Redebeitrag der GenossInnen aus Bagnolet auf der Kundgebung für Georges Abdallah am 24. Oktober 2015 in Lannemezan
Georges Abdallah ist Teil unserer Kämpfe
Hier in Lannemezan, hinter den finsteren Mauern eines französischen Gefängnisses, leistet ein arabischer Kombattant, ein Revolutionär, ein Kommunist, Widerstand. Für ihn sind wir alle hier.
Es handelt sich um Georges Ibrahim Abdallah.
Heute vor genau 31 Jahren wurde er in Lyon am 24.Oktober 1984 verhaftet. Seitdem tritt er seinen Kerkermeistern aufrecht gegenüber ohne das Geringste seines politischen Engagements zu verleugnen.
Georges Abdallahs Widerstand hat nicht mit dem Tag seiner Verhaftung begonnen und wird nicht mit dem Tag seiner Freilassung enden. Georges ist ein aufrechter Widerstandskämpfer mit einer starken politischen Geschichte und er steht für ein entschlossenes Engagement für die Sache des Internationalismus.
Bereits in sehr jungen Jahren stellte er sich an die Seite des palästinensischen Widerstands.
1978 wurde er während der israelischen Invasion in den Südlibanon verwundet und 1982 nahm er am Volkswiderstand gegen die Invasion der zionistischen Armee im Südlibanon teil.
In den 80er Jahren proklamierte die revolutionäre bewaffnete libanesische Fraktion (FARL) ihr Recht, sich gegen die zionistische Invasion zu verteidigen und ihr Recht auch den Imperialismus überall dort anzugreifen, wo er sein Unwesen treibt.
Die Aktionen für die die FARL die Verantwortung übernommen hat und für die Georges Abdallah vor einem Sondergericht verurteilt worden ist, waren sehr gezielte Aktionen.
Charles Ray, der im Januar 1982 auf französischen Staatsgebiet exekutiert worden ist, war Oberstleutnant der US-Armee. Er war in Paris an der US-Botschaft als Militärattaché tätig. Darüber hinaus war er Veteran im Krieg gegen das vietnamesische Volk.
Jakob Barsimentov, im April 1982 in Paris exekutiert, war israelischer Diplomat, Frankreich-Chef des zionistischen Geheimdienstes Mossad. Derselbe blutige Mossad, der zur selben Zeit in europäischen Hauptstädten unbehelligt potentielle Gegner tötete, wie den ägyptischen Kernphysiker, dem im Juni 1980 in Paris die Kehle durchgeschnitten wurde.
Wie Nelson Mandela sagte: „Es ist immer der Unterdrücker, nicht der Unterdrückte, der über die Form des Kampfes entscheidet. Wenn der Unterdrücker zur Gewalt greift, bleibt dem Unterdrückten keine andere Wahl als mit Gewalt zu antworten.“ Die FARL haben nichts anderes getan, als auf die Gewalt des Unterdrückers mit Gewalt zu antworten.
Am 27. September 2015 wurden 12 Kinder von französischen Bomben getötet, die von französischen Militärs im Zuge des ersten Luftangriffes in Syrien abgeworfen wurden. Wird General Pierre de Villiers, Stabschef der Armee, für die Tötung der 12 Kinder wegen Kriegsverbrechen belangt werden?
Am 3. Oktober 2015 bombardierten amerikanische Kriegsflugzeuge ein Krankenhaus in Afghanistan.
22 Zivilisten, darunter auch Kinder, wurden durch US Bomben getötet, die von nordamerikanischen Militärs abgeworfen worden waren. Wird John Campbell, Chef der US-Streitkräfte der NATO in Afghanistan für die Tötung von 22 Zivilisten wegen Kriegsverbrechen belangt werden?
Und wer wird die unzähligen Kriegsverbrechen, die von Zionisten in Palästina, in Rafah, in Jenin, in Gaza und an so vielen anderen Orten begangen werden verurteilen, und wer wird die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen?
Die französische Justiz ist, wie wir alle hier wissen, eine Klassenjustiz. Nach den Aufständen in Villiers-le-Bel, hat sie Abderrahmane und Adama Kamara ohne Beweise und hauptsächlich aufgrund von bezahlten anonymen Zeugenaussagen zu 15 und 12 Jahren Gefängnis verurteilt. In Bagnolet kennen wir diese Angst des Staates sehr gut, diese Angst vor allem, was ein explosives Gemisch hervorbringen kann – die Vororte mit einem Projekt einer befreiten Gesellschaft. Und diese Befürchtungen bringen den Staat im Dienst des Kapitals dazu, seine präventive Konterrevolution auszuweiten und seine Repressionsmittel weiter zu entwickeln.
Um nochmal auf die Klassenjustiz zurück zu kommen, es ist diese Justiz, die schweigt wenn einer der Anwälte von Georges Abdallah, Jean-Paul Mazurier, zugibt unter dem Einfluss der französischen Geheimdienste gestanden zu haben als er eigentlich Georges verteidigen sollte.
Der Anwalt G. Kiejman, der in den 80er Jahren im Prozess gegen Georges Abdallah die amerikanische Regierung vertreten hatte, wurde 1990 von einer sozialistischen Regierung zum Justizminister ernannt. Diese Justiz stellt ihr Einvernehmen mit der US-Regierung zur Schau als diese interveniert, um Georges Abdallah lebenslang hinter Gittern zu lassen.
Diese Justiz, die sich in Nichts auflöst sobald ein Innenminister Manuel Valls auf die Gewaltenteilung scheißt und 2013 die Entscheidung der Richter, Georges Abdallah freizulassen dadurch blockiert, dass er einen Ausweisungsbeschluß nicht unterzeichnet.
Die politische Couleur der jeweiligen Machthaber spielte dabei keine Rolle. In mehr als 30 Jahren haben diese politischen Machthaber gewechselt. Mitterand, Chirac, Sarkozy, Hollande als Präsidenten.. Alliot-Marie, Dati, Taubira um nur einige der letzten JustizministerInnen zu nennen… rechts/links… UMP/PS…. Alle machen die gleiche Politik, die wir bekämpfen!
Und zum Schluss noch etwas zur Rolle, die die libanesische Regierung spielt oder nicht spielt. Sie lehnt es ab, die Freilassung von Georges Abdallah mit Nachdruck zu fordern. Aber wenn man weiß, dass der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian im April 2015 für eine Lieferung französischer Waffen an die libanesische Armee in Beirut war, wundert einen das nicht mehr. Es ist das reaktionäre Regime Saudi-Arabiens, das Frankreich für die Lieferung der Waffen an den Libanon bezahlt. Und es sind Waffen für 3 Milliarden Dollar. Das Abkommen wurde von „Israel“ überwacht, das für die Lieferung bestimmter Waffen ein Veto eingelegt hatte. Es befürchtete, dass sie in die Hände des Widerstandes gelangen könnten. Kein Kommentar!
Georges Abdallah ist ein aktuelles Symbol für den Kampf gegen Zionismus, Kapitalismus und Imperialismus.
Der Kampf für die Freilassung von Georges Abdallah ist kein humanitärer Kampf und auch kein Kampf der Empörung. Es ist ein politischer Kampf gegen ein System, das zur Strecke gebracht werden muss.
Sich im Kampf für die Freilassung von Georges Abdallah zu engagieren ist ein anspruchsvolles Engagement.
Es bedeutet das Recht der Völker auf den bewaffneten Kampf gegen seine Unterdrücker, gegen reaktionäre Staaten, Kolonisatoren und imperialistische Armeen zu verteidigen.
Wenn die Gewalt der Lohnabhängigen ihren Ausdruck findet, heißt es auch, sie als legitim anzuerkennen; die Gewalt der Ausgebeuteten und der Prekären gegen ihre Ausbeuter, gegen die Profiteure und gegen die Repräsentanten der herrschenden Klasse und des Kapitals.
Es bedeutet die heilsame Revolte der Stadtviertel zu unterstützen als eine Antwort auf staatlichen Rassismus und Islamophobie, auf soziale Gewalt und auf die ungestraften Verbrechen der Bullen – „Mörderschweine“ – wie es in dem Lied heißt.
Wir teilen den Kampf von Georges Abdallah und er ist Teil unserer Kämpfe.
Palästina wird siegen!
Freiheit für Abdallah!
Solidaritätsdemonstration mit Georges Abdallah – ein großer Erfolg
Am Samstag den 24.Oktober 2015 haben über 400 Menschen in Lannemezan (französische Pyrenäen) ihre Solidarität mit Georges Ibrahim Abdallah demonstriert und seine Freilassung gefordert.
Georges Abdallah ist am 24.10. auf den Tag genau seit 31 Jahren in französischer Gefangenschaft.
Vor zwei Jahren hatte das französische Innenministerium auf direkte Intervention aus den USA, die Entscheidung der französischen Richter Georges Abdallah freizulassen, ausgehebelt.
Der 24. Oktober ist zum internationalen Aktionstag für Georges Abdallahs Freilassung geworden. In mehreren Ländern gab es um dieses Datum herum Aktionen vor französischen Botschaften und anderen französischen Einrichtungen – Beirut, Tunis, Brüssel, Berlin, Mailand,…
In Lannemezan war es eine kämpferische, ausdrucksstarke Demonstration zu der aus ganz Frankreich mobilisiert worden war. Alleine in dem Bus aus Paris waren unter anderem Delegationen mit Genossinnen und Genossen aus der Türkei, aus Kurdistan, den Philippinen, aus Tunesien und Marokko,… vertreten.
Die internationalistische Demonstration mit sehr vielen Transparenten, palästinensischen Fahnen und Plakaten bewegte sich unter lautstarken Parolen und Gesängen vom Bahnhof der Kleinstadt zum Hochsicherheitsgefängnis, in dem Georges Abdallah und Gefangene aus dem Baskenland gefangen sind.
Vor dem Gefängnis fand eine zweistündige Kundgebung statt, bei der Vertreterinnen und Vertreter vieler linker Organisationen und Parteien das Wort ergriffen. U.a. Parti de Gauche, KP Libanon, KP Philippinen, NPA, Gewerkschaftsvereinigung Solidaire, Rote Hilfe, BDS Toulouse, Euro Palestine, Libertat, VP, Front unitaire des quartiers populaires, Camarades du soutien de Bagnolet, Cri Rouge, Bloc rouge, Rouge vif, Coup pour Coup, collectif prisonniers Türkei Kurdistan, OCML, Comité Anti-impérialiste, Collectif Gironde libérons Georges 33, JCML, UJFP….
Am späten Nachmittag versammelten sich viele der Teilnehmenden zu einem Anschlusstreffen, bei dem rege Ideen ausgetauscht wurden, wie die Kampagne für Georges Abdallahs Freilassung sowohl in Frankreich als auch international intensiviert werden kann.
Palestine vaincra – liberté pour Abdallah !