine unsichtbare Grenze, sprengte das mitschuldige Schweigen, griff die elende Klassenunterscheidung an, den asozialen Kannibalismus derer, die ihre eigene Haut nicht riskieren, während sie im Schlachthaus, im Territorium der Herrschenden, mit ihrem eigenen Körper leben. Mit der Waffe in der Hand.
Die Märtyrer*innen der Revolution beobachten die Grenzübergänge.
Willem Van Spronsen – Immer vorwärts auf unserem Weg.
Dimitris Chatzivasileiadis
JVA Domokou
- Juli, 2022