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Beitrag für die Knastkundgebung am 26. 9. in Lichtenberg

Nach 54 Tagen beendete Gülaferit Ünsal ihren Hungerstreik in der JVA Pankow erfolgreich. Sie forderte freien Zugang zu Zeitschriften und die Einstellung des Mobbings. Bekanntlich wurde sie von einer Mitgefangenen durch ein Messer mit Duldung durch den Knast bedroht.
Ein Sieg, der vor allem durch Gülaferits kompromisslose Haltung und durch den Solidaritäts-Hungerstreik von 6 weiteren Gefangenen, die auch wegen § 129b inhaftiert sind, möglich war.

Dieser Aktion war ein Ausdruck von kollektivem Verhalten. Es wurde so der Klassenjustiz signalisiert, dass sie den Angriff auf die Genossin nicht kampflos hinnehmen!
Aber dieser Sieg wäre nicht möglich gewesen, wenn draußen sich nichts bewegt hätte. Ein Sieg schlussendlich, der auch durch zahlreiche Aktivitäten im In- und Ausland ermöglicht wurde, denn wenn nichts von draußen gelaufen wäre, wäre der Streik drinnen wirkungslos geblieben .
Drinnen und draußen – ein Kampf eben!
Inzwischen ist Gülaferit im Juli in den Knast Lichtenberg verlegt worden. Dorthin kam auch das ganze Personal aus Pankow, die sie dort schikanisiert hatten.

Die Reaktion schlägt zurück
Inzwischen teilte Gülaferit mit, dass das „System Pankow“ gegen sie wieder exekutiert wird, d. h., sie erhält wieder unregelmäßig oder keine bürgerlichen und linken Zeitungen wie die taz, Özgür.Politika und Hürriyet.
Das Mobbing und die rassistischen Schikanen werden von einigen Gefangenen mit Duldung des Knastpersonals gegen sie wieder praktiziert.

Ausblick und wie und warum weiter:
Gülaferits Forderungen waren und sind eigentlich „nur“ humanistisch, trotzdem wurden und werden sie schon wieder ignoriert und blockiert von der Justiz.
Die Frage drängt sich auf, warum das so ist.
Es ist schon wieder deutlich geworden, diese selbstverständlichen humanistischen Forderungen von Gülaferit werden wieder ignoriert. Ignoriert, damit Gülaferit weiterhin der JVA schutzlos ausgeliefert ist und das saubere Image der BRD, des angeblichen besten demokratischen und humanistischen Staates auf deutschen Boden, nicht angegriffen wird.
Die Türkei fungiert weiterhin als ein „wichtiges Bollwerk an der Südflanke der NATO“ (FAZ, 10. 9.) und deshalb steht die Bun­desregierung nach wie vor an der Seite des türkischen Staates. Beide Staaten pflegen enge wirtschaftliche und poli­tis­che Beziehun­gen. Die Türkei gehört zu den größten Abnehmern deutscher Waf­fen­ex­porte. Zusät­zlich hat Deutsch­land 250 Sol­daten und Patriot-Raketen an der türkisch-syrischen Grenze sta­tion­iert.
Kurzum, dieser Staat ist kriegerisch, repressiv, expansiv, also inhuman.
Bezogen auf Gülaferits Lage heißt das, die staatlichen Organe reagieren nur auf Druck von drinnen und draußen!

Wir müssen die unhaltbaren Zustände in Lichtenberg öffentlich machen, und somit dafür sorgen, dass die verantwortliche Klassenjustiz diese inhumanen Zustände ändert!
Dass es möglich war, der stärksten europäischen Macht was abzutrotzen, zeigte sich im April und Mai durch kontinuierliche Aktivitäten für und durch Gülaferit.
Ein erster Schritt dahin, die Verhältnisse wieder zum Tanzen zu bringen, ist die heutige Kundgebung vor dem Knast in Lichtenberg.

Wir fordern:
Regelmäßiger Bezug der Zeitschriften für Gülaferit!
Beendigung des Mobbings und den Schikanen gegen Gülaferit!
In diesem Sinne:
Drinnen und draußen ein Kampf!

Beitrag vom Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen, Hamburg