Zum achten Todestag: Gedenken an Berkin Elvan

Berkin Elvan ist das jüngste Opfer des Gezi-Aufstands von 2013. Er war 14 Jahre alt, als er am Rande der Proteste durch eine von der Polizei abgefeuerte Gaskartusche schwer verletzt wurde. Heute vor acht Jahren, nach 269 Tagen im Koma, starb Berkin Elvan.

Berkin Elvan ist das jüngste Opfer des Widerstands um den Gezi-Park von 2013. Der Junge war am Rande der Proteste im Istanbuler Viertel Okmeydanı durch eine von der Polizei abgefeuerte Tränengaskartusche schwer verletzt worden, als er Brot kaufen wollte. 269 Tage lag Berkin Elvan im Koma, am 11. März 2014 erlag er im Alter von 15 Jahren seinen Verletzungen. Auf dem Friedhof Feriköy im Istanbuler Bezirk Şişli kamen heute zahlreiche Menschen an seinem Grab zusammen, um Berkin Elvan zu gedenken.

An dem Grabbesuch beteiligten sich neben Familienangehörigen auch befreundete Personen und Mitglieder der politischen Opposition, darunter die Istanbuler CHP-Vorsitzende Canan Kaftancıoğlu und der HDP-Abgeordnete Musa Piroğlu. Berkins Vater Sami Elvan hielt eine bewegende Rede, in der er auf den juristischen Kampf um die gerechte Bestrafung der Verantwortlichen für den Tod seines Sohnes einging. „Der Polizist Fatih Dalgalı, der die Granate auf unser Kind abfeuerte, ist zwar zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Doch weil diese Entscheidung kassatorisch noch nicht bestätigt worden ist, befindet er sich nach wie vor in Freiheit. Demgegenüber müssen meine Partnerin und ich uns laufend mit Gerichtsverfahren wegen des Vorwurfs der Beleidigung von Amtsträgern konfrontiert sehen, weil wir juristische Konsequenzen für alle Verantwortlichen fordern: Für den Ausführenden der Tat, die Befehlserteilenden, den Gouverneur, das Polizeipräsidium und alle anderen Schuldigen. Wir kämpfen, bis wir gewinnen. Nicht nur für Gerechtigkeit für unser eigenes Kind, sondern alle Opfer der staatlichen Gewalt.“

Berkins Mutter Gülsüm Elvan richtete ebenfalls einige Worte an die Anwesenden. „Früher oder später werden diejenigen, die aus politischem Opportunismus die wirksame Durchsetzung des Rechts verweigern und das Fundament, auf das alle angewiesen sind, untergraben, sich geschlagen geben müssen. Die Verantwortlichen des Todes von Berkin werden irgendwann die Rechenschaft ablegen, die wir fordern. Bis dahin geht unser Kampf für Leben statt Tod, Frieden statt Krieg, Gerechtigkeit statt Unrecht unbeirrt weiter.“

Nach weiteren Ansprachen wurden rote Nelken auf dem Grab von Berkin Elvan niedergelegt. Danach verabschiedete sich die Trauergemeinde von der Ruhestätte.

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