Das Massaker in Odessa nicht in Vergessenheit geraten lassen

Am 2. Mai jährte sich erneut der Jahrestag des Massakers im Gewerkschaftshaus von Odessa. Nach dem sogenannten „Euro-Maidan“ Ende 2013 in der Ukraine begann eine Welle nationalistischer Gewalt, die von westlichen Medien selten thematisiert wird. Die russische Regierung nutzte die Not und Verzweiflung ob des faschistischen Terrors in der Ukraine für ihre eigenen geopolitischen und ökonomischen Interessen aus. – Ein Kommentar von Phillipp Nazarenko
Am 02.05.2014 stürmten Anhänger der ukrainischen rechtsextremen Partei „Prawyj Sektor“ (Rechter Sektor) und Hundertschaften des „Euro-Maidans“ (bewaffnete Milizen aus Kiew) das Gewerkschaftshaus der ostukrainischen Stadt Odessa. In Angesicht der Ereignisse in der Hauptstadt Kiew, die am 22. Februar 2014 zur Flucht des pro-russischen Oligarchen und Präsidenten Wiktor Janukowytsch und zur Einsetzung des pro-europäischen Oligarchen und Präsidenten Petro Poroschenko führten, begann sich in vielen Teilen der Ukraine Widerstand und Opposition zu organisieren.

Bei der gegenwärtigen medialen Betrachtung der Ukraine in den deutschen Medien entsteht leicht der (wohl gewollte) Eindruck, bei der Ukraine handele es sich um eine monolithischen Nation, sozusagen ein ethnisch und politisch einheitliches Volk, das geschlossen hinter der einzig legitimen Regierung in Kiew steht. Dem ist nicht so.

Die Ukraine ist ein Vielvölkerstaat, ein großer Teil der Bevölkerung identifiziert sich als russisch, aber es gibt auch die großen ethnischen Minderheiten der Sinti und Roma, der Tartaren, Polen und Rumänen. Politisch ist das Land tief gespalten, auch wenn das die pro-westliche Regierung in Kiew nicht dulden will, wie vor kurzem das Verbot aller Oppositionsparteien (mit Ausnahme der faschistischen – aber die ist ja auch nicht wirklich in der Opposition zur Regierung) gezeigt hat.

In Odessa, einer Stadt mit hohem russischem Bevölkerungsanteil, formierte sich 2014 jedenfalls Protest gegen die Ereignisse in Kiew. Dieser war von einer breiten Mischung politischer Kräfte initiiert, das heißt, er war sehr uneinheitlich. Hier marschierten Unterstützer:innen der russischen Regierung mit, aber auch einfach Russ:innen und Ukrainer:innen, die sich gegen den extremen Nationalismus stellten, der vom Maidan ausstrahlte. Im Nachhinein wird das Massaker im Gewerkschaftshaus – das je nach Quelle zwischen 40 und 60 Menschen das Leben gekostet hat – von den ukrainischen Behörden als patriotischer Akt gegen angebliche „russische Terroristen“ und „Vaterlandsverräter“ gefeiert.

Dem Terror faschistischer Gruppierungen wie dem „Prawyj Sektor“ oder dem „Asow Bataillon“ wird von der ukrainischen Polizei oder der Armee kein Einhalt geboten, seit dem Maidan hat es auch keine wesentlichen Auswechslungen des Personals gegeben. Der Staat verbleibt mehrheitlich derselbe wie vor der angeblichen „Revolution“, ganz weit oben auf der Liste der korruptesten Staaten und der größten Menschenrechtsverletzer. Im Übrigen nicht allzu anders als die Lage im Nachbarland und beim Erzfeind Russland. Zu empfehlen ist folgende Dokumentation zu den Ereignissen des 02. Mai 2014 in Odessa. Hier wird das Ereignis kritisch beleuchtet, ohne sich auf die Seite Russlands zu schlagen:

https://perspektive-online.net/2022/05/das-massaker-in-odessa-nicht-in-vergessenheit-geraten-lassen/