Gemeinsam zum Gedenken an Silvio Meier

Am 21. November 1992 wurde der damals 27-jährige Silvio Meier im Ostberliner U-Bahnhof Samariterstraße von Neonazis ermordet. Zwei von Silvios Freunden wurden schwer verletzt. Silvio Meier wurde erstochen, weil er einen Neonazi wegen seinem offen rechten Auftreten und seine Aufnähers konfrontiert hatte. Silvio Meier wurde ermordet, weil er ein Antifaschist war.

Der Mord an Silvio Meier ist kein Einzelfall und reiht sich ein in die traurige Liste von mindestens 219 Opfern rechter Morde seit dem Wendejahr 1990. Wir brauchen niemandem zu erklären, dass Neonazi Gewalt – auch wenn oft anders dargestellt – weder ein rein ostdeutsches Phänomen ist, noch 1989 aus dem Nichts enstand. Akteure und Strukturen des Nationalsozialismus existierten in Westdeutschland auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weiter
Ab den 1980er Jahren wurden Neonazi-Strukturen zunehmend sichtbarer und bewiesen damit, dass die “Entnazifizierung” in Deutschland nie stattgefunden hat. Der Fall der Mauer eröffnete westlichen Neonazis neue Rekrutierungsmöglichkeiten und ermöglichte es der bereits bestehenden Szene in der DDR, sich breiter zu organisieren und offen aufzutreten. Dass Deutschland ein Neonazi- und Rassismusproblem hat, wurde nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen erneut deutlich. Die Fernsehübertragungen des brennenden Sonnenblumenhauses führten dazu, dass die ganze Welt dieses Problem sehen konnte – und doch wird es heutzutage immernoch geleugnet.

Es gibt eine Kontinuität zwischen damals und heute. Zwar gibt es heute keine pogromartigen Ausschreitungen in der Größenordnung der 90er Jahre, aber Neonazi-Strukturen und rassistisches Gedankengut sind nach wie vor präsent – seit Jahrzehnten sogar auf dem Vormarsch – und manifestieren sich als wesentlicher Bestandteil von Staat und Gesellschaft. Aus diesem Grund ist es nach wie vor notwendig, sich zu organisieren und gegen neonazistische und rassistische Gewalt zu kämpfen. Einem vor 31 Jahren ermordeten Antifaschisten zu gedenken ist nicht nostalgisches, es ist, auch wenn mit einem symbolischen Akt, das weiterführen der selben antifaschistischen Haltung. Es sollte uns auch daran erinnern, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, sich als offen linker Mensch in Bezirken wie Friedrichshain “frei” bewegen zu können. Das haben wir einer konsequenten antifaschistischen Haltung und Aktion zu verdanken. Wir dürfen nicht vergessen, dass dies in anderen Stadtteilen, Städten und in der Provinz bei weitem nicht selbstverständlich ist – besonders nicht für BIPOC und queere Personen. Denn genau das sind die Menschen, die sich tagtäglich mit rassistischer und diskriminierender Gewalt erfahren und damit auseinandersetzen müssen.

Lasst uns gemeinsam am 18. November nach Eisenach fahren, denn “wir lassen uns nicht unterkriegen” und am 21. November um 19 Uhr am U-Bahnhof Samariterstraße an Silvo Meier gedenken.

Unsere Solidarität geht an die in Dresden verurteilten und die inhaftierten Antifaschist*innen in Budapest und auf der ganzen Welt. Kraft und Glück an die Untergetauchten!

Antifaschismus bleibt Handarbeit

Rigaer94

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