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Grup Yorum in Fulda verboten

Grup Yorum, eine der bekanntesten linken Bands der Türkei, dürfen nicht in Fulda spielen. Die Band ist in der Türkei brutaler Repression ausgesetzt, die von den bundesdeutschen Behörden mit solchen Verboten unterstützt wird.

Beim antirassistischen »Fest der Völker« am kommenden Samstag sollten Grup Yorum der Headliner sein. Die Stadt Fulda verhängte ein Auftrittsverbot, das Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld (CDU) damit begründete, dass Grup Yorum »vom Verfassungsschutz kritisch eingestuft« werde: »Das haben uns die Veranstalter nicht gesagt, wir wurden getäuscht.« Die Klage der Veranstalter dagegen vor dem Verwaltungsgericht in Fulda wurde mit einer seltsamen Begründung abgewiesen: »Die Stadt Fulda hat keine Erfahrung mit derartigen politischen Veranstaltungen. Es kann auch keine Gewährleistung für die Sicherheit der Besucher geleistet werden.« Nun geht es vor das Oberverwaltungsgericht.

Die Begründung der ersten Instanz ist auch deshalb erstaunlich, weil es schon das sechste »Fest der Völker« ist, das die Veranstalter ausrichten, und es dabei noch nie zu nennenswerten Zwischenfällen gekommen ist. Die Beschwerden sind ausschließlich politischer Art: Das Bundesinnenministerium behauptete in einem Rundschreiben, dass Grup-Yorum-Auftritte der Finanzierung des bewaffneten Kampfes in der Türkei dienen würden. Demgegenüber erklärten die Veranstalter, dass mit diesen Konzerten überhaupt kein Geld verdient werde: »Das Budget, mit dem Tausende Menschen aus allen Ecken Europas mit kostenlosen Bussen zum Konzert fahren, reicht manchmal nicht mal, um die Kosten zu decken.« Dem Vernehmen nach sind die Veranstalter fest entschlossen, das Festival wie geplant am Samstag durchzuführen. (jW)

junge Welt 15.06.2017