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[Griechenland] Solidarität mit Dinos Giagtzoglou

Der Anarchist Dinos Giagtzoglou wurde am 28. Oktober 2017, einem der griechischen Nationalfeiertage, in einem Hinterhalt von Anti-Terror-Polizist*innen verhaftet, als er das von ihm unter falschen Namen gemietete Haus (Safe House) bewaffnet verließ.

Zunächst wurde er im Gefängnis von Larissa, einer Stadt 355 km von Athen entfernt, eingesperrt, um ihn von seinen Gefährt*innen, seiner Familie und seinen Freund*innen zu isolieren, die Gespräche mit dem*der Anwält*in extrem schwierig zu gestalten und das Vorbereiten auf seinen Prozess fast unmöglich zu machen, da die Fallakten aus tausenden Seiten, in digitaler Form, bestehen.

Am 21. Februar 2018 wurde er zu einem anhängigen Prozess aufgrund einer früheren Verhaftung bei Zusammenstößen mit der Bereitschaftspolizei im Rahmen eines Generalstreiks gegen die Sparprogramme der griechischen Regierung im Mai 2011 zurück nach Athen versetzt. Nach der Verschiebung dieses Prozesses begann er einen Hungerstreik in dem er forderte, in das Gefängnis von Korydallos in der Nähe seines Wohnortes verlegt zu werden.

Am Morgen des 24. Februar, als er vorübergehend für diesen Prozess und im Hungerstreik im Gefängnis von Korydallos war, packte eine Gruppe von Gefängniswärter*innen und Polizei-Spezialeinheiten den bettlägerigen Gefährten und brachte ihn ins Gefängnis von Larissa. Als sofortige Reaktion brach unter den anderen Gefangenen ein Aufruhr aus, an dem fast alle Abschnitte des Gefängnisses beteiligt waren. Der Vertreter des Justizministeriums bat um ein Treffen, um Dinos sofort ins Gefängnis von Korydallos zurückzubringen. Die Proteste breiteten sich auf die Gefängnisse von Malandrino und Chania aus, und ein Vertreter des Justizministeriums traf sich mit den Gefangenenvertretern des Gefängnisses von Korydallos.

Dinos erklärte am 25. Februar aus Larissa den Beginn des Durststreiks als Reaktion auf diese beispiellose “Entführung” und eine Eskalation seines Kampfes. Er erhielt den Transfer am 2. März auch dank der Unterstützung eines breiten und vielfältigen Solidaritätskontextes: Demonstrationen, Solidaritätsbanner, Interventionen, Besetzungen, Barrikaden und Brandanschläge beleuchteten Herzen und Nächte.

Dinos wird vorgeworfen, im Frühjahr 2017 mehrere Briefbomben an EU-Beamt*innen, Wirtschaftsorganisationen und Ratingagenturen in ganz Europa geschickt zu haben, darunter eine mit einer Sprengfalle versehene Mappe an Lucas Papademos, den ehemaligen griechischen Premierminister, ehemaligen Gouverneur der Bank von Griechenland und ehemaligen Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank. Da dieser durch die Explosion des Pakets schwer verletzt worden war, wird Dinos auch des versuchten Mordes beschuldigt.

Der erste Prozess für den Besitz und Transport von Waffen und Sprengstoffen beginnt am 20. September 2019. Für das zweite Verfahren sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen, während die französischen Behörden bereits Athen besucht haben, um die Explosion im Büro des IWF (Internationalen Währungsfonds) in Paris zu untersuchen.

Dinos weist die Anschuldigungen zurück, der Verantwortliche der Anschläge oder Mitglied einer “terroristischen” Organisation zu sein, und erklärt, dass sowohl die Miete der Wohnung als auch die Überlassung von Material Teil seiner revolutionären Solidarität mit einem*einer verfolgten Gefährt*in waren.

Möge die Solidarität wieder zum konkreten Handeln all jener werden, die dafür kämpfen, die Mega-Maschine zu zerstören, die alle Menschen vernichtet.

Eine Solidarität, die lebendig ist und aus Herzen besteht, die im Einklang mit dem gleichen Geist und der gleichen Spannung für eine andere Welt schlagen.

“Ich möchte, dass ihr euch sicher seid, meine lieben Gefährt*innen, dass die Werte des Kampfes und der Solidarität unendlich zeitloser sind als jedes verdammte soziale Diktat, als Verrat, Stiefellecken oder Unterwerfung. Wenn also ein*e Kämpfer*in um deine Hilfe bittet, solltest du sie nicht verweigern, du solltest sie großzügig anbieten, indem du deinen wilden Instinkten folgst; auch wenn die unbekannte Gefahr, in Zukunft verraten zu werden, lauert, wird es das Risiko für die Verwirklichung unserer Ideen wert sein. Es lohnt sich für den konkreten Beweis, dass Solidarität nicht nur ein schönes Wort ohne Inhalt und ohne ethische Grundlagen und physische Substanz ist, weder eine nicht bedrohliche gelegentliche Beschäftigung ohne Gefahren und revolutionäre Höhepunkte, sondern dass es ein echtes “Arsenal” ist, das in der Praxis die künstlichen Dipole der Legalität-Illegalität oder Schuld-Unschuld abschafft und mit “Waffen” für all jene ausgestattet ist, die tatsächlich das Bestehende angreifen wollen. Es ist das Risiko wert, denn du wirst wissen, dass du nach deinen anarchischen “Überzeugungen” und gegen die heiligen Sozialstandards von Egoismus, Mäßigung und Kompromiss, Gesetzlichkeit und Freiwilligkeit gehandelt hast….

Dinos Giagtzoglou“
Quelle: 325, übersetzt von abc wien