musa.hh

2 Briefe von dem wegen §129b inhaftierten Gefangenen Musa Asogolu

Brief von Musa Asogolu vom 19.9.18, der immer noch 10 Tage brauchte, bis er durch die Postkontrolle kam.
Merhaba sevgili,
60 Menschen auf einer Knastkundgebung ist eine gute Beteiligung. Von allem habe ich nichts hören und sehen können, aber ein afghanischer sozialer Gefangener hat was davon gesehen.
Seit einer Woche kann ich den Hofgang mit diesem Inhaftierten machen.
Zellenumschluss habe ich mit einen anderen Eingesperrten. Somit hat der zuständige Senat mit der Vorsitzenden Richterin Tauebner die Isolation beendet, die auch den Prozess gegen Musa führt. (nach 21 Monaten Red.)

Ich hab heute auch Post von Rainer Loehnert erhalten.
Über Isolationsfolter und Zerstörung von Gefangenen
Natürlich kann Isolation die Gesundheit des Gefangenen beeinträchtigen.
Sie kann aber nur Erfolg haben, wenn ein Revolutionär selbst schwach ist. Natürlich können revolutionäre Weggesperrte durch die Folter auch körperliche Probleme bekommen.
Sonnur Demiray befindet sich in einer anderen Situation. (Sie ist durch die Isolationsfolter krank geworden und muss sofort aus den Knast entlassen werden! Red.)
Wichtig ist es, fest zu halten, Revolutionäre Gefangene sind keine
hilflose Wesen und Opfer, die zu bedauern sind. Es gibt zwar einige humanistische Menschen, die sich dadurch angesprochen fühlen, aber kämpfende Menschen werden durch den Widerstand mobilisiert.
Freie Gefangene haben die Aufgabe, ihre eigene, revolutionäre Moral, Identität hoch zu halten, die verhindert das Unterdrückung uns was anhaben kann.
Die Mobilisierung zu den Prozessen kann nicht allein über die Haftsituation, die Solidarität für Gefangene laufen, sondern muss auch ihre Moral und Kämpfe berücksichtigen.
Was die Gefangenen aus Stammheim vor 40 Jahren zu Isolation geschrieben haben, „Folter ist kein Kampfbegriff“, habe ich auf Grund meiner fehlenden Deutschkenntnisse nicht verstanden.

Brief von Musa Asoglu vom 3.10., der den Empfänger nach „nur“ 6 Tagen erreichte.
(Erdals) Migräneanfälle kommen wahrscheinlich durch das Wernicke-Korsakoff-Syndrom. Durch die Isolation können sich die Symptome noch potenzieren.
Die Knastkundgebung vom 22. September haben ich hören können. Danke für alle, die daran teilgenommen haben.
Am 16.10., den nächsten Prozesstag werden neue Termine ausgemacht, die wohl bis Anfang 2019 angesetzt sind. Ich war da wohl ein bisschen zu optimistisch, denn ich bin eigentlich davon ausgegangen, das der Prozess im November/Dezember enden wird.
Da ich noch viel zu meiner Verteidigung zu sagen haben, habe ich weniger Zeit, Briefe zu beantworten.
Für diese Verteidigungsvorbereitungen benötige ich noch Anwält*innen, die sich mit dem Verbot von Yürüyüs und „DHKP-C auskennen.
Ich habe gehört, dass die meisten Anwält*innen von HHB (Anwaltsbüro des
Volkes) und CHD (Fortschrittliche Anwaltsvereinigung) wieder verhaftet worden sind. Ich weiß nur von Selcuk Kozagacli…
Zu Erdogans Besuch in der BRD
Die bürgerlichen Medien schreiben, der Besuch des faschistischen Regime aus der Türkei sei erfolglos. Aber es gibt eine geheime Kollaboration zwischen den beiden Regierungen.
Die Ergebnisse seines Besuches werden neben Milliardengeschäfte für
deutsche Monopole, neue Repression gegen die migrantische Linke sein.
Merkel erhielt von Erdogan in Berlin eine Liste von 69 Oppositionellen aus der Türkei und Kurdistan.
Als Erdogan wieder in der Türkei war, forderte er von Merkel die Auslieferung von 166 Aktivist*innen.
Kampftradition
Während des Todesfasten 1984 in der Türkei ergab sich folgenden Kommunikation zwischen den Widerständler*innen:
Auf die Frage : „Wie geht es dir? (Nasilsin) Kam die Antwort immer: „Wie ein Ungeheuer“ (Canavar gibi)
Diese Unterhaltung ist inzwischen zur Tradition geworden.
Ich bin auch ein Ungeheuer, Drache geworden.
Du hoffentlich auch…
Ich beende meinen Brief mit revolutionärer Liebe und Grüße
Selmar, sevailer…
Musa..