Nach 40 Jahren Haft: Georges Abdallah stellt erneut Antrag auf Freilassung

Der Libanese Georges Abdallah ist der am längsten einsitzende politische Gefangene in Europa. Nach einem fragwürdigen Schuldspruch wurde er 1987 zu lebenslanger Haft verurteilt. Seitdem wurden mehrere Anträge auf Freilassung von politischer Seite untergraben.
Die Anhörung des politischen Gefangenen Georges Abdallah soll am 7. Oktober 2024 stattfinden. Er wird an diesem Datum fast exakt 40 Jahre hinter Gittern verbracht haben. Angelastet werden Abdallah unter anderem mehrere politische Morde, darunter auch an einem US-amerikanischen Offizier und Diplomaten in Paris.

Kritiker:innen aus der breiten Solidaritätsbewegung für die Freilassung von Georges Abdallah sprechen von einer vpolitisch-polizeilichen Konstruktion” und halten die Vorwürfe für haltlos.
Nach seiner Verhaftung 1984 folgte eine Verurteilung zu lebenslanger Haft. Nach Absitzen der ersten 25 Jahre haben Georges Abdallahs Anwält:innen mehrere Anträge auf Freilassung oder Bewährung bewilligt bekommen. Diese wurden jedoch nach der Annahme bei den ersten zuständigen Instanzen durch Interventionen aus französischen Ministerien gekippt: 2013 war es etwa der französische Innenminister, der eine Freilassung verhinderte – offenbar auch wegen US-amerikanischen Drucks.

Stadtguerilla gegen israelische und US-amerikanische Intervention im Libanon
Georges Abdallah entstammt einer maronitisch-christlichen Familie im Libanon. In der Zeit des Libanesischen Bürgerkriegs in den späten 70er-Jahren gehörte er den Lebanese Armed Revolutionary Factions („Libanesische Bewaffnete Revolutionäre Zellen”) an – einer Stadtguerilla-Organisation, in der palästinensische und libanesische Kommunist:innen Angriffe auf israelische und US-amerikanische Ziele durchführten. Auch nach der Festnahme von Georges Abdallah war die Gruppe noch bis zum Ende des Kriegs aktiv.

In den Jahrzehnten seiner Haft hat sich eine Solidaritätsbewegung in Europa formiert, die aktuell zu Solidaritätsaktionen wegen des neuen Gerichtstermins am 7. Oktober aufruft.

Der Fall von Georges Abdallah ist nur einer von vielen Fällen, die zeigen, dass die Prinzipien von Rechtsstaatlichkeit schnell unter den Tisch gekehrt werden, wenn es sich um politisch unliebsame Personen handelt. Wie etwa auch die kürzlich gefasste Daniela Klette hat sich Georges Abdallah immer offen und konsequent gegen den Imperialismus gestellt und bekommt dafür die unerbittlichen Härten der politischen Justiz zu spüren.

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