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Brief unserer Freundin Latife

Unsere Freundin Latife, die im Rahmen der europaweiten Razzien gegen die Anatolische Föderation (Anadolu Federasyonu)  am 26.Juni verhaftet worden war, ist seit zwei Wochen wieder frei. Wir sind darüber sehr erfreut.  Die anderen, ebenfalls am 26.06. Inhaftierten, befinden sich jedoch nach wie vor in Haft, teilweise unter verschärften Bedingungen. Angesichts der Haftbegründungen ist das ein Skandal.

Ebenso wie die Umstände von Latifes Verhaftung und auch die Auflagen, denen sie sich derzeit ausgesetzt sieht. So konnte sie auch nicht an unserer Veranstaltung am letzten Sonntag teilnehmen, hat zu alten Freunden und Freundinnen Kontaktverbot und muss sich mehrmals in der Woche melden. Wir dokumentieren hier im Artikel einen Brief von Latife an ihre Freunde und Freundinnen.
Für den ebenfalls am 26. 06. verhafteten Muzaffer Dogan, der nach wie vor im Vohwinkeler Sicherheitsknast einsitzt, findet am Samstag, den 31.08. um 15:00 Uhr eine Solidaritätskundgebung vor der JVA statt. Seid solidarisch! Kommt zahlreich!
Brief von Latife Adigüzel an ihre Freundinnen und Freunde:

Liebe Genossinnen und Genossen,
ich bin am 26.Juni 2013 bei einer Razzia festgenommen und verhaftet worden. Meine Wohnung, mein Laden und mein Garten wurden durchsucht, persönliche Sachen beschlagnahmt. Später habe ich erfahren, dass europaweit Häuser, Wohnungen, Arbeitsplätze und Vereine gestürmt wurden und dass sechs Leute verhaftet wurden.
Ich bin Mutter von zwei Kindern, lebe seit 31 Jahren in Deutschland und bin schon immer politisch aktiv gewesen. Ich bin jemand, der nicht mit geschlossenen Augen und Ohren durch die Welt läuft. Wenn ich etwas Falsches sehe, muss ich eingreifen. Ich lebe nun seit Jahren in Wuppertal und habe einen großen Bekanntenkreis. Ich verstecke vor niemandem, dass ich Antifaschistin und links bin. Im Rahmen der Anatolischen Föderation wirke ich mit bei Kampagnen gegen den NSU und fordere Rechte für Migranten. Ich nehme teil an Demonstrationen gegen die faschistischen Übergriffe in der Türkei. Ich singe, wie 14.000 andere Menschen auch, Lieder auf einem „Grup Yorum“-Konzert; das habe ich zwei Jahrzehnte lang gemacht. Man kann mich auf vielen Anti-Nazi-Demos sehen. Ich bin dort mit meinen Freunden und Kindern.

Nun sagt das deutsche Recht, das was du tust, ist nicht legitim. Auf mich kommt ein Gummiparagraph 129a und b zu. Dieser Paragraph wird seit Jahren gegen Revolutionäre und Demokraten willkürlich eingesetzt.
Der Grund meiner Verhaftung ist mir klar gewesen. Sie wollten mich zum Schweigen bringen, mich hindern, antifaschistische Arbeit durchzuführen, mich ängstigen.
Nach 41 Tagen bin ich gegen eine Kaution „frei“ gekommen. Frei sein ist natürlich etwas anderes. Ich komme nicht aus Wuppertal raus, muss drei mal die Woche bei der Polizei unterschreiben, darf nicht bei Veranstaltungen der Anatolischen Föderation teilnehmen und habe Umgangsverbot mit Menschen, die fast schon zu meiner Familie gehören. Sie wollen mich einsperren und zum Schweigen bringen, doch ich werde meine Rechte und Freiheit einfordern.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich und meine Familie unterstützt haben. Das war mir sehr wichtig. Vielen Dank. Der Kampf für Rechte geht weiter.

Latife Adigüzel