Technologie und Gefängnis (4): Virtuelle Realität

ies ist die vierte Folge der Artikelserie aus der bemerkenswerten Broschüre „Technologie und Gefängnis“ (hier das pdf) von Carapatage, die wir in loser Folge veröffentlichen. Heute geht es um die virtuelle Realität.

In den USA werden Virtual-Reality-Headsets zur Vorbereitung der Entlassung von Langzeithäftlingen eingesetzt. In Colorado haben Menschen, die in den 80er und 90er Jahren als Minderjährige eingesperrt waren, drei Jahre lang regelmäßig Virtual-Reality-Helme getragen, um eine digitale Version der Welt zu entdecken, die sie draußen erwartet. Zunächst simulieren wir Hintergründe, Straßen und Innenräume, damit sie sehen können, wie sehr sich die Welt verändert hat. Dann wird ihnen der Umgang mit Computern, dem Internet oder dem Telefon beigebracht. Nicht, indem man ihnen einen Computer oder ein Telefon gibt, das wäre zu einfach, sondern indem man in einem Virtual-Reality-Headset einen Computer und ein Telefon simuliert. Man bringt ihnen bei, wie man sein Budget verwaltet, oder man setzt sie in eine Bar, in der ein Typ droht, sich mit ihnen zu prügeln, und fragt sie, wie sie reagieren sollen. In Kalifornien wird es auch als Alternative zum Hafturlaub genutzt: Gefangene können Paris oder Thailand in VR „besuchen“ (Foto).

Das Headset wird auch im US-Bundesstaat Washington verwendet, um weibliche Häftlinge kostengünstig in virtuellen Workshops in Automechanik zu unterrichten. Global Tel Link (GTL), der Gigant unter den Gefängnisvermittlern, will das Konzept ausweiten, insbesondere um virtuelle Besuche zu organisieren, von denen man sich leicht vorstellen kann, dass sie reale Besuche ersetzen könnten. Videokonferenzen wurden den Häftlingen als Ersatz für die während der Covid-Epidemie abgeschafften Besuchsräume ermöglicht.

Die Technologie wird auch als Mittel zur Bekämpfung von Rückfälligkeit beworben. Zu den jüngsten Experimenten gehören Virtual-Reality-Headsets für Täter, die häusliche Gewalt ausüben, wobei der Zuschauer abwechselnd in die Rolle des gewalttätigen Ehepartners, seiner Partnerin und ihres kleinen Sohnes schlüpft. Im Oktober letzten Jahres begann eine einjährige Testphase mit etwa 30 Häftlingen in Lyon, Meaux (mit verurteilten Personen, die im offenen Vollzug betreut werden) und Villepinte (im geschlossenen Vollzug).

https://secoursrouge.org/technologie-et-prison-4-la-realite-virtuelle