Zu den Protesten in der Türkei

Eine Übersetzung aus der wöchentlichen türkischsprachigen Zeitschrift Yürüyüs, Ausgabe 368, Datum: 09. Juni 2013

WIR SIND DAS VOLK!*
MAN KANN UNS NICHT AN EINER HAND ABZÄHLEN
MAN KANN UNS NICHT DEN GARAUS MACHEN MIT REPRESSIONEN
DAS VOLK KANN NICHT EWIG MIT UNTERDRÜCKUNG REGIERT WERDEN

Gegen die Repressalien der AKP ist die gesamte Bevölkerung in der Türkei in Aufruhr.
Dieser Zorn sollte nicht verpuffen.
Die arrogante AKP, die das Volk schikaniert und erniedrigt, muss Rede und Antwort stehen.
Die AKP, welche die Wünsche der Bevölkerung ignoriert, sie bei jeder Gelegenheit erniedrigt, mit dem Volk quasi im Kriegszustand ist, hat deren Macht zu spüren bekommen.
Die Aktionen, die sich ursprünglich gegen den Bau eines Einkaufszentrums richteten, wandten sich innerhalb kurzer Zeit gegen die Erniedrigungen, Unverfrorenheiten, Arroganz, Größenwahn und dem faschistischen Terror der AKP.
Sie haben sich in einen Volksaufstand entwickelt.
Die AKP steht das allererste mal in ihrer zehnjährigen Regierungsphase einer ernsten Volksopposition gegenüber.
Seit über zwei Wochen ist die gesamte Türkei in Aufruhr.
Der faschistische Staat greift ausnahmslos und erbarmungslos jede Aktion mit Gasbomben, Schlagstöcken, Spezialfahrzeugen der Polizei (genannt TOMA) an.
Und allen Angriffen antwortet man teilweise mit stundenlangem Widerstand.
Im Istanbuler Stadtteil Ümraniye wurde im 1. Mai-Viertel Mehmet Ayvalitas, der als Unterstützung des Widerstandes die TEM-Autobahn sperren wollte, von einem Auto überfahren und getötet. Seyit Kartal wurde schwer verletzt und befindet sich auf der Intensivstation.
Bei den Aktionen in Ankara Kizilay hat die Polizei in die Menge geschossen und Ethem Sarisülük am Kopf getroffen. Er befindet sich auf der Intensivstation und sein Gehirntod ist bereits eingetreten.
Bei den Aktionen in Antakya, einem Vorort von Hatay hat die Polizei die Menge angegriffen und eine Person (Abdullah Cömert) zu Tode geprügelt.
Bis jetzt gibt es im gesamten Land bis zu 4000 Festnahmen. Laut Krankenhausberichten wurden bis jetzt 3000 Verletzte eingeliefert.
Tausende lassen sich vor Ort bei mobilen Krankenstationen behandeln und machen weiter wo sie stehengeblieben sind.
Das Volk lässt sich mittlerweile weder von Gasbomben, noch Schlagstöcken, noch Wasserwerfern beeindrucken.
Die Angstberge, die der faschistische Terror von AKP errichtet hat, sind schon längst erklommen.
Die meisten der Aufständischen nehmen wohl möglich das allererste mal in ihrem Leben an einer Demonstration teil, rufen zum ersten mal Parolen, schmeißen zum ersten mal mit Steinen nach der Polizei, kämpfen das erste mal auf den Barrikaden.
Aber es handelt sich nicht um hunderttausende Apolitische, die nicht wissen, was sie wollen.
Es stimmt schon, dass ein Großteil nicht organisiert ist. Aber was sie wollen, ob alt oder jung, das wissen sie.
Der Krieg, den die AKP gegen das Volk eröffnete, brachte das Fass zum Überlaufen.
Und das ist eine Tatsache die man nie vergessen darf: Ein Volk kann sehr lange schweigen.
Repressionen, Schikanen, Terror, Rechtsraub, Erniedrigungen, Arbeitslosigkeit, Armut ertragen, keine Reaktion zeigen. Aber vergessen wird nichts.
Mit dem Hunger, Armut, Repressionen wächst auch die Wut.
Und wie ein Tropfen das Fass zum Überlaufen bringen kann, reicht ein Vorfall, um die Wut zum Explodieren zu bringen. Und wenn die Dämme erst mal reißen, kann der Wut des Volkes nichts entgegen gehalten werden.
Bevor Abdullah Cömert in Hatay sein Leben verlor, teilte er seinen FreundInnen seine Gedanken mit: „In 3 Tagen habe ich nur 5 Stunden geschlafen. Ich habe Unmengen von Pfeffergas abbekommen, 3 mal war ich in Lebensgefahr. Und wisst ihr was die Menschen sagen? ‚Vergiss es, wirst du etwa das Land retten‘. Vielleicht werde ich es nicht retten können, aber auf diesem Wege nehm ich selbst den Tod in Kauf. Ich bin so müde, in 3 Tagen habe ich 7 Energydrinks, 9 Schmerztabletten zu mir genommen, die halten mich auf den Beinen. Ich bin heiser, aber um 06.00 Uhr steh ich trotzdem auf der Matte. Nur für die Revolution“.
In ihrer 10-jährigen Regierungszeit wurde die AKP zum ersten mal ernsthaft erschüttert.
Die AKP hat das Staatswesen von Grund auf erneuert, alle staatlichen Institutionen werden von der AKP gelenkt, zur keiner Politik hat es ernsthafte Gegenwehr gegeben. Dem Volksaufstand gegenüber ist sie hilflos.
Nichts nützt was. Die Lügen der AKP über „Provokateure“, „Marginale“, „Außenmächte“, „Terrororganisationen“, „Putsch“, „Ergenekon“, genauso wie die Demagogien und Lügen der bürgerlichen Medien, die sich zu Handlangern der AKP gemacht haben, sind gegenüber dem Aufstand nutzlos.
Die Presse möchte vor allem totschweigen, dass die Bevölkerung Polizeieinsätzen, Schlagstöcken, Wasserwerfern zum Trotz, sogar unter dem Einsatz ihres Lebens Widerstand leistet.
Die bürgerlichen Ideologen möchten den Aufstand mit soziologischen Analysen als einen gewöhnlichen Protest darstellen. Dabei nutzen sie die Tatsache aus, dass die Mehrzahl unorganisiert ist.
Sie möchten die Hunderttausenden, die sich mit der Polizei Tag und Nacht Schlachten liefern als „eine Gruppe von Provokateuren“ zeigen.
Am Anfang haben die bürgerlichen Medien den Beginn des Aufstandes, die 35 Stunden anhaltenden Zusammenstöße nicht mal erwähnt. Jetzt versuchen sie den Aufstand, der sich mit Hunderttausenden über die gesamte Türkei verbreitet, auf den Gezi-Park zu reduzieren.
Mit halben Lippenbekenntnissen, manchen Zugeständnissen möchte man den Zorn des Volkes in andere Bahnen lenken.
Mit Aussagen wie „Wendet keine Gewalt an, lasst euch nicht provozieren, ihr seid ja schön und gut, im Recht, aber lasst die Provokateure nicht zwischen euch…“ versucht man zu verhindern, dass der Aufstand organisiert und unter der Leitung der Revolutionäre durchgeführt wird.
Die Aufmachung der Berichtserstattung und Programme lässt den Widerstand wie eine Show darstellen.
Das erreichen sie hauptsächlich, indem sie die medialen Seiten von KünstlerInnen und Intellektuellen, die Ziele von faschistischen Angriffen werden, hervor heben.
Die Intellektuellen und KünstlerInnen sollten nicht auf diese Masche der bürgerlichen Presse reinfallen. Es ist auch so, dass viele JournalistInnen, SchriftstellerInnen, Menschen aus der Film- und Musikbranche die faschistische Seite der AKP ganz deutlich erkannt haben.
Der Faschismus ist gegen jeden, der ihm nicht dient.
Unsere Attitüde gegenüber dem Faschismus sollte klar und deutlich sein:
Um zu gewinnen, den Faschismus zurückzudrängen gibt es keine andere Wahl als Widerstand zu leisten.
Es ist eine historische Tatsache, dass kein errungenes Recht, ohne Widerstand und Opfer zu erreichen ist. Die AKP möchte den Volksaufstand verpuffen lassen.
Man sollte den Aussagen vom Staatspräsidenten Abdullah Gül oder Bülent Arinc keine Beachtung schenken.
Diese Woche sollte ein Gesetzesentwurf zur Umwelt besprochen werden. Das wurde nun abgesagt.
Die AKP hat sich vom Einkaufszentrum in Taksim verabschiedet. Sie entschuldigt sich, wenn auch halbherzig. Das sind zweifelsohne die Errungenschaften des Widerstandes. Aber auch Manöver um den Widerstand zu beenden.
Wenn der Widerstand erst mal vorbei ist, wird die AKP noch viel heftiger angreifen, um das ganze politisch zu überleben.
In den Medien wird der Gezi-Park in Taksim sehr in den Vordergrund gerückt. Aber sowohl in Istanbul, als auch in der ganzen Türkei wird das Volk brutal angegriffen.
In den Armenvierteln Istanbuls sind Zehntausende Menschen auf der Strasse und halten dem AKP Faschismus stand.
Wo mit Gas, Schlagstöcken nichts erreicht wird, schießt man mit Plastikmunition
In Izmir haben Unbekannte, Menschen aus der Bevölkerung mit Schlagstöcken, die mit Nägeln versehen waren, ins Koma geprügelt.
WIR MÖCHTEN VON DER AKP KEINE ENTSCHULDIGUNG. Jene, die das Volk ermorden, haben keine Legitimität sich zu entschuldigen.
WIR MÖCHTEN GERECHTIGKEIT… dass sie für ihre Repressionen bezahlen.
Eine Entschuldigung ist reine Heuchelei der AKP…
Damit möchten sie ihre Verbrechen gegenüber dem Volk vertuschen..
Entschuldigung wird nicht akzeptiert!
DIE ENTSCHULDIGUNG HAT HIER DIE FUNKTION, SICH VOR DER VERANTWORTUNG ZU DRÜCKEN!
Die politischen Verantwortlichen für die Repressionen, Ermordungen und Folter sollten ZURÜCKTRETEN!
Wir möchten uns an verschiedene Gesellschaftsschichten richten:
DAS VOLK IN DEN ARMENVIERTELN SOLLTE WISSEN, DASS NICHT EINE EINIGUNG SONDERN DIE AUSWEITUNG DES AUFSTANDES ZUM SIEG FÜHRT. Unsere Forderungen sind klar und deutlich.
Die Stunde hat geschlagen. Der Aufstand sollte auf die ganze Türkei ausgeweitet werden.
Nur, das wird den Faschismus zurückzudrängen.
Unter dem Motto der „Städtischen Umwandlung“ führen sie die Gentrifizierung durch, nehmen uns unsere Häuser, unser Hab und Gut weg, möchten uns in Außenbezirke drängen.
Dass Taksim, der 1. Mai-Demo-Platz, für das Volk geschlossen wird, ist ein Teil dieses Angriffes.
Wir haben uns Taksim nicht wegnehmen lassen, wir sollten uns auch unsere Wohnungen nicht wegnehmen lassen. Wir sollten auch auf die GENTRIFIZIERUNG MIT AUFSTAND REAGIEREN.
JOURNALISTEN, INTELLEKTUELLE, KÜNSTLERINNEN:
Dies ist nicht der Zeitpunkt wo man sich einigen sollte. Dies ist der Tag, wo man den Aufstand erweitern sollte.
Sie haben das Emek-Kino ** abgerissen. Sie wollen auch das AKM (Atatürk Kulturzentrum) abreißen.
Dutzende JournalistInnen, MusikerInnen, KüsterInnen sind immer noch im Gefängnis.
Die AKP gibt niemandem einen Freiraum, der ihrem System nicht dient.
Nun versucht die AKP Intellektuelle und KünstlerInnen zu benutzen, um den Widerstand zu brechen.
Die einzige Chance ist, den Widerstand gegen den Faschismus auszuweiten.
ARBEITER/ARBEITERINNEN

Bei diesem Aufstand sollten sie noch weiter vorne sein – denn:
Mit der jüngsten Gesetzesänderung über Gewerkschaften möchte die Regierung die Gewerkschaften zu Institutionen transformieren, welche der AKP dienen.
Mit der Streikbrecherkultur der AKP möchte man unser Streikrecht faktisch unterbinden.
Die AKP hat neue Gesetze erlassen bezüglich Zeitarbeitsfirmen.
Damit versucht sie u.a. die Abfindung abzuschaffen, Arbeitsschutzmaßnahmen zu umgehen.
Zeitarbeitsfirmen werden verschönigend „Arbeitsbüros“ genannt.
All das ist nichts weiter als modernes Sklaventum.
Jetzt ist der rechte Zeitpunkt, um unsere bereits erkämpften aber durch diese Gesetze unterbundenen Rechte zurückzunehmen.
ANGESTELLTE IM ÖFFENTLICHEN DIENST:
Die AKP hat unser Recht auf Streik, Tarifverträge und Gewerkschaften unterbunden.
Ein neuer Gesetzesentwurf wartet bereits darauf verabschiedet zu werden. Mit der Wirksamkeit dieses Gesetzes würden 2,5 Mio Angestellte im Öffentlichen Dienst zu Leiharbeitnehmern.
Für zwei Tage wurde die Arbeit niedergelegt. Diese Aktion sollten wir noch weiter vorantreiben und uns gegen die AKP stellen, bis unsere Forderungen erfüllt werden.
DIE JUGEND IST IM ANTI-FASCHISTISCHEN, ANTI-IMPERIALISTISCHEN KAMPF IMMER AN DER VORDERSTEN FRONT:
Die Jugend ist bei diesem Aufstand am millitantesten.
Abudullah Cömert, der in Hatay gefallen ist, gab auf die Frage „Laß doch, willst Du etwa dieses Land retten“ eine ganz klare Antwort: „Auch wenn wir es nicht retten können, werden wir auf diesem Weg sterben“.
Alle waren erstaunt, als die Jugend sich gegen den Faschismus wandte. Warum?
Weil sie eine Generation schaffen möchten, die sich in nichts einmischt, gleichgültig, individualistisch ist, an niemand anderen denkt als an sich selber.
Die Jugend soll zu allem schweigen:
– Das Recht auf Bildung wurde ihr weggenommen
– hohe Arbeitslosigkeit
– reaktionäre, islamisch geprägte Bildung
– massive Präsenz des Imperialismus
Seit dem 12. September *** versuchte man eine folgsame Jugend zu schaffen. Aber dieses Vorhaben ist gescheitert. Selbst in der finsteren Zeit des 12. September konnte die Jugend nicht zum Schweigen gebracht werden. WIR HABEN NICHT GEWSCHWIEGEN. SCHIKANEN UND REPRESSIONEN STILLSCHWEIGEND hinzunehmen war uns zuwider. Die Jugend war schon immer ein Grund zum Stolz. Die Jugend war im anti-imperialistischen Kampf schon immer an vorderster Front.
Die Jugend hatte die Ehre, die Soldaten der 6. Flotte (der USA) ins Meer zu stürzen ****
Auch heute lässt sich die Jugend von der Degenerationskultur des Systems nicht beeindrucken und akzeptiert die geforderte Identität nicht.
Trotz all ihrer Unerfahrenheit hat sie an den Barrikaden ganz vorne gekämpft.
Das sollten wir noch weiter ausbauen. Der Aufstand sollte ins gesamte Land verteilt werden. Wir sollten die faschistische AKP mit unseren Forderungen konfrontieren.
Die faschistische Institution YÖK***** muss geschlossen werden.
Wir fordern eine wissenschaftliche und unentgeltliche Bildung.
Schluss mit der reaktionären Bildung.
Die Polizei und Security Kräfte sollen aus den Schulen verschwinden.
Wir verlangen, dass alle Hindernisse einer wissenschaftlichen Bildung beseitigt werden.
DIE ALEVITINNEN:
IHR GLAUBE WIRD IGNORIERT. MAN WILL SIE MIT MASSAKERN UND VERLEUMDUNG ZUGRUNDE RICHTEN
Der AKP Faschismus ist den AlevitInnen mittlerweile bestens bekannt. Auf seine Regierungszeit fällt eines der grössten Angriffe der Neuzeit.
Auf der einen Seite wir der alevitische Glaube ignoriert, auf der anderen Seite versucht man mit einer systematischen Assimilationspolitik ihren Glauben und ihre Identität zu untergraben.
Die Feindseligkeit gegenüber den AlevitInnen hat lange Tradition.
Die neue, dritte Brücke zwischen Europa und Asien, welche u.a. auch aus den Steuergeldern der AlevitInnen finanziert wird und jetzt gebaut werden soll, bekommt seinen Namen von „Yavuz Sultan Selim“, dem Sultan, der 40.000 AlevitInnen massakriert hat. Das ist einzig mit einer historisch begründeten Feindseligkeit zu erklären.
Unsere Forderungen sind eindeutig: Die Brücke soll umbenannt werden.
Unser Glauben soll anerkannt werden, nicht mehr erniedrigt werden.
Der Staat soll sich bei den AlevitInnen für all die Verbrechen, die gegen sie begangen wurden, entschuldigen.
Mit unseren Forderungen sollten wir den Aufstand in der gesamten Türkei ausweiten.
DAS KURDISCHE VOLK, DESSEN UNABHÄNGIGKEIT UND NATIONALE IDENTITÄT, DESSEN RECHTE UND FREIHEITEN DEM MÄRCHEN VON VERHANDLUNGEN ZUM OPFER GEFALLEN SIND:
Die Einigung mit dem Faschismus hat in der gesamten Geschichte noch nie einem Volk zur Befreiung verholfen.
Faschismus und Demokratie, Faschismus und Freiheiten sind Begriffe, die niemals nebeneinander stehen können.
Aus der Einigung der kurdischen nationalistischen Bewegung mit der AKP wird für das kurdische Volk niemals Frieden, Demokratie und Freiheit herauskommen.
Wenn man sich den „Lösungsprozess“ der letzten 6 Monate einmal anschaut, wird man sehen, dass in Richtung Demokratisierung nichts herauskommen ist. Aber dafür greift der Faschismus mit all seinen Institutionen das Volk umso heftiger an.
Im ganzen Land lehnt sich das Volk gegen die Repressionen auf.
Unser Platz ist nicht neben denjenigen, die sich mit unseren Unterdrückern verständigen, sondern jenen, die dagegen Widerstand leisten.
ANHÄNGER DER CEPHE(FRONT):
Der Faschismus kann das Volk nicht ewig mit Terror regieren.
Parallel zur Regierungskrise der AKP wird auch der Staatsterror wachsen.
Allein die Geschehnisse seit dem 1. Mai sprechen Bände.
Alle Plätze wurden dem Volk verwehrt.
Wir sagten: „Unsere Plätze haben wir unter dem Einsatz unseres Lebens gewonnen und wir werden sie, wenn nötig auch unter dem Einsatz unseres Lebens verteidigen.“
Trotzt aller Verbote, trotz aller Folter, Schädel- und Knochenbrüche waren wir ununterbrochen auf den Plätzen.
Unser Motto lautete: „Es gibt keinen anderen Weg als Schulter an Schulter gegen den Faschismus zu kämpfen“.
Jetzt ist unser Volk* in der gesamten Türkei gegen den Faschismus auf den Barrikaden.
Aber mit ihrer jahrelangen „Führungserfahrung“ wird die Oligarchie dem Widerstand den Wind aus den Segeln nehmen.
Wir sollten die treibende Feder des Widerstandes sein. Dem Aufstand sollte man eine revolutionäre Note verleihen. Wenn es uns nicht gelingt den Aufstand in revolutionäre Bahnen zu lenken, wird die Bourgeosie mit ein paar Zugeständnissen ohne Weiteres den Widerstand beenden.
Alle die abwertend auf meinten „mit diesem Volk* ist kein Staat zu errichten“ hat die Macht des Volkes* gesehen. Wir haben unserem Volk* immer vertraut. Die Revolution wird mit dem Volk* gemacht.
Unser Volk hat im ganzen Land, genau wie die Revolutionären mit Steinen, Stöcken, Barrikaden gegen den Faschismus Widerstand geleistet.
Demagogien wie “ marginal“, „Vandalismus“, „Provokation“ sollte keine Beachtung geschenkt werden.
Noch einmal mehr haben wir gesehen: Wer Widerstand leistet wird siegen. Die arrogante AKP ist heute machtlos gegen den Widerstand. Und das ist erst der Anfang.
Die Repressionen reichen nicht mehr aus, um das Volk* einzuschüchtern.
Der Faschismus wird sich zuspitzen. Es gibt keinen anderen Weg als den Faschismus zurückzudrängen, zu bezwingen. Und das geht nur, wenn man den Kampf erweitert und Widerstand leistet. Wir sollten nicht nachgeben, sondern unseren Widerstand erweitern bis unsere Forderungen erfüllt werden.

SCHULTER AN SCHULTER GEGEN DEN FASCHISMUS!
WIR SIND IM RECHT WIR WERDEN SIEGEN!
UNSERE FORDERUNGEN:
1- Gasbomben sind chemische Waffen! Gasbomben müssen verboten werden!
2- Die kranken Gefangenen sollen freigelassen werden!
3- Taksim gehört dem Volk*! Alle dem Volk verbotenen Plätze sollen geöffnet werden!
4- Schluss mit der Gentrifizierung!
5- Schluss mit der Erniedrigung der Bevölkerung und dem Angriff auf ihren Glauben und ihre Werte!
6- Die Gouverneure und Polizeipräsidenten, die den Befehl erteilten, das Volk anzugreifen sollen zurücktreten!
7- Alle zu Unrecht Verhafteten müssen freigelassen werden!
8- Diejenigen, die Widerstand leisteten dürfen nicht juristisch verfolgt werden!
* Es sei hier ausdrücklich erwähnt, dass das Wort „Volk“ im türkischen anders belegt ist als im deutschen und nicht assoziiert werden sollte mit rechtsradikalem Gedankengut oder den Nazis irgendwelcher Art. Damit sind lediglich die ausgebeuteten Massen gemeint, die von der Revolution profitieren werden.

** Wiki-Eintrag:
Emek-Kino (Istanbul)
Das Emek-Kino, türkisch: Emek Sineması, ist ein Kino in der Yeşilçam Sokak (Grüne-Tanne-Straße) im Istanbuler Stadtteil Beyoğlu auf der europäischen Seite der Stadt Istanbul.
Bau und Nutzungsgeschichte
Das Jugendstil-Gebäude wurde 1884 vom französischen Architekten Alexandre Vallaury im damals hauptsächlich von Nicht-Türken bewohnten Beyoğlu, damals noch traditionell Galata genannt, als Club des Chasseurs de Constantinople (Klub der Jäger von Konstantinopel) errichtet. In den Folgejahren diente es als Sporthalle, 1909 als Neuer Zirkus (Yeni Sirk) und als Skating Palace, eine Rollschuhlaufhalle. Von 1919 bis 1924 spielte hier das Yeni Tiyatro (Neues Theater), bevor es 1924 mit dem Namen Melek Sineması als Kino eröffnet wurde. Das später in Emek-Kino umbenannte Haus und die umliegenden Kinos in der Yeşilçam-Straße wurden zum Inbegriff des türkischen Kinos. Hier fanden unter anderem bis 2010 Veranstaltungen des International Istanbul Film Festival statt, den internationalen Filmfestspielen Istanbuls.
Das Kino befindet sich heute im Besitz der staatlichen Sozialversicherung, die es wiederum an einen privaten Investor verpachtet hat.[1]Schicksal des Kinos
Ende 2011 wurde durch einen Gerichtsbeschluss der Abriss des Kinos ermöglicht, das durch ein Einkaufszentrum ersetzt werden soll. Mit dem Abriss wurde Anfang 2013 begonnen.[2]Gegen diese Entwicklung protestierten in Istanbul Tausende von Menschen, darunter auch berühmte Schauspieler wie Rutkay Aziz und Tarık Akan, die Schauspielerin und Fernsehgröße Meltem Cumbul sowie der Filmregisseur Semih Kaplanoğlu.
Ein Abriss des Jugendstildenkmals würde der UNESCO einen Anlass dafür geben, Istanbul von der Liste des Weltkulturerbes zu streichen. Seit 2004 kritisiert die Organisation bereits, dass es in der Stadt an juristischen Strukturen fehle, mit denen das Kulturerbe wirksam geschützt werden könne.[3]Film
Emek Kino. Fernseh-Reportage, Deutschland, 2010, 6:23 Min., Buch und Regie: Cem Kaya, Produktion: arte, Erstsendung: 10. September 2010 bei arte, Inhaltsangabe mit online-Video von arte.
*** Gemeint ist der Militärputsch vom 12. September 1980
**** eine legendäre Aktion der ´68-er Jugend
***** YÖK Abkürzung für „Yükseek öğretim kurulu” = Ausschuss für höhere Schulbildung.
YÖK bestimmt das Geschehen und Leben in den Universitäten, was wie ein Selbstbestimmungsrecht der Studierenden gibt es nicht.