CIA benutzte Gefangene um Foltertechniken zu üben

Im Zuge eines Gerichtsprozesses kamen Dokumente des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA ans Licht, die von Folter in Geheimgefängnissen Afghanistans berichten. Ein Gefangener soll als lebendes Versuchsobjekt für bestimmte Foltermethoden missbraucht worden sein.
Ein kürzlich freigegebener Bericht der Central Intelligence Agency (CIA) dokumentiert, dass ein Gefangener aus Kuwait als Trainingsobjekt für verschiedene Foltermethoden missbraucht wurde. In dem Bericht wird aufgeschlüsselt, dass mehrere Beamt:innen den Gefangenen Ammar al-Baluchi wiederholt gegen eine Wand schleudern mussten, um ihre Zertifizierung zu erhalten. Al-Baluchi erlitt durch die Folter schwere Gehirnschäden.

Al-Baluchi war im Rahmen der Ermittlungen zu den Anschlägen des 11. Septembers 2001 angeklagt worden. Seit 2003 befindet er sich in Gefangenschaft. Er wurde bisher in sechs verschiedenen amerikanischen Geheimgefängnissen untergebracht, bevor er 2006 nach Guantánamo verlegt wurde, wo er immer noch auf seine Verhandlung wartet. Der Fall befindet sich seit zehn Jahren in der Vorverhandlung.

Die Einzelheiten der Folterung von Ammar al-Baluchi sind in einem Bericht des Generalinspekteurs der CIA aus dem Jahr 2008 enthalten. Dieser Bericht wurde nun im Rahmen einer Klage seiner Anwälte, die eine unabhängige medizinische Untersuchung erreichen wollten, freigegeben.

Lebendiges Versuchsobjekt für Foltermethoden
Im Bericht werden verschiedene „erweiterte Verhörmethoden“(englisch: „enhanced interrogation techniques“) genannt, die an dem Gefangenen verübt wurden. Bei diesen Methoden handelt es sich nicht um Verhörmethoden im eigentlichen Sinne, sondern um Foltermethoden.

So beschreibt der Bericht eine Methode namens “walling”. Zunächst wurde der Gefangene komplett entkleidet. Dann folgte eine zweistündige Misshandlung: „Die Vernehmungsbeamten packten die Enden des Handtuchs vor und unter dem Gesicht des Gefangenen und stießen [Herrn Baluchi] rückwärts gegen die Wand, ohne das Handtuch loszulassen“, heißt es in dem Bericht. Das Ziel sei gewesen, Herrn Baluchis Kopf von der Wand abprallen zu lassen. Ein ehemaliger Ausbilder erzählte den Ermittler:innen, dass alle Verhörschüler:innen sich anstellten, um Herrn Baluchi „an die Wand zu werfen“, „damit [der/die Ausbilder:in] ihnen bescheinigen konnte, dass sie die Technik beherrschten“.

Weiter heißt es: „Insbesondere im Fall des ‘walling’ hatte [das Büro der Generalinspektion] Schwierigkeiten festzustellen, ob die Sitzung dazu diente, Ammar Informationen zu entlocken oder sicherzustellen, dass alle Vernehmungsschüler:innen ihre Zertifizierung erhielten“.

Der Bericht bestätigte, dass die Vernehmungsbeamt:innen Methoden anwenden würden, die über die üblichen Methoden, die in den CIA-Richtlinien aufgeführt sind, hinaus gingen. Bei einer der Foltermethoden wird der Gefangene in eine Stressposition versetzt, bei der er sich kniend zurück lehnen muss, während die Beamt:innen ihm mit einem Stock in seiner Kniekehle Schmerzen zufügen. Eine andere Methode ist das Übergießen mit eiskaltem Wasser.

Der Fall al-Baluchi soll bald vor einem Militärtribunal in Guantánamo verhandelt werden. Seine Anwälte klagen für seine Verlegung in ein anderes Gefängnis, damit seine Gehirnverletzungen entsprechend behandelt und von einer unabhängigen Stelle untersucht werden können. Darüber hinaus bestreiten sie die Zulässigkeit der Geständnisse, die al-Baluchi nach der Folter abgelegt hatte. Er selbst sagte aus, dass er zu dieser Zeit verschiedene Geschichten erfunden habe, um der Folter zu entgehen.

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