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Es reicht Trotz Verbots wollte Grup Yorum in Istanbul spielen

Am Sonntag sollte in Bakirköy, Istanbul, das fünfte »Volkskonzert« der ebenso linken wie populären Band Grup Yorum stattfinden. »Volkskonzert« meint freien Eintritt. Vergangenes Jahr kamen 1,1 Millionen Besucher. Dieses Jahr sollten es noch mehr werden, doch die AKP-Regierung hat es kurz vorher verboten, mit der Begründung, das Konzert liege »konjunkturell ungünstig und könnte das Volk in Aufruhr versetzen«.

Als gegen das Verbot vor dem Ak Saray, dem protzigen neugebauten Amtssitz von Staatspräsident Erdogan, protestiert wurde, nahm die Polizei die Bandmitglieder Dilan Balci und Ali Araci fest.

Bereits am 2. April hatte es eine großangelegte Razzia im linken Istanbuler Stadtviertel Okmeydani gegeben, wo u. a. auch Grup Yorum im Idil Kulturzentrum ihr Plattenstudio hat. Die Razzien standen im Zusammenhang mit der Geiselnahme eines Staatsanwaltes durch die DHKP-C am 31. März im Caglayan-Justizpalais. Was Grup Yorum nun ausgerechnet mit der Geiselnahme zu tun haben soll, ist völlig unklar. Aber die AKP scheint es ohnehin auf die Band abgesehen zu haben. Zu ihrem 30jährigen Bestehen wollte sie einige Stadionkonzerte geben, in Adana, Izmir, Istanbul und Ankara. Auch dies wurde von den AKP dominierten Behörden verhindert.

Ibrahim Gökcek von Grup Yorum gab dazu im linken Sender IMC TV eine Stellungnahme ab: »Alles wird verboten: Twitter, Youtube, Pressekonferenzen und jetzt auch Konzerte. Aber es reicht jetzt. Alles hat seine Grenzen.« Grup Yorum hat klargemacht, dass das Konzert in Bakirköy stattfinden soll, ihre Anhänger wurden aufgerufen, am Sonntag trotz Verbots zu kommen. Es sollte nach Redaktionsschluss beginnen. Am Sonntag vormittag wurde der als Veranstaltungsort vorgesehene Bazar von der Polizei hermetisch abgeriegelt, Wasserwerfer fuhren auf.

Bis zuletzt hatte Grup Yorum versucht, vor Gericht eine Genehmigung für das Konzert zu bekommen. Ohne Erfolg.

Warum legt es die AKP auf eine offene Konfrontation an? In ein paar Monaten sind in der Türkei Wahlen. Und die Politik der AKP ist schon seit jeher auf eine Spaltung der türkischen Gesellschaft angelegt, als administrativer Aggressor präsentiert sich die Partei am liebsten in der Opferrolle nach dem Motto: »Wir sind die Guten, die anderen sind die Bösen.« Grup Yorum gehört eindeutig zu den »anderen«.

Von Sükriye Akar, junge Welt 13.4.2015