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IM GESPRÄCH MIT BANU: EINE ENTSCHLOSSENE AKTIVISTIN ERZÄHLT ÜBER IHRE ZEIT IM

Banu Büyükavcı: Eine entschlossene Aktivistin erzählt über ihre Zeit im Gefängnis.

… „… und das was mich in meiner Zeit im Gefängnis gestärkt hat, war der Marixmus-Leninismus-Maoismus und die Solidaritätsaktionen von draußen“

Vertreterinnen des Roten Frauen Komitees Linz konnten mit Banu, einer der Verurteilten im sogenannten TKP/ML-Prozess, die den Schauprozess der Herrschenden Deutschlands im Kampf gegen die revolutionäre Bewegung, als politische Gefangene erlebte, in einem sehr intimen Gespräch ihre Erfahrungen in der Zeit im Gefängnis hören.

Hausdurchsuchungen, monatelange Abhörungen, ständige Überwachung, Verhaftungen, wie man sie aus einem Action-Film gewohnt ist – von all dem erzählte die Revolutionärin, ohne auch nur im geringsten ihren Humor verloren zu haben. Mahnend und aufrufend an alle, die Teil des Gesprächs waren, spricht sie davon, den bürgerlichen Staat nicht in einem einzigen Moment zu unterschätzen. Das ganze Haus war verwanzt, alles haben sie gewusst, jedes private Detail holten die Richter und Staatsanwälte heraus. Auch im Gefängnis hielten die Beamten nicht hintan, Fragen zu stellen und waren aber auch gleichzeitig schockiert, dass sie doch auch gar nicht aussehe wie eine Terroristin. Auch Scherze ließ sie an der Tagesordnung im Gefängnis, auch in der Zeit der Isolation. Sie erzählte von anfänglicher Angst davor, ihren Verstand zu verlieren, aber „…wisst ihr, ich habe auch in jungen Jahren sehr viel über die Kämpfer des Todesfastens gelesen und aber auch viel gelernt. Als ich die ersten Sorgen schnell überwunden hatte, dachte ich mir ‚naja, jetzt kannst du das anwenden, was du gelesen und studiert hast‘“, und lacht. Vier Monate musste sie in Isolationshaft verbringen, ohne zu wissen, wie lang diese dauern würde, doch „… für mich war das dann doch auch ein Anlass Sport zu machen. Denn ich habe gelernt, so kann man seinen Geist fit halten und so schafft man es, nicht aufzugeben. Das gibt auch Mut und Kraft.“ Auch hier packt sie ihren Humor rein, als die Frage gestellt wurde, wie denn darauf reagiert wurde, „naja, sie haben ja irgendwie die Verantwortung für dich, sie wollen ja nicht, dass du nicht mehr fähig bist, zu sprechen, zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht. Als ich dann einiges abgenommen hatte, waren die Beamten sehr gestresst. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen mich lassen, endlich habe ich es mal geschafft abzunehmen“. Das alles aber, war, nur um sich selbst aufrecht und fit zu halten. Es war ein schreckliche Zeit, denn für sie war zu keinem Zeitpunkt klar, wann denn die Isolationshaft endete.

Für die Frauen in der Gefängnisabteilung war sie sehr wichtig. Viele konnten die Taktik der deutschen Republik, welche doch so demokratisch sei, nicht nachvollziehen. Viele weinten, als sie freikam, viele waren begeistert, von ihrem Kampf für die Freiheit der Menschheit zu kämpfen. Viele sahen ihren weiteren Weg im politischen Kampf.

Mit Tränen in den Augen erzählte sie von den begeisterten Reaktionen der Frauen im Gefängnis über die Post die sie bekam. Wöchentlich kamen Unmengen an Solidaritätsbriefen, Postkarten und Fotos, in welchen ihre sofortige Freilassung gefordert wurde. Eine wichtige Unterstützung, wie sie es nannte, für jeden politischen Gefangenen! Denn „auch wenn wir mit unserer Ideologie, die die einzige Wahrheit ist, ausgestattet sind, bekräftigte es mich immer und immer wieder, wenn die Solidaritätsnachrichten von draußen kamen, das wir das richtige tun. Das unser Kampf der gerechte und richtige Kampf ist!“

Zum Ende des Gesprächs wiederholte sie die Schlusssätze aus dem Prozess, welches hier im genauen Wortlaut wiedergegeben wird:

„Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Menschheit das System mit ihren eigenen Händen niederreißt und eine gerechte Welt schafft, in der Frieden herrscht. Wir reden nicht von Utopien und leeren Träumereien. Die Erkenntnis erlangten wir aus der Geschichte der Menschheit. Der historische Materialismus weist darauf hin, dass jedes unzeitgemäße System niedergeht und ein neues entsteht. Die Geschichte läuft immer vorwärts, es gibt keine Rückkehr. Es war immer der Kampf der unterdrückten Klassen, der die Geschichte vorangetrieben hat. Wäre das nicht so, wären wir immer noch Sklaven. Oder man hätte uns jetzt in der mittelalterlichen Finsternis vor den Inquisitionsgerichten angeklagt. Der Klassenkampf der Unterdrückten aber wurde durch die von ihnen geschaffenen Revolutionen und die würdige, unnachgiebige und beharrliche Haltung der Menschen vorangetrieben. Das haben wir von ihnen geerbt und versuchen, unserer historischen Verantwortung gerecht zu werden. Diese Verantwortung gibt uns zur Aufgabe, dass wir Widerstand leisten, wo Despotie, Unterdrückung und Ausbeutung herrschen. Es ist ein Recht, gegen Ausbeutung, Despotie und Unterdrückung Widerstand zu leisten und das kann man nicht verurteilen. Die Revolution und der Kampf für den Kommunismus können nicht verurteilt werden. Uns zu verurteilen bedeutet eine Verurteilung der Mühe und der Arbeit der gesamten Weltbevölkerung. Uns zu verurteilen bedeutet die Verurteilung der aufständischen Sklaven, des Spartakus, der besitzlosen Massen, die die Französische Revolution vollbrachten und die Verurteilung der ermordeten Geschwister Scholl, weil sie gegen Nazi-Deutschland kämpften, und eine Verurteilung der Sowjetbevölkerung, die den Hitlerfaschismus besiegte.“

Rotes Frauenkomitee Linz

https://afainfoblatt.com/2021/01/13/im-gesprach-mit-banu-eine-entschlossene-aktivistin-erzahlt-uber-ihre-zeit-im-gefangnis/