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2. Oktober Bundesweiter Gedenktag der Psychiatrie-Toten

Der Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener hat den 2. Oktober zum Gedenktag der Psychiatrie-Toten erklärt. Aus diesem Grund rufen wir, der Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Nordrhein-Westfalen (LPE NRW) e.V., zu einer Demonstration auf.

 

Wann: Sonntag, 2. Oktober 15.00 Uhr

Wo: Bochum Innenstadt

Ablauf: 15.00 bis 15.45 Gottesdienst in der Pauluskirche
15.45 Sammeln vor der Pauluskirche
16.00 Demonstration
Route: Dr.-Ruer-Platz, Luisenstr., Brüderstr., Kortumstr. bis Engelbertbrunnen, dann Kortumstr. andere Richtung, rechts Brückstr., Untere Marktstr., rechts Bleichstr., links Massenbergst.,
rechts Hellweg, rechts Huestr.
ca. 16.30 Abschlusskundgebung auf dem Dr.-Ruer-Platz
ca. 16.40 Ende der Demonstration

V.i.S.d.P.: Matthias Seibt

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Aufruf vom B.P.E. e.V.

Seit dem Jahr 2000 gedenken wir an diesem Tag, der durch oder in Folge psychiatrische(r) Behandlung verstorbenen Menschen. Wenn die „Selbstgefährdung“ der Hauptgrund ist, sämtliche Bürgerrechte zu verlieren und zwangsweise in die Psychiatrie gebracht zu werden, wird die Frage erlaubt sein, warum sich gerade nach psychiatrischer Behandlung besonders viele Menschen töten. Auch die um 25 Jahre verkürzte Lebenserwartung dauerhaft psychiatrisch Behandelter wirft Fragen auf.
Sollte das Wohl der „psychisch Kranken“ gar nicht Zweck der Psychiatrie sein? …

Psychiatrische Behandlung ist oft entwürdigend, Zwang und Androhung von Zwang sind alltäglich. Die in der Psychiatrie gegebenen Neuroleptika verursachen u.a. Depressionen. Menschen in psychiatrischer Behandlung werden oft nicht für voll genommen oder, schlimmer noch, ausgegrenzt. So wundert es nicht, dass in den sechs Monaten nach einer Entlassung die Suizid-Rate um das hundertfache gegenüber dem Durchschnitt erhöht ist (Quelle: Haase, Therapie mit Psychopharmaka…,1977. S.410 oder Aderhold,Volkmar). All dies straft das Gerede von der Suizidvorbeugung durch die Psychiatrie Lügen. Jede/r Zehnte hat Psychiatrie-Erfahrung! Allein in Bochum sind das 36.000 Menschen. Wenn ihr euch organisert, hat die Psychiatrie ausgespielt! Daher: Wehrt euch. Leistet Widerstand! Kämpft gegen die Macht der Pharma-Industrie! Lasst euch nicht als „psychisch Kranke“ abstempeln! Behaltet euren Geist! Behaltet euren Willen! Helft euch untereinander! Glaubt nicht den Psychiater*innen! Wir kennen uns viel besser, als die von Pharma-Geldern korrumpierten Halbgöttern in Weiß!

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Aufruf Psychiatrie-kritische Gruppe Bremen

Die Psychiatrie ist selbst ernannte und von der Gesellschaft getragene Institution, die für „Leid“, „Krankheit“, „Verrücktheit“… zuständig ist. Macht wird dabei hinter Konstruktionen von Pathologie, „Therapie“ und „Re-Sozialisierung“ versteckt.
Psychiatrie ist keine „unschuldige“ Institution und sie verhindert auch keine Suizide. Die Suizidrate steigt z.B. nach Klinikaufenthalten rapide an. Zum einen durch Traumatisierung in der Behandlung, aber auch durch Verabreichung von schädlichen Medikamente, die als Nebenwirkung selbst Suizide auslösen können. Auch tötet die gewaltsame Absonderungs und Fixierungspraxis. Alleine in Bremen, Hamburg, Hannover und in Nordbaden verstarben innerhalb der letzten 16 Monate mindestens fünf Menschen an Gewaltsituationen in Allgemeinpsychiatrie, Forensik und Polizeigewahrsam. Das übliche Vorgehen bei einem „psychiatrischen Notfall“: So viele „Pflegegorillas“/Polizist*innen wie möglich (oft über 10 „Kräfte“), die sich auf den zu überwältigenden Menschen stürzen, wiederholt mit Einsatz von Pfefferspray. In keinem der erwähnten Fälle wurde dies bis jetzt rechtstaatlich verantwortet. Im Übrigen wurde auch nicht die angewendete Gewalt als Todesursache, sondern spontane Herzanfälle etc. wie so oft, benannt.

Am 2.10.18 findet wie jedes Jahr eine Demonstration zum Tag der Psychiatrie-Toten in Bochum statt. An diesem Tag wird es Gottesdienst, Demonstration und eine Aktion geben, in dem wir Luftballons steigen lassen wollen, in denen wir Menschen den gedenken, deren leben durch die Psychiatrie endete.
Meldet euch unter: stattpsychiatrie@riseup.net, wenn ihr wollte, (anonym oder mit Informationen zu dieser Person), dass in dieser Form Menschen von den ihr wisst, dass Sie im Kontext von Psychiatrie zu Tode kamen, gedacht werden soll. Wir werden einzeln Namen und Bekanntes zu den Personen verlesen und die Luftballons steigen lassen.

Weiterhin halten wir es für wichtig, nicht nur an dem offiziellen Gedenktag der Psychiatrie-Toten sichtbar zu machen, was hinter Schweigepflicht und Datenschutz geschafft wird, zu verbergen. Wir rufen dazu auf, Suizide und andere Todesfälle im Zusammenhang mit Psychiatrie und Polizeigewalt zu dokumentieren und zusammen zu tragen. Weder Institution noch Politik haben daran ein Interesse. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr uns unterstützt, und euch unter oben genannter E-mail-Adresse meldet, wenn ihr wisst, das Menschen im Kontext Psychiatrie gestorben sind.
Es gibt so viele unsichtbare Tote, in Allgemeinpsychiatrien, Forensiken und in Heimen.

KEIN VERGEBEN! KEIN VERGESSEN!
BPE e.V. u. Psychiatrie kritische Gruppe Bremen