Auszüge von Günther Finneisen

eben so die alltagssatiren, die einem selbst hier so in tiefster absonderung begegnen können, wie auch zum beispiel, als mir die tage einer schrieb, dass ihm nach schon nicht mal einem jahr in einem sicherheitstrakt das zeitgefühl abhanden komme, er also nicht mehr wisse, welcher tag jetzt ist … und er hofft bald seine playstation genehmigt zu kriegen, damit die zeit besser rumgehe. ich glaube, die satirische antwort wird ihm nicht schmecken.

und von den hiesigen justizlern bekam ich solche eine, die tage schon, die die schlagzeile haben könnte: die isolationshaft ist nach 15 jahren und 6 monaten, und einem jahr vor der endstrafe, plötzlich aufgehoben worden.

denn auf dem papier steht wörtlich:

„sehr geehrter herr finneisen,
in der einzelfall-konferenz am 09.11.2010 wurde unter beteiligung der anstaltsleitung beraten, welchen beschränkungen sie weiterhin auf der sicherheitsstation der justizvollzugsanstalt celle unterliegen. dabei wurde beschlossen, dass ihnen ab sofort die aushändigung privater gegenstände ermöglicht wird, sofern diese zulassungsfähig sind. darüber hinaus besteht ebenfalls ab sofort die möglichkeit, mit einem weiteren auf der sicherheitsstation, stufe b, untergebrachten gefangen die freistunde sowie die küche zu nutzen. hierfür ist ein gesonderter antrag zu stellen. dieser wird so dann gesondert geprüft. eine unterbringung auf einen haftraum der stufe b ist hierfür nicht erforderlich, auf ihren antrag jedoch möglich, sofern ein entsprechender haftraum zur verfügung steht. entsprechende anträge reichen sie bitte schriftlich ein.

dabei werden besondere sicherungmaßnahmen stets im einzelfall angeordnet und sind abhängig von ihren individuellen verhalten. insofern weise ich darauf hin, dass sicherheitsrelvante auffälligkeiten zu einer erneuten anordnung der besonderen sicherungsmaßnahmen gem. § 81 abs. 2 nr. I (vorenthaltung von gegenständen) und §82 njvollzg (einzelhaft) führen kann.

mit freundlichen grüßen .. im auftrag .. gez. (höher)“

im klartext heißt das, ich kann und konnte auch schon meine eigne musikanlage kriegen, mit maximal 10 kassetten (so dass ich auch schon meinen sprachkurs z.b. machen könnte), statt den radiowecker bisher von der anstalt, um dem recht auf information gerecht zu werden. und ich könnte eben nun mit einem anderen zusammen auf den extra-spezialhof spazieren gehen, nach antrag, mit einem der sicherheitsstation nebenan. von denen ich total isoliert bin. nun, ich schätze mal, dass damit dieser bereich im knast nur aufgeweicht wurde, um den mit solch weniger gefährlichen auch belegen zu können, denn oft hatte ich diesen teil ja wochen-, monate-, ja jahrelang für mich alleine, das war/ist jetzt wohl als belegung doch zu wenig.

sonst, ich mag solch (be-) drohungen, als ob die mich nach so lange zeit mit solchen scheiß noch einschüchtern könnten. wie so böse onkels mit der bonbontüte.

sonst gibt es von mir und hier nicht neues…

also gruß an alle, die es da um dich wert sind, und wohl zum letzten mal in diesem jahr – grins

gruß und power durch die mauer

finni

Günther Finneisen
JVA Celle, trift 14
29221 Celle