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Grup Yorum Fulda- letzter Stand

Ein Festival in Fulda, Verhinderungsversuche der Stadt und ein Rundschreiben des Innenministers:

Das Grup Yorum Konzert am 17.06.2017 in Fulda

Am Samstag, 17.06.2017 wird ein Festival in Fulda veranstaltet.

Ein Festival mit vielen verschiedenen KünstlerInnen. U.a. auch mit Musik aus Iran, Chile, Deutschland und bekannten Künstlern wie Suavi und Erdal Bayrakoglu. Ein Festival mit Kinderprogramm, kulinarischen Köstlichkeiten und Musik. Ein Fest der Völker und gegen Rassismus.

In der Wettervorhersagen wurde auch noch gutes Wetter vorhergesagt.

Und natürlich darf in diesem Kontext Grup Yorum nicht fehlen.

Einem Festival für jung und alt, KurdInnen , TürkInnen und Deutschen, Sunniten, Aleviten, Christen…

ganz egal welcher Abstammung, Nationalität, Religionszugehörigkeit, stand nichts mehr im Wege.

 

Die Vorbereitungen der VeranstalterInnen liefen auf Volltouren, bis die Stadt Fulda vertragsbrüchig wurde und Grup Yorum ein Auftrittsverbot gab.

Was ist passiert?

Das wird wohl deutlich wenn man sich die Stellungnahme des Oberbürgermeisters der Stadt Fulda Dr. Heiko Wingenfeld ansieht: „Grup Yorum wird vom Verfassungsschutz kritisch eingestuft. Das haben uns die Veranstalter nicht gesagt, wir wurden getäuscht“.

Die Veranstalter dagegen waren empört über diese Aussage und machten klar, dass letztes Jahr in Gladbeck Grup Yorum nach ähnlichem Muster verhindert werden wollte.

Auch die UnterstützerInnen dieses Festivals, die Freidenker zeigen völliges Unverständnis: „die Stadt Fulda ist mit Sicherheit informiert. Wir werden das in allen Details rechtlich analysieren.

Die VeranstalterInnen des Festivals haben dann auch vor dem Verwaltungsgericht in Fulda geklagt und mit einer seltsamen Begründung verloren: „die Stadt Fulda hat keine Erfahrung mit einer derartigen politischen Veranstaltungen. Es kann auch keine Gewährleistung für die Sicherheit der BesucherInnen geleistet werden“. Gegen diesen Urteil haben die VeranstalterInnen vor dem Oberverwaltungsgericht Beschwerde eingereicht.

Dieses Urteil ist auch deshalb erstaunlich und schwer nachvollziehbar, weil dies mittlerweile das 6. Fest gegen Rassismus ist. In keinem der Veranstaltungen kam es zu irgendwelchen Zwischenfällen.

Im Jahr 2012 fand die erste Veranstaltung mit gut 12.500 BesucherInnen statt. Dann wurden diese Konzerte fortgesetzt in Oberhausen, wo 2014, 15.000 BesucherInnen kamen. Im darauffolgenden Jahr wurden 20.000 BesucherInnen angestrebt, aber der Verfassungsschutz wusste dies zu torpedieren. Sie setzten die Betreiber der Arena in Oberhausen unter Druck und behaupteten, „es gäbe Hinweise auf einen Selbstmordattentat“. Diese Behauptung erwies sich als haltlos.

Die Veranstaltung fand zwar statt, aber die Rache des Staates sollte folgen.

Diesmal griff die Staatsanwaltschaft ein und zog mit der 129b-Keule raus. Die VeranstalterInnen des Konzertes aus dem Jahre 2014, unter ihnen Yusuf Tas der erst jüngst einen fast 70-tägigen Hungerstreik machen musste, wurden aufgrund des §129b zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Als sich die VeranstalterInnen aber nicht abhalten ließen und nunmehr im Jahre 2016 ein Open-Air-Festival veranstalteten, versuchte die Regierung dieses Festival auf allerhöchster Ebene zu verbieten: das Innenministerium veröffentlichte einen Rundschreiben. Im Rundschreiben steht, dass Grup Yorum Auftritte verhindert werden müssen, weil die Konzert-Einnahmen zur Finanzierung des bewaffneten Kampfes in der Türkei dienen.

Den Beweis dieser Behauptung blieb das Innenministerium aber bisweilen schuldig. Es ist eine bloße Behauptung. Die VeranstalterInnen äußersten sich wie folgt dazu:

„GRUP YORUM Konzerte werden mit dem Einsatz und der Arbeit von Freiwilligen, sowie der gemeinnützigen Unterstützung von fortschrittlichen und revolutionären Menschen organisiert . Die Eintrittspreise werden so niedrig wie möglich gehalten, damit die Veranstaltung familienfreundlich ist. Das Budget, mit dem tausende Menschen aus allen Ecken Europas mit kostenlosen Bussen zum Konzert fahren, reicht manchmal nicht mal, um die Kosten zu decken. Bei diesen Konzerten wird KEIN GELD VERDIENT.“

Wo kein Geld verdient wird, kann wohl auch kein bewaffneter Kampf finanziert werden.

Wenn man sich allerdings die Repressionen gegen Grup Yorum in der Türkei ansieht, dann wird schon eher klar, worum es der großen Koalition möglicherweise geht: Der Unterstützung und Zufriedenstellung eines ihrer wichtigsten Handelspartner und der Aufrechterhaltung des dreckigen Deals zwischen Merkel und Erdogan, um die Flüchtlinge aus Europa fernzuhalten.

Der Beweis: Ein Bild spricht mehr als tausend Worte.

Bergün Varan, die bei einer vor 2 Wochen durchgeführten Razzia gegen Grup Yorum in Istanbul gefoltert wurde, rissen PolizistInnen die Haare aus dem Kopf. 7 Band-Mitlgieder wurden verhaftet, 4 freigelassen.

Die Freigelassenen wurden zuvor 8 Tage in Polizeigewahrsam gehalten, um die Folterspuren zu verwischen.

Bei Frau Varan ging das allerdings nicht. Denn das Nachwachsen der Haare dauert länger als 8 Tage.

Unter all diesen rechtlichen und politischen Schikanen und Repressionen möchten die VeranstalterInnen das Festival am Samstag in Fulda durchziehen.

Sie sind fest entschlossen, die Veranstaltung unter allen Umständen durchzuziehen.

 

Datum: 13. Juni 2017