Wie bereits berichtet wurden wir (Nathalie und Manuel) am 22. September überraschend aus der Haft entlassen.
(es folgt ein kurzes Update über die Entlassung und die ersten Wochen danach und die nachträgliche Veröffentlichung eines offenen Briefes aus den Knästen vom August 2025)
Bei Nathalie öffnete sich die Zellentür gegen 12:30 und eine Wärterin teilte ihr mit, dass sie entlassen sei. Sie durfte ihre Mitgefangenen, die zu dieser Zeit Einschluss hatten bzw. auf Arbeit waren, nicht mehr sehen, nur ein paar wenigen durfte sie geringfügige Mengen Lebensmittel schenken. Dann wurde sie hinauskomplimentiert und gegen 16 Uhr vor die Tür gesetzt.
Manuel bekam die Nachricht um 14 Uhr nach dem Hofgang mitgeteilt. Er konnte mehr oder weniger alle seine Sachen an Mitgefangene weiterverschenken, da sein Gang zu dieser Zeit gerade Aufschluss hatte, und sich entsprechend auch von seinen Mitgefangenen verabschieden.
Vor der Entlassung aus der Haft wartete auf uns beide noch jeweils ein Polizist des K43, bei Manuel KHK Unglaub und bei Nathalie KOK Meyer, um uns eine sogenannte „Gefährderansprache“ zu erteilen. Im Wesentlichen bestand diese darin uns zu ermahnen keine Straftaten zu begehen – auch keine „Bagatelldelikte“ (KOK Meyer) – und uns auf ein hauseigenes Aussteigerprogramm hinzuweisen. Die Türen des K43 stünden uns jedenfalls immer offen, versicherte man uns.
Während KHK Unglaub noch die Antwort auf die Frage, ob wir denn nun observiert würden, verweigerte, weil ihm ja auch bei seinen gerade vorgetragenen Anliegen nicht recht zugehört und vor allem zu viel gegrinst worden sei, dauerte es keine drei Minuten nach der Entlassung, bis sich die Observanten selbst enttarnten. Als Manuel ein Taxi (M QF 1185) nehmen wollte, da enttarnte sich der Fahrer (ein Observant) dadurch selbst, dass er anstatt einfach zu entgegnen, dass er bereits gebucht sei, etc., sein Gesicht abwandte und zugleich hektisch auf eine Art „Panikknopf“ in seiner rechten Hosentasche drückte, während er sich versicherte, dass das Fahrzeug auch mit Sicherheit abgeschlossen ist und energische Gesten mit den Händen machte, im Stile von „geh weg“. Es wirkte halt wie ein enttarnter Observant, nicht wie ein Taxifahrer zu Oktoberfestzeiten.
Alles auf Anfang also. Das würde auch in den kommenden Tagen so bleiben. Mal gab man sich mehr Mühe, mal weniger, mal fertigte man ungeniert Nacktaufnahmen beim Baden in der Isar mittels Teleobjektiv, mal spannte man uns ohne derartige technische Hilfsmittel aus und drehte, in Rufweite geraten, lieber schnell ab, um eine Ansprache zu vermeiden. Als Manuel sich des Versprechens der offenen Türen beim K43 erinnerte und die nötigen richterlichen Beschlüsse zur längerfristigen Observation und zum Einsatz technischer Mittel sehen wollte, da brüllte ihn ein offenbar leicht reizbarer KHK Unglaub geradezu an, dass es keine Beschlüsse gäbe und überhaupt die Damen und Herren Findeisen und Obermeier zuständig seien, sowie die General-SA. Aber wie man das bereits aus dem humanistischen Propagandaunterricht aus den Geschichten von Kafka her kennt, blieben die Tore der General-SA selbstverständlich verschlossen und ein Türhüter blaffte einen an, dass man noch warten müsse und einen Termin benötige und überhaupt sei das hier die General-SA, da hätte man seine Anliegen schriftlich vorzutragen und könne nicht einfach so zu Geschäftszeiten hereinplatzen. Zum Glück waren wir das alles ja mittlerweile aus dem Knastalltag gewohnt …
Aber warum wurden wir nun überhaupt entlassen? Das war uns bei all der Hektik geflissentlich verschwiegen worden. Nicht dass es interessiert, könnte man sagen – raus ist immerhin raus. Tatsächlich war es das Oberlandesgericht gewesen, genauer gesagt die richterliche Vereinigung rund um den Richter Höhne, die unsere sofortige Entlassung angeordnet hatte. Denn: Man hatte unser Verfahren ersichtlich verschleppt. Seit Erhebung der Anklage Mitte/Ende März hatte die richterliche Vereinigung Himmelstoß und Co., die auf den Namen 29. Strafkammer am Landgericht München I (Staatsschutzkammer) hört, noch immer nicht darüber entschieden, wann das Verfahren anzuberaumen sei, hatte sogar Termine erst ab Januar 2026 in Aussicht gestellt. Das war nun wohl doch zu offensichtlich, denn obwohl es gängige Praxis der bayerischen Justiz ist, die Untersuchungsgefangenen in den Knästen schmoren zu lassen und das regelmäßig über die eigentlich vorgesehene 6-Monats-Frist hinaus, ist diese Praxis doch anrüchig, wenn sie derart unverschleiert daherkommt.
Wie die KHKin Findeisen, jene fürsorgliche Polizistin, die wir vom Abend der Verhaftung her kennen, Nathalie gegenüber schon damals versprochen hatte, sollte auch unsere Hütte im Walde schon bald nach unserer Entlassung dem Erdboden gleich gemacht werden. Mit schwerem Gerät riss man unser einstiges Zuhause ein und schlug sich zu diesem Zweck eine wüste Schneise durchs Unterholz des heranwachsenden Waldstücks. Die Polizei hält also Wort.
Das Verfahren gegen uns beide, sowie gegen eine weitere Person soll voraussichtlich gegen Ende Januar beginnen. Bislang sind 10 Prozesstage angedacht.
Wir bedanken uns noch einmal bei allen solidarischen Menschen für Postkarten, Briefe, Grüße und alle anderen erdenklichen Formen der Unterstützung, die uns im Knast erreicht haben. Ihr habt uns die nötige Kraft gegeben.
Nichts ist vorbei, alles geht weiter.
REBELLION IN ZEITEN POLIZEILICHER TOTALÜBERWACHUNG
Ein Brief aus der Anderswelt zu der neuesten Repressionswelle gegen Münchner Anarchist:innen
Wer normalerweise nicht damit rechnet, ausgerechnet im Wald auf einen Bullen zu treffen, wurde im Laufe des letzten Jahres im Raum München eines Besseren belehrt. Denn die Herren und Damen des Münchner Staatsschutzes (SS), sie waren in die Wälder aufgebrochen, jedoch nicht, um, angeödet vom Betongrau ihrer Büros und den nicht enden wollenden Stapeln an Formularen, aus denen die Arbeit eines guten deutschen Polizisten hauptsächlich besteht, das Elend ihrer Existenz als Handlanger eines ausbeuterischen Systems endlich hinter sich zu lassen und sich auf die schwierige, aber wunderschöne Suche nach einer freieren und würdigeren Lebensweise zu begeben. Nein, ihre Mission glich den Expeditionen so vieler Forscher in die tiefen Weiten der Urwälder dieser Welt: Leben, das sie nicht verstanden, zu studieren und zu erforschen, um es besser kontrollieren zu können.
In den Münchner Wäldern also machten sich die SS-Bullen auf, das Unbekannte zu studieren: zwei AnarchistInnen, die sich in diesen Wäldern häuslich eingerichtet hatten. Nachdem sie diese eine ganze Weile lang beobachtet, belauscht, fotografiert, getrackt und verfolgt hatten, machten sie den logischen nächsten Schritt: Sie fingen diese AnarchistInnen ein, sperrten sie in Käfige und durchsuchten und zerstörten ihre Hütten. Sie fielen außerdem bei diversen anderen Personen ein, die sie ihrem Umfeld zuschreiben, raubten allerhand Besitztümer und versuchten nun auch von diesen Auskünfte über ihre Untersuchungsobjekte mittels Zeugenvernehmung zu erpressen. Und so finden sich diese beiden AnarchistInnen ihrer Freiheit und ihrer Lieben beraubt und zu einer zu verwaltenden Nummer degradiert in einer steinernen Gruft wieder und sind zum Warten verdammt …
Diese beiden AnarchistInnen, das sind wir, Manuel und Nathalie. Uns wurde in den letzten Jahren die zweifelhafte Ehre einer besonderen Aufmerksamkeit des Bayerischen Verfassungsschutzes und des Münchner Staatsschutzes zuteil. Nun wurden wir am 26. Februar diesen Jahres (2025) verhaftet, während im Anschluss daran Hausdurchsuchungen gegen angebliche „Kontaktpersonen“ von uns in München, Umgebung und Österreich koordiniert wurden.
Wir haben uns entschieden, gemeinsam einen Brief zu schreiben, um ein bisschen die Hintergründe rund um die neueste Repressionswelle gegen Münchner Anarchist:innen und darüber hinaus durch den Münchner Staatsschutz (SS) und die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) aufzudröseln. Wir wollen auch über die Vorgehensweise und Taktiken der Bullen berichten, mit denen sie nun seit einigen Jahren schon versuchen, anarchistischen Projekten den Garaus zu machen, ein ganzes Umfeld mit Repression zu überziehen, und uns beiden auf inzwischen so gut wie jede erdenkliche Weise nachzustellen, und auf einige Details unserer Verhaftung genauer eingehen.
Doch was genau ist erst einmal am Abend des 26. Februar aus unserer Sicht passiert?
Gegen halb 9 am Abend saßen wir beide gerade in einer Münchner Bibliothek, als wir auf einmal von rund 20 Bullinnen und Bullen in zivil zu Boden gerissen und gefesselt wurden. Der Grund: Anordnung von U-Haft wegen angeblicher Fluchtgefahr im bereits seit drei Jahren laufenden „Zündlumpen“-Verfahren. Wir hätten versucht uns dem Verfahren zu entziehen, weil wir im Münchner Süden in einer selbstgebauten Hütte im Wald gelebt haben.
Außerdem verkünden sie uns die Eröffnung weiterer Ermittlungsverfahren gegen uns.
So werfen sie uns vor, gemeinsam mit zwei (inzwischen drei) weiteren Beschuldigten eine Zeitung namens „Hetzblatt gegen den Windpark“ veröffentlicht zu haben. Diese im Herbst 2024 einmalig erschienene Zeitung richtete sich gegen die Errichtung eines Windparks im Öttinger Forst, ein Vorzeigeprojekt der dortigen lokalen Chemieindustrie. Die Zeitung soll dabei Straftaten gebilligt und Politiker beleidigt haben.
Außerdem werfen sie uns beiden vor, insgesamt fünf Brandstiftungen im Zeitraum 2023/24 gemeinschaftlich begangen zu haben. Eine sechste Brandstiftung wird Manuel zusätzlich vorgeworfen. Es geht dabei um Brandstiftung an Baumaschinen einer Geothermiebaustelle in Polling, sowie an einer in der Nähe abgestellten Maschine für Forstarbeiten und am Kabelschacht einer angrenzenden Bahnstrecke im Oktober 2023, an Forstmaschinen im Hofoldinger Forst im Dezember 2023, an Arbeitsmaschinen im Bereich Südpark in München ebenfalls im Dezember 2023 (nur Manuel vorgeworfen), an einem Schienenfahrzeug in Oberhaching im Juli 2024, einem Windkraftwerk in Berg im September 2024 und an Betonmischern, einem Radlader und einem Förderband einer Betonfirma, ebenfalls im September 2024.
Unsere Verhaftung verbinden sie mit koordinierten Hausdurchsuchungen am späten Mittwochabend in München, Umland und Österreich. Neben unseren „Lagern“ im Wald und einem von Nathalie gemieteten Kellerraum trifft es hauptsächlich weitere Beschuldigte im „Hetzblatt“-Verfahren und ihre WGs. Eine Hausdurchsuchung richtet sich aber auch explizit gegen vermeintliche „enge Kontaktpersonen“ von uns, die sich als „Zeugen“ im Brandstiftungsverfahren den Schikanen der Bullen ausgesetzt sehen. Außerdem erhalten zahlreiche Personen zeitnahe generalstaatsanwaltschaftliche Zeugenladungen.
Während die Bullen also zahlreiche Personen, die sie unserem Umfeld zurechnen, schikanieren, werden wir beide getrennt voneinander (und wir werden uns von dem Zeitpunkt an bis heute nicht mehr wiedersehen) in die Räumlichkeiten des Staatsschutzes (SS) und des Polizeipräsidiums (PP) verbracht. Nach einer sehr kurz ausfallenden, offiziellen Vernehmung, da wir beide jegliche Aussagen verweigerten, müssen wir noch eine ganze Weile Drohungen und Diffamierungen gegen den jeweils anderen, sowie „wohlmeinende“ Ratschläge, wie etwa den Vorschlag doch mal übers Auswandern nachzudenken über uns ergehen lassen.
Gegen Mitternacht trifft dann noch ein Bulle von der Hundestaffel (HS) ein, um mit einem Taschentuch in unserem Nacken herumzuwischen und so eine „Geruchsprobe“ zu „entnehmen“. Im Anschluss werden wir in die heimeligen Gewahrsamszellen des Münchner Polizeipräsidiums (PP) verbracht, wo wir die Restnacht und den nächsten Vormittag verbringen dürfen: Dauerlicht bei Tag und bei Nacht, ein Fenster, durch das sich weder blicken lässt, noch sich öffnen, kein Kissen, ab 6 Uhr morgens auch keine Decke und keinen Bezug für die Plastikmatratze mehr. Bei Nathalie funktioniert außerdem der Wasserhahn nicht, was die Schließer nicht die Bohne interessiert, weshalb sie letztlich aus dem Klo trinken muss. Doch irgendwann ist es geschafft und wir werden beide der Haftrichterin vorgeführt, Manuel im Amtsgericht, Nathalie im Männerknast der JVA Stadelheim. Für den einen geht es im Anschluss in die Männer-JVA von Stadelheim, für die andere in die Frauen-JVA von Aichach.
Eine Woche später werden wir noch einmal von den Bullen abgeholt und in die Rechtsmedizin in der Nussbaumklinik zu einer körperlichen Untersuchung gekarrt. Auf Hin- und Rückfahrt dürfen wir uns beide noch einmal Diffamierungen über den jeweils anderen und weitere Drohungen anhören, die uns zu einer Aussage bewegen sollen. Seither lassen uns die Bullen in Ruhe.
WER ZUM KRIEGE RÜSTET …
Ein Abriss der Repression gegen den „Zündlumpen“ und Münchner Anarchist*innen vor ihrem gesellschaftlichen Hintergrund
Anfang 2020 rollt eine propagandistische Schockwelle vom chinesischen Wuhan durch beinahe die gesamte Welt. Aus einem Labor, in dem in militärischem Auftrag daran geforscht wurde, die Ansteckung von Coronaviren mittels Spike-Proteinen zu vergrößern, ist einer der Virenstämme entwischt. Absichtlich? Und selbst wenn nicht, zu welchem Zweck gibt es derartige Forschung? Ist nicht der Einsatz solcher Waffen angeblich ein schweres Kriegsverbrechen? Diese Fragen zu diskutieren werden wir einfache Menschen nicht die Gelegenheit bekommen. Während der chinesische Staat versucht, die Region Wuhan vollständig abzuriegeln, militärische Checkpoints errichtet, Ausgangssperren verhängt und deren strikte Einhaltung mit technologischen Mitteln durchsetzt, wie sie die Welt bis dahin nicht einmal aus den finstersten Dystopien kannte, ziehen die USA umgehend alle ihre Forscher*innen aus besagtem Labor ab und konzentrieren sich genauso wie die restliche westliche Welt, deren Regierungen von ihren Geheimdiensten mehr oder weniger unterrichtet worden waren, wie wir heute wissen, darauf, irgendwelche Gruselgeschichten von Fledermäusen und Märkten, auf denen es diese zu kaufen gibt, zu erzählen.
Ist es die Angst vor dem, was man selbst geschaffen hat, oder doch bloß ein großangelegtes, weltweites Experiment? Oder ist es mehr eine Art Wirtschaftskrieg unter Vorwand? Vielleicht ist es auch Zeitverschwendung, das heute noch aufklären zu wollen, selbst wenn es der Auftakt zum neuen Zeitalter der globalen Kriege war. Fakt ist jedenfalls, dass binnen weniger Tage Ausgangssperren und Kontaktverbote zu anderen Menschen gegen die Bevölkerungen weiter Teile Europas nach dem Vorbild Chinas verhängt werden. Weltweit wird die Wirtschaft und der Handel schlagartig heruntergefahren, China reagiert mit einer von den (demokratischen) Despoten weltweit mit großem Interesse und Bewunderung verfolgten „Zero Covid“-Politik der totalen kybernetischen Einsperrung und Kontrolle, Bill Gates und all die anderen Impffaschisten, wozu auch weite Teile der bundesdeutschen „Antifa“ gezählt werden dürfen, die mitunter ganz unverhohlen eine deutsche Fassung der totalitären „Zero Covid“-Politik Chinas forderten, sogenannte „Coronaleugner“, also Menschen, die eine Aussetzung ihrer bis dahin unveräußerlich geglaubten Rechte nicht hinnehmen wollen und gegen die Maßnahmen der Regierung demonstrieren, öffentlich denunzieren – als Nazis und „Leugner“, ganz im Sinne der Propaganda der Obrigkeit –, und letztlich sogar zu übersehen geneigt sind, dass zahlreiche marginalisierte Gruppen, deren Rechte zu verteidigen sie sonst so gerne vorgaben, von den von ihnen geforderten und mitgetragenen Maßnahmen besonders hart getroffen werden, kommen aus ihren Löchern gekrochen und prägen einen alarmistischen und verlogenen öffentlichen Diskurs des „Stay-at-home“, eine Art Generalmobilmachung zur Abwesenheit. Die Polizei setzt all das mit Prügeln, Ordnungsgeldern und notfalls Verhaftungen durch, kontrolliert Leute im Park, prügelt Party machende Jugendliche auseinander und verfolgt in den Nachtstunden alle, die entgegen der verhängten Ausgangssperren dennoch draußen unterwegs sind. Aber was erzählen wir euch da? Ihr werdet euch sicherlich selbst noch gut an diese Zeit erinnern.
Während der Staat also die Presse gleichschaltet und eine ganz neue Art des Nationalismus, den des „solidarischen“ Impfzwangs, der freilich kein Zwang ist; nur „Freiheit ohne Impfung, das wird es nicht geben“, meint Markus SöDDR, wie ihn manch einer damals nannte, installiert, versteht es sich von selbst, dass auch die Repression gegen all jene entfesselt werden muss, die nicht bereit sind, die (medizinisch) verordneten Maulkörbe anzulegen. Es ist die große Stunde der neu gegründeten Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET), die umgehend ihre Arbeit aufnimmt und damit die Verfolgung von Impfgegnern, „Coronaleugnern“, Anarchisten und Co. Der bajuwarische Innenminister Joachim Herrmann höchstselbst wird eines von ihm begonnen Schlagabtausches mit dem „Zündlumpen“ wegen, einem „anarchistischen Wochenblatt“, das damals in München erschien und zu den allerersten Kritikern der Coronamaßnahmen gehörte, genauer gesagt wegen eines allzu bedrohlich dreinblickenden Zwinkersmileys, die Jagd auf Anarchisten in München eröffnen.
Auf Zuruf des obersten bajuwarischen Polizeichefs werden geheime und weniger geheime Polizeien tätig. Mit Genehmigung der Parlamentarier Katharina Schulze, Alfred Sauter und Alexander Flierl überwacht der bajuwarische Verfassungsschutz die Post von rund 15 (mutmaßlichen) Anarchist*innen und führt in diesem Personenkreis Observationen durch. Obwohl er sich die Erlaubnis dazu wiederholt verlängern lässt, weil seine Beobachtungen „noch nicht die gewünschten Erkenntnisse“ beschert hätten, zaubert er bereitwillig drei „der Herausgeberschaft des Zündlumpens Verdächtige“ aus dem Hut, als die weniger geheimnisvolle Polizei die Ermittlungen gegen den „Zündlumpen“ mangels erfolgsversprechender Ansätze einstellt. Drei Personen, das ist das absolute Minimum für ein Verfahren nach § 129, der „Bildung einer kriminellen Vereinigung“, der die Herausgabe einer Zeitung gleichkommen soll, und ein solches Verfahren wiederum stellt die notwendige Grundlage für die Durchführung und spätere strafprozessuale Verwertung von Observationsmaßnahmen, Telefon- und Postüberwachungen, usw. dar. So ein Zufall aber auch.
Es folgten Razzien, DNA-Entnahmen und der Raub einer ganzen Druckerei, sowie tausender anarchistischer Publikationen, ganz offensichtlich in dem Bestreben die Verbreitung anarchistischer Ideen zu verhindern. Die geraubte Druckerei wurde von den Bullen dabei wie ein Tatort behandelt, es wurden Fingerabdruckspuren und DNA-Spuren gesichert, unter anderem sammelte man auch die Kippenstummel aus einem Aschenbecher ein und Tada: Schon hatte man einen vierten Beschuldigten. Zwar hatte das Labor des LKA mittlerweile alle Drucker aus dieser Druckerei für die Herstellung des „Zündlumpen“ mit Sicherheit ausschließen können, aber wen juckt so etwas schon?
Nach einer weiteren Razzia widmeten sich die Bullen des Münchner Staatsschutzes, allen voran Florian O., Jannine F. und Johannes R. vor allem dem Lesen. Schließlich nannten sie ihre Ermittlungsgruppe „EG Schrift“. Dank ihrer umfangreichen Notizen, die aus diesen Lesekreisen hervorgingen, wissen wir nun nicht nur endlich, was eigentlich in einigen der dicksten Folianten anarchistischer Werke steht, sondern gewannen auch die ein oder andere Übersetzung und erfuhren so einiges über die biblische und hobbes’sche Figur des Leviathan. Parallel zu ihren anarchistischen Lesekreisen erwirken die Bullen auch die Kündigung der Räumlichkeiten der anarchistischen Bibliothek „Frevel“, indem sie wiederholt Druck auf den Vermieter ausüben. Auch beim Jobcenter kreuzt Florian O. auf und schreibt im Anschluss in einer triumphierenden Aktennotiz, dass er dort die Streichung, bzw. Nicht-Verlängerung der Bezüge von uns beiden, Nathalie und Manuel, erwirkt hat. Wegen daraufhin ausbleibender Miete schmeißt der zuvor im Auftrag der Bullen vermeintliche Anwesenheitszeiten in der Wohnung ermittelnde Vermieter uns per eigenmächtiger Zwangsräumung aus der Wohnung.
Die Bullen wiederum, die zu dieser Zeit auf der Jagd nach Nathalies Blut oder Speichel sind, um auch von ihr noch eine DNA-Probe zu bekommen, die, so wörtlich ein Gericht, dazu beitragen soll, das „Mosaik“ der Anklage zu vervollständigen, überwachen Nathalies Bankkonto und speziell Abhebungen davon, die Handys und Telefonanschlüsse ihrer Eltern, ermitteln Kursteilnehmerlisten in Nathalies ehemaliger Berufsschule – deren Besuch über 10 Jahre zurückliegt –, fragen bei allerhand Online-Plattformen nach etwaigen Nutzerdaten, -konten und Lieferadressen, führen Observationen durch und passen Nathalie schließlich an Weihnachten bei ihren Eltern ab und folgen ihr von dort heimlich zu einem vermeintlichen zeitweiligen Wohnort. Ihre DNA zu bekommen scheint den observierenden Kräften des MEK und ihren Auftraggebern des SS aber gar nicht wichtig zu sein. Nach zwei Wochen Rund-um-die-Uhr-Observationen brechen sie diese ab, ohne wenigstens einmal nach jenem besonderen Saft gefragt zu haben.
Stattdessen müssen über einen Monat später ein paar Auto-Rowdy-Bullen ran, die Nathalie und mich im Verlauf einer inszenierten „Zufalls“-Kontrolle einfach von den Fahrrädern reißen. Was (beinahe) hollywoodreif begann, endet schließlich in einem Akt der Bürokratie, der Lieblingstätigkeit der „echten Polizei“.
DIE EG RAUTE, DIE ANARCHISTEN UND DER FEUERTEUFEL
Während die Bullen Jagd auf eine Zeitung machen, Druckmaschinen und Papier rauben und Lesekreise bilden, um sich durch hunderte anarchistische Publikationen zu lesen, die sie bei den Durchsuchungen 2022 in ihren Besitz gebracht haben, sind sie noch mit einem ganz anderen Problem konfrontiert: Ein „Feuerteufel“ treibt in Bayern seit einigen Jahren schon sein Unwesen. So zumindest tituliert die lokale Presse seit geraumer Zeit eine „Serie“ an Brandstiftungen, die sich gegen Pkw, Bau- und Forstmaschinen, sowie Infrastruktureinrichtungen, etwa Funkmasten, Bahnanlagen, Geothermie, Windkraft, und auch gegen die Infrastruktur der Polizei selbst richten. Von bis zu 50 Brandstiftungen und 25 Millionen Euro Sachschaden ist die Rede. Seit August 2023 ermittelt eine dafür eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe, die sogenannte „EG Raute“.
Doch wer könnte es bloß sein? Auch nach jahrelangen Ermittlungen tappen die Bullen im Dunkeln. Peinlich, peinlich für die „sicherste Stadt“ Deutschlands und den für seine Härte bekannten bajuwarischen Polizei… äh, Freistaat. Nun, zumindest für einzelne Taten, wie die Bullen extra vorsichtig in einer Pressemitteilung schreiben, vermuten sie ein „extremistisches“ Motiv. Genauer gesagt, ein anarchistisches.
Denn wie das BKA mühevoll und intensiv ermittelt hat, mögen Anarchisten den Staat nicht. Sie würden ihn gar „als repressive Zwangsinstanz“ ansehen, die „zerschlagen werden müsse“. Sie finden außerdem heraus, dass „klassische“ Anarchisten dabei „Angriffe gegen Infrastruktureinrichtungen als probates Mittel“ ansehen, da die Infrastruktur dem Staat „als wichtiges Instrument zur Überwachung und Kontrolle der Bevölkerung“ diene und „für einen geregelten Ablauf des Systems“ sorge.
Allerdings haben die Bullen ein Problem: in dieser „Serie“ konnten sie, bis auf ganz wenige Ausnahmen, keine Bekennerschreiben (sog. „SBS“, „Selbstbezichtigungsschreiben“ im Beamtendeutsch) finden, die ihnen eine „politische“ Einordnung der Taten erlauben würde.
Doch gerade das, findet das BKA, spräche eher dafür als dagegen, dass es sich um anarchistische Angriffe handeln könnte, weil „SBS“ aus anarchistischer Sicht überflüssig seien, da die Taten so „durchdacht und ideologisch eindeutig“ sein sollen, dass sie für sich sprächen. Bei den Taten, die sie der „Serie“ zuordnen, halten sie das wohl für erfüllt. Falls doch mal ein SBS vorliege, spräche das aber auch nicht gegen die Täterschaft durch Anarchisten. Logisch, dann steht das ja auch drin. Anstelle des SBS trete aber häufiger die „Dokumentation“ in anarchistischen Publikationen.
Und da sind wir wieder bei unseren Lesekreisen, die wohl nicht nur die Münchner SS-Bullen, sondern auch das BKA zum Zwecke des Studiums anarchistischer Schriften eingerichtet haben. So analysiert das BKA anarchistische Publikationen und Webseiten wie den „Zündlumpen“, den „Zündlappen“, „Sozialer Zorn“ (die beiden werden als „Nachfolgeprojekte“ des „Zündlumpen“ bezeichnet), „Sans Nom“ und „Switch Off“ hinsichtlich ihrer Berichterstattung zu diversen Brandstiftungen in Bayern, versuchen verzweifelt mögliche persönliche Bezüge zum Münchner Raum und zu den berichteten Taten herauszulesen und spekulieren über die Autorschaft von Artikeln, sowie über die mögliche Existenz einer „internationalen anarchistischen Gruppierung“.
An dieser Stelle geraten wir, Manuel und Nathalie, als vermeintliche Mitherausgeber des „Zündlumpen“, ins Visier der EG Raute. Da außerdem Französisch in Deutschland eine unglaublich selten beherrschte Sprache ist, und in Frankreich erst recht, spekuliert das BKA darüber, ob Nathalie aufgrund ihrer französischen Wurzeln die Autorin und Übersetzerin von französischsprachigen Artikeln über diverse Brandstiftungen in Bayern auf der französischsprachigen Webseite „Sans Nom“ sein könnte. Irgendeinen konkreteren Hinweis als den, dass Nathalie fließend französisch spricht, finden sie allerdings nicht. Derzeit entdeckt die EG Raute dafür eine ganze Reihe unglaublicher „Indizien“ gegen uns.
„Schuhadruckspuren“
oder: Das Asservatenkammerngespenst
Ein Feuerteufel hat ja bekanntlich magische Fähigkeiten, und vielleicht ist er auch in der Lage, Dinge aus der Asservatenkammer des K43 hinaus- und wieder hineinzuzaubern. Auf jeden Fall haben die Bullen sowohl bei der Brandstiftung auf die Geothermiebaustelle in Polling im Oktober 2023, als auch bei den Brandlegungen an Forstmaschinen im Hofoldinger Forst im Dezember 2023 „Schuhabdruckspuren“ gefunden, die das gleiche Profil aufweisen sollen, wie ein Paar unbenutzter Schuhe, die sie bei den Hausdurchsuchungen Ende April 2022 im Zusammenhang mit dem „Zündlumpen“-Verfahren in einem von Nathalie gemieteten Kellerraum beschlagnahmt haben. Simsalabim! – Es handelt sich dabei übrigens um ein Sohlenprofil, das sie gleich mehreren No-Name-Modellen von Tedi und Kik zuordnen.
Ein Fahrrad fährt über eine Brücke
Doch das ist ja noch nicht alles, was die Bullen Sensationelles entdeckt haben: Denn an einer von der EG Raute verdeckt platzierten Kamera an der Großhesseloher Brücke, einer Bahn- und Fußgängerbrücke über die Isar, wollen sie Manuel erkannt haben, wie er in zeitlicher Nähe zu der vermuteten Tatzeit der Brandstiftung an Baumaschinen im Bereich Südpark im Dezember 2023 besagte Brücke mit dem Fahrrad überquert haben soll. Nun ist aber, für alle Ortsunkundigen, die Großhesseloher Brücke etliche Kilometer vom Südpark entfernt. Außerdem ist die Qualität der Aufnahme so schlecht, dass sie nur beteuern können, dass nichts gegen die These spreche, dass es sich um Manuel handeln könnte.
“Orange is the New Black”
Aber, aber, es gäbe auch noch eine weitere Fotoaufnahme, von einer Wildkamera. Gute drei Wochen vor der Brandlegung an Forstmaschinen im Hofoldinger Forst sei ein Spaziergänger in der Nähe vom späteren Tatort von der Wildkamera fotografiert worden. Eigentlich noch viel mehr Spaziergänger als dieser eine, aber dieser Spaziergänger – oder Spaziergängerin –, der oder die man nur von hinten und aus weiter Ferne sieht, habe eine orangefarbene Jacke getragen. Diese Jacke soll nun einer Jacke ähneln, die Manuel während einer Observation einen Monat später getragen habe – beide Jacken sind orange. Zumindest spräche auch hier nichts gegen die These. Übrigens waren ganz nebenbei bemerkt besagte Forstmaschinen zu dem Zeitpunkt der Aufnahme nicht nur noch gar nicht am späteren Tatort abgestellt, sie waren sogar im gesamten Hofoldinger Forst noch nicht im Einsatz.
“Wer miteinander schläft, muss auch gemeinsam zündeln gehen”
Oder: Big Brother lässt grüßen
Wow, das sind mal Indizien, und da wir bekanntermaßen Lebensgefährten seien und in der Vergangenheit bereits mehrfach zusammen “in Erscheinung getreten” seien, ist völlig klar, dass wir gemeinsam besagte drei Brandstiftungen begangen haben müssen. Praktischerweise haben sie gerade im Zusammenhang mit dem “Zündlumpen”-Verfahren Nathalie an Weihnachten bei ihren Eltern aufgelauert und sie zu einem vermeintlichen temporären Wohnort verfolgt. Zwei volle Wochen verfolgen sie uns auf Schritt und Tritt. Eines frühen Morgens verlieren sie uns aber aus den Augen. Da das automatische Kennzeichenerfassungssystem Nathalies Auto in Richtung Österreich auf der Autobahn festgestellt haben soll, ist für sie klar: Wir müssen nach Österreich gefahren sein.
Nun dürfen sie über die nächsten Wochen und Monate hinweg endlich peu à peu fast alles aus der Trickkiste zaubern, was der moderne demokratische Überwachungsstaat so zu bieten hat. Sie erlassen neue Beschlüsse zur längerfristigen Observation und TKÜ gegen uns, und da sie uns in Österreich vermuten, weil eine “wesentliche Kontaktperson” von uns in Österreich wohnhaft sein soll, regen sie auch eine europäische Ermittlungsanordnung an, um auch in Österreich observieren zu dürfen und organisieren eine Nachschau an einem Wohnhaus in Österreich durch die lokalen Bullen, ob wir uns dort aufhalten. Außerdem schicken sie eine Anfrage an Flixbus und die DB, ob wir dort eine Fahrt gebucht haben, und erwirken einen Beschluss zur Verwanzung von Nathalies Auto mit GPS-Tracker und Mikrofon. Doch vorerst bleiben wir unauffindbar.
Außer in Österreich halten sie auch in München und Umgebung die Augen nach uns auf. Sie lauern an Münchner “Szeneörtlichkeiten” und vor dem Haus von Nathalies Eltern, hören ihre Familie und vermeintliche Mitbewohner ab, und “stellen” uns tatsächlich immer wieder an diesem und jenem Ort “fest”, um uns dann wieder zu verlieren. Dann erfahren sie aus der TKÜ von Nathalies Familie, dass wir in den Wald gezogen sein sollen! Binnen neun Tagen unterziehen sie uns zwei mal einer “Zufallskontrolle”, einmal in der Stadt und einmal mitten im Wald, beide Male unter dem Vorwand des “Verdachts auf Fahrraddiebstahl”, entführen uns auf die jeweils zuständige Wache und halten uns stundenlang fest. Jedes Mal wurden wir zuvor von Polizeibeamten “festgestellt”. Nathalies DNA werden sie so endlich habhaft. Verlieren tun sie uns im Anschluss trotzdem. Sie müssen außerdem feststellen, dass wir eine Liste mit Kennzeichen von “zivilen Einsatzfahrzeugen”, sprich Observationsfahrzeugen, dabei haben. Fortan lautet also die Devise: Deckung vor Wirkung. Was es auch nicht leichter macht, uns nicht zu verlieren.
Gut einen Monat später gelingt es ihnen endlich, nachdem Nathalies Auto im Münchner Osten “festgestellt” wurde, dieses innerhalb weniger Minuten mit einem GPS-Tracker zu versehen und spontan eine Observation zu organisieren. Die Nachstellungen nehmen eine neue Dimension an: Drohnen verfolgen uns nach Einbruch der Dämmerung in den Wald, ein von Nathalie gemieteter Keller wird erneut durchsucht. An Geburtstagen von Familienmitgliedern wird vor der Tür gelauert, die E-Mails von Familienmitgliedern überwacht, diverse Reisen und Familiengroßereignisse aufmerksam und unter Einbeziehung lokaler Bullen eng begleitet, samt zeitlich begrenzter TKÜ und Observationsbeschlüsse für vermutete angesteuerte Ziele und mögliche “Kontaktpersonen” im In- und Ausland. Einmal organisieren sie spontan eine Observation, nachdem sie dank des GPS-Trackers eine Bewegung von Nathalies Fahrzeug feststellen. Immer wieder werden wir zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten innerhalb und außerhalb Münchens “festgestellt”.
Nach fast einem halben Jahr endlich der Durchbruch: Sie haben unsere “Lager” entdeckt. Endlich können sie sich so richtig austoben. Sie spicken die Umgebung mit Wildkameras und Mikrofonen. Auch Nathalies Auto, nachdem sie es einige Stunden unbeaufsichtigt abgestellt hat, wird endlich mit einem Mikrofon ausgestattet. Wenn denn nur die Technik mitspielen würde… Gute zwei Monate brauchen sie, bis sie endlich gemütlich zuhören können. Nur regnen darf es nicht! Blöderweise hat Nathalie ihr Auto in der Zwischenzeit verschenkt. Doch es bleiben ja noch die “Lager”. Also verfolgen sie voller Spannung Baufortschritte, An- und Abwesenheitszeiten, Besuche und bewerten die Intimität von Gesprächen, um “enge Kontaktpersonen” zu ermitteln.
“Geruchsspuren”
Oder: Kommissar Rexens große Stunde
Sie schleichen sich außerdem ins “Lager”, um an willkürlich ausgewählten Gegenständen, die sie meinen uns individuell zuordnen zu können, ein Taschentuch dranzuhalten und anschließend in ein Glas zu stecken. Auf Beamtendeutsch nennt sich dieser Vorgang “Geruchsprobenentnahme”. Diese Taschentücher haben sie bei der Brandstiftung an einem Bauzug in Oberhaching im Juli 2024, bei der versuchten Brandstiftung an einem Windrad in Berg im September 2024 und bei der Brandstiftung an einem Förderband, mehreren Betonmischern und einem Radlader eines Betonwerks ebenfalls im September 2024 anschließend Kommissar Rex vorgelegt bzw. seinen Kollegen, sogenannten “Geruchtsspurendifferenzierungshunden”. Und siehe da: Beim Schnüffeln an Resten von Grillanzündern, Grillanzünderverpackungen und einem Kanisterdeckel haben sie gebellt! In Oberhaching sollen Suchhunde sogar ein paar Dutzend Meter herumgelaufen sein!
Unterdessen widmen sie sich verstärkt unserem vermeintlichen Umfeld. Bei erwarteten “Treffen” im “Lager” installieren sie auf dem vermuteten Anfahrtsweg der Besucher eine Kamera und führen Funkzellenabfragen durch. Die Kamera soll außerdem den Beginn von Observationen von uns und vermeintlichen Besuchern erleichtern, da nicht nur wir zwei als observationserfahren eingestuft werden. WGs von vermuteten “engen Kontaktpersonen” bekommen nun ebenfalls eine (polizeiliche) Kamera verpasst, ebenso Nathalies Keller. Bei mehreren vermeintlichen “engen Kontaktpersonen” werden die Handys abgehört.
Mitte Januar entscheiden sie sich, in die Offensive zu gehen. Am 17. Januar erlassen sie Durchsuchungsbeschlüsse gegen uns wegen des Anfangsverdachts der Brandstiftung in 5 bzw. 6 Fällen. Doch sie lassen sich Zeit mit der Durchsuchung. Dann, wie praktisch, verkündet die General-SA, dass das “Zündlumpen”-Verfahren endlich anklagereif sei. Das wird auch Zeit, denn wenn nicht bald etwas geschieht, verjährt der Straftatbestand der Bedrohung gegen den bajuwarischen Innenminister Joachim Hermann (wir erinnern uns, ein Zwinkersmiley, der Joachim arg zu schaffen machte, markiert den Anfang unserer Geschichte). Da wir beide ohne festen Wohnsitz sind, bedeutet das, dass sie uns wegen angeblicher Fluchtgefahr in Untersuchungshaft stecken können. Das klingt doch in der Presse gleich viel besser, wenn es in der “EG-Raute”-Sache auch Verhaftungen gab! Nach dem bedeutenden Schlag gegen die mutmaßlichen “Feuerteufel” klingt es mit zwei Personen und drei Objekten (zwei “Lager” und – zum dritten Mal! – Nathalies Keller) aber irgendwie nicht. In Windeseile wird also noch ein zweites Ermittlungsverfahren aus dem Boden gestampft, das neben uns auch noch zwei weitere Beschuldigte umfasst und fünf Objekte mehr, davon mehrere in Österreich. Das klingt doch nach was! Am selben Tag, dem 4. Februar, werden also die Haftbefehle gegen uns und Durchsuchungsbeschlüsse im Zusammenhang mit diesem neuen Verfahren erlassen. Dieses neue Verfahren ist nach bewährter Manier mal wieder ein “Zeitungsverfahren”. Zwei Sätze in einer Zeitung, die zwei Monate zuvor im Kreis Altötting in Bayern verteilt worden war, waren angeblich nicht demokratiekonform formuliert (dazu gleich mehr). Erst eine Woche vor dem gut inszenierten “Showdown” folgten außerdem Durchsuchungsbeschlüsse gegen vermeintliche “enge Kontaktpersonen” und “Zeugen” im Brandstiftungsverfahren. Noch ein Objekt mehr! Und schon haben wir, wie die “Welt am Sonntag” so schön reißerisch formulierte, “die wohl größte Polizeiaktion gegen eine autonom und klandestin agierende anarchistische Sabotagezelle der vergangenen Jahre”!
DAS “HETZBLATT” UND DER WINDPARK
Vergiftete Böden, versiegelte Flächen, verpestete Luft, verseuchtes Wasser… die Industrie, ihr unersättlicher Hunger und der Müll, den sie produziert, hat in den letzten hundertfünfzig Jahren unsere Landschaft in einem Tempo verändert, vergiftet und zerstört, das seinesgleichen sucht. Die Folgen dieses Feldzuges gegen das Gleichgewicht alles Lebendigen treten immer deutlicher zutage. Der vorgebliche Kampf gegen diese Folgen – subsumiert und reduziert auf den Kampfbegriff “Klimawandel” – dient nun als Legitimation für den nächsten Angriff auf Mutter Erde: die sogenannte “Energiewende” mittels “grüner” Technologien. Während die Jagd auf die dafür benötigten Rohstoffe tausende neue Wunden in unsere und alle Landschaften reißt, insbesondere in die Landschaften der vielen Kolonien der verschiedenen großen Industrienationen, sie das Grundwasser und die Böden verseucht, und die dort lebenden Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt und entweder vertreibt oder direkt und indirekt zur Arbeit in den neuen Minen zwingt, schießen hierzulande wie anderswo tausende neue Hässlichkeiten des Industriezeitalters aus dem Boden, die die bereits so sehr von der Industrie geprägten Landschaften weiter verschandeln. Windräder, Solarfelder, gigantische Stromtrassen, Pipelines, Pumpspeicher-, Wasser-, Gas-, Geothermiekraftwerke oder LNG-Terminals werden so schnell wie möglich aus dem Boden gestampft. Während allerorts von einer Ersetzung der alten Energiequellen durch die neuen “erneuerbaren” die Rede ist, handelt es sich offensichtlich – wie bei jeder vorherigen “Energiewende” – um einen Ausbau und Diversifizierung der Energiequellen. Ein Ausbau, auf den Industrie und Staat dringend angewiesen sind, denn der Aufbau einer total überwachbaren und überwachten, entfremdeten und perfektioniert steuererbaren Tech-Dystopie, die gemeinhin als “Digitalisierung” bezeichnet wird, lässt den Energiebedarf immens steigen. Angeblich, so erzählt man uns, sei die Digitalisierung ja auch unabdingbarer Helfer der “Errettung des Klimas”.
Ja ja, “Klimaschutz” und eine totale Tech-Welt stehen sich nicht konträr gegenüber, wie man instinktiv annehmen würde, sondern gehen Hand in Hand. In diesem Kontext der Zuspitzung der – zumindest von Tech-Patriarchen ersehnten – Ablösung des Menschen von der Natur im Namen der Natur, ist eine Gegend im südöstlichen Bayern, die bereits seit gut hundert Jahren als “Opferzone” der Industrie herhalten muss, das sogenannte “bayerische Chemiedreieck”, mit einem der zahlreichen Klimaschutzprojekte von Industrie und Politik konfrontiert: 40 Windräder möchten die bayerischen Spitzenpolitiker und der Chemiekonzern Wacker in den größten zusammenhängenden Wald der Gegend stellen, dem Öttinger Forst. 10%, bzw. angesichts des anzunehmenden steigenden Strombedarfs in den kommenden Jahren 5% des Strombedarfs des “Chemiedreiecks” soll dieser zukünftige “größte Onshore-Windpark” Deutschlands decken.
Nach der Einbetonierung und Zähmung der lokalen Flüsse Inn und Alz mittels der Errichtung von Wasserkraftwerken, der Vergiftung der Böden, der Vergiftung der Alz, die Millionen Fische tötete, der Vergiftung des Grundwassers und der Vergiftung der lokalen Bevölkerung folgt nun also der nächste Angriff auf die Bewohner dieses Landstrichs und ihre Heimat. Zur Überraschung und zum Ärger all jener, die sich dieses fantastische Vorzeigeprojekt der bayerischen “Energiewende” ausgedacht haben, und die wohl davon ausgingen, dass eine Gegend, in der ein großer Teil der lokalen Bevölkerung finanziell von ihr abhängig ist, das einfach schlucken würde, gehen viele Bewohner dagegen auf die Barrikaden. Überregionale Schlagzeilen machte das Ganze, als zwei Gemeinden mittels Bürgerbegehren die geplante Errichtung der Windräder auf ihrem Gebiet – insgesamt 13 an der Zahl – mehrheitlich ablehnte. Während die Bewohner, die dagegen gestimmt hatten, in den Medien als rückständige Hinterwäldler und Nazis diffamiert wurden, kippte der stellvertretende bayerische Ministerpräsident und Vorsitzende der Bayerischen Staatsforsten, denen die entsprechenden Waldgebiete gehören, Hubert Aiwanger, die sogenannte “Kommunalklausel”, auf Grundlage derer die beiden betroffenen Gemeinden die Windräder ablehnen konnten, und kündigte an, zu prüfen, wie lange ein derartiges Veto rechtlich bindend sei. Während der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und Aiwanger außerdem gegen die demokratischen Instrumente wettern, auf die viele Bürgerinitiativen nicht nur rund um den Öttinger Forst im Kampf um ihre Heimat so viele Hoffnungen setzen – Verbandsklagerecht, Bürgerbegehren, etc. –, und diese lieber gestern als heute abschaffen würden, reden andere davon, dass die Bewohner “zu schlecht informiert” gewesen seien, und dass lieber die “Kommunikation” verbessert werden müsse. Die Botschaft ist klar: Ein “Nein” ist keine Option. Der Windpark kommt, so der so.
In diesem aufgeheizten Kontext taucht nun Ende November eine kleine Broschüre auf, das “Hetzblatt gegen den Windpark”. Sie wird in mehreren vom Windparkprojekt direkt betroffenen Gemeinden großflächig verteilt und macht Schlagzeilen. Der Landkreis diskutiert über die Inhalte, die verschiedenen Bürgerinitiativen nehmen öffentlich Stellung dazu – und die Bullen ermitteln.
Aber was steht in dieser Broschüre, dass sie eine derartige Unruhe auslöst?
Lassen wir die Broschüre selbst sprechen:
“Wie wäre es, wenn es ein resolutes Nein aus der Bevölkerung gäbe? Ein Nein und Basta. Ein “Wo kommen wir da hin, mit euch verhandeln wir nicht, schert´s euch zum Teufel!”“
“Wenn nun … die Politik derart korrumpiert, dann sollten wir uns von Anfang an nicht darauf einlassen…. Noch sollten wir uns auf die Mittel der Politik einlassen. Sie gewöhnen uns zu sehr daran, die Lenkung unserer Geschicke an andere zu delegieren, anstatt die Dinge selbst in die Hand zu nehmen; daran, abzuwarten und nichts zu tun, bis wir irgendwo ein Kreuzchen setzen dürfen und meinen, damit irgendwas mitbestimmen zu können. Sie vermitteln uns den Anschein, auf Augenhöhe mit den Mächtigen zu verhandeln, während sie uns in Wirklichkeit zur Passivität und zur Akzeptanz ihrer Pläne verdammen.”
“… glaubt heute noch irgendjemand ernsthaft, dass der technische Fortschritt die Menschen glückseliger und entspannter macht? Oder bringt der ganze technische Fortschritt – der immer mehr in jeden Teil unseres Lebens eindringt – vielleicht doch anderen mehr Vorteile als uns?”
“Ich würde sagen, das Konzept der Energie ist ein reines Herrschaftsprojekt, das sich nicht zum Positiven ändern kann. Wieso mal nicht über ein Leben ohne Energie nachdenken? Das mag jetzt vielleicht absurd klingen, aber wieso nicht mal den Sprung ins Unbekannte wagen?
Die Zerstörung der Welt geht munter weiter, während uns die staatliche Propaganda erzählt, dass eine Reduktion der CO2-Emissionen die Lösung wäre, doch auch die “erneuerbaren Energien” führen weiter zu einer Verwüstung des Planeten.”
“Vielleicht ist es einfach keine gute Idee, Menschen an die Macht zu verhelfen, oder sie dort zu dulden, und zwar egal welche. Vielleicht ist das Problem, dass es überhaupt solche Mächtigen gibt. Und da auch eine Demokratie an diesem Verhältnis nicht rüttelt, wundert es nicht, dass sie auch nur den Interessen der Mächtigen zu dienen scheint. … Dass sie dazu da ist, die Pläne der großen Denker – die in den klimatisierten Räumen ihrer Büros und Lofts, ihrer Villen und Lounges, jeglichen Bezug zur Realität verloren haben, und die weder der einzelne Mensch, noch die Eigenheiten eines Ortes und seiner Gemeinschaft interessiert – auf Kosten der Leute und auf Kosten ihrer Heimat durchzusetzen.”
Und was haben die Bullen nun damit zu schaffen?
Die Bullen, aufgeschreckt von der positiven Bezugnahme auf die Proteste gegen den Bau der Wiederaufbereitungsanlage von Uran in Wackersdorf im Jahr 1986, ermitteln mal wieder wegen des Verdachts auf diverse “publizistische Straftaten“. So zeigen sie sich empört über die unverblümte Beleidigung von bayerischen und bundesdeutschen Politikern: so wird etwa der ehemalige Wirtschaftsminister Habeck, der sich nicht von der Fähre traute, als wütende Bauern mit ihm reden wollten, als “Waschlappen” und “Feigling” bezeichnet, Hubert Aiwanger als “Arschloch Hubsi”, “Berufs-Zipfelklatscher” und “Windbeutel”. Auch Söder wird als “Windbeutel” bezeichnet.
Auch diverse Nachrichtenboxen, die von Sabotageakten gegen Windmessmasten, Forstmaschinen, ein Betonwerk in München und ein Windrad in Berg zu berichten wissen, lesen die Bullen ganz genau, denn sie wittern den Anfangsverdacht der Billigung von Straftaten.
Letzten Endes beanstandet die General-SA ganze zwei Formulierungen, die für sie Anlass genug sind, insgesamt sieben “Objekte” zu durchsuchen, und gegen erst vier, inzwischen fünf Anarchist:innen aus dem Münchner Umland und Österreich ein Ermittlungsverfahren zu eröffnen, ein “Objekt” sogar zweimal zu durchsuchen und eine DNA-Abnahme anzuordnen und zu vollziehen. So erzürnt der Titel “Rage against the Forstmaschine” im Zusammenhang mit einem Bericht über insgesamt acht abgefackelte Forstmaschinen im Münchner Umland und in Erlangen, sowie zwei geplättete Forstmaschinen in der Oberpfalz im vorletzten Winter die offensichtlich humorbefreite General-SA.
Auch dass die versuchte Brandstiftung an einem Windrad in Berg als “eine feuereifrige Protestnote der unbekannten Täter” bezeichnet wird, trifft nicht ihren Humor. In beiden Fällen ermittelt sie wegen des Verdachts der Billigung von Straftaten.
Ihren Verdacht gegen die fünf Beschuldigten stützt sie dabei hauptsächlich auf vermeintliche Erkenntnisse aus der Totalüberwachung gegen uns beide, und unser vermeintliches Umfeld im Zusammenhang mit dem “EG-Raute”-Verfahren.
PSYCHOLOGIE DES EXTREMISMUS FÜR DUMMIES
Ja, der Plot, den sich die Bullen da ausgedacht haben, und den sie uns an jenem Abend auftischten, der hat alle Elemente eines dramatischen Actionthrillers über “Extremisten”: ein geheimes Versteck im Walde, ein glühender Fanatiker und sein unterwürfiges Frauchen, ein “innerer Zirkel” als einziger Kontakt zur Außenwelt, eine spektakuläre Festnahme und aufrichtige Bullen, die versuchen die beiden zu stoppen und wenn möglich wieder auf den rechten Weg zu führen. Super Stoff für die nächste Netflix-Serie.
Doch während uns mit der Verhaftung noch eine schöne und sauber ausgeführte Actionszene geboten wurde – wenn sie auch für Filmverhältnisse arg kurz angesetzt war –, enttäuscht die anschließende Vernehmung durch fehlendes schauspielerisches Talent einiger Darsteller und allzu klischeehafte Charaktere.
Ja, die Bullen, nachdem die offizielle Vernehmung aufgrund von Aussageverweigerung bei uns extrem kurz ausfiel, da wurden sie, die Männer beim Mann und die Frauen bei der Frau sehr gesprächig und persönlich und erzählten uns eine interessante Geschichte: Wir hätten uns im Wald versteckt und nur ein ausgewählter Kreis hätte Zugang zu uns haben dürfen. Dadurch, dass die Bullen das letzte halbe Jahr die Hütte abgehört hätten, wüssten sie über diesen Zirkel Bescheid. Ein Zirkel, der nun zu Zeugenvernehmungen geladen wurde, und wo bestimmt einer dabei sei, der “seinen Kopf aus der Schlinge ziehen wolle”, das gebe es immer. Sowieso sei ja die Beziehung, die wir zueinander führen würden, eine ganz und gar toxische. Denn Manuel sei ein glühender Fanatiker, rücksichtslos und selbstverliebt, dem Menschen allgemein, aber gerade auch seine Freundin, völlig egal seien. Gleichgültig habe er ihr Leben und ihre Träume zerstört, um sie in seine Agenda einzuspannen. Seine Freundin würde von ihm permanent kleingemacht werden, und er hätte es geschafft, sie sich ganz und gar hörig zu machen. Nach außen verwahrlost (die Körperbehaarung!) und innerlich gebrochen, könne sie sich bisher nicht eingestehen, so von ihm hintergangen worden zu sein. Und das, obwohl sie doch Feministin ist. Doch die Bullen würden ihr gerne helfen, da raus zu kommen, denn es wäre doch schade, für die Ideen eines anderen in den Knast zu gehen.
Wow! Großes Kino. Wenn denn nur die schauspielerische Leistung der Bullen nicht so unterirdisch gewesen wäre. Denn die Moralpredigt auf der einen und die weibliche Solidarisierungsrhetorik auf der anderen Seite, sie wollen nicht so recht ihre Wirkung entfalten. Dafür klingt alles einfach zu einstudiert, wie die Predigt eines katholischen Priesters.
Und das obwohl sie sich für diese Schlüsselszene sogar professionelle Unterstützung in Form von hochrangigen Beamten der Mordkommission in die Truppe geholt haben. Aber wie das oft mit so Gastauftritten von Profis in einer Amateurtruppe ist, da mag zwar das handwerkliche Können überragen, dafür hapert’s am Text.
Dabei geben sie sich schon Mühe dieses Bild mit “Beweisen” zu untermauern: Sie garnieren es mit aus dem Kontext gerissenen und abenteuerlich verdrehten Zitaten aus der Abhöraktion an der Hütte, berufen sich auf ein bereits 2022 bei den Durchsuchungen im Zusammenhang mit dem “Zündlumpen”-Verfahren gestohlenes Tagebuch und auf Telefongespräche von Angehörigen, die sie abgehört haben.
Und übrigens würden sie uns unser ganzes Leben lang nicht mehr in Ruhe lassen, wenn wir nichts an unserem Lebensstil änderten. Unsere Hütten würden selbstverständlich abgerissen werden.
Viele Drohungen, viele Diffamierungen, die Strategie ist offensichtlich: Sie wollen psychologischen Druck aufbauen, Angst machen, Zweifel und Zwietracht säen und all unsere Beziehungen einer Belastungsprobe aussetzen, in der Hoffnung, vielleicht einen wunden Punkt zu treffen und einen Bruch zu erzeugen.
Indem sie Menschen, die uns an unserer Hütte besucht haben, sowie deren WGs mit Repression überziehen, versuchen sie uns beide von unseren Freunden zu isolieren. Auch wir beide sollen auseinander gebracht werden, durch die räumliche Trennung der Haft und die schamlosen Lügen übereinander.
Könnte es wirklich sein, dass man vom Mann nur benutzt wurde? Könnte es wirklich sein, dass die Frau einem nur gefallen wollte? Offenbar ist die Zeichnung eines Bildes einer derartigen Beziehung eine gängige Vernehmungsmethode bei der Festnahme von Lebenspartnern, wie mehrere Mitgefangene zu berichten wussten.
Dieser Text entstand unter den schwierigen Bedingungen, dass wir uns beide getrennt voneinander in Haft [befanden], unsere Kommunikation untereinander oft absichtlich ausgebremst [wurde] (ein Brief braucht[e] zwischen 3 und 6 Wochen) und uns auch nach 6 Monaten Haft nicht gleichermaßen Einblick in alle Ermittlungsakten(teile) gewährt [wurde]. Bei der Darstellung der Repression haben wir uns wohlwissend, dass es noch sehr viele weitere Aspekte und Geschichten zu erzählen gäbe, auf das beschränkt, was unsere Perspektive erlaubt, in der Annahme, dass andere unsere Erzählung ggf. ergänzen werden.
In Liebe und mit einem weiterhin lodernden Feuer im Herzen
Nathalie und Manuel
Aichach & Stadelheim, August 2025










