Historischer Hintergrund des Hungerstreiks und Erklärung von Eda Deniz Haydaroglu zu ihrem Widerstand

DIES IST EIN KAMPF UM UNSER DASEIN! SOLANGE WIR UNS WIDERSETZEN, WERDEN WIR BESTEHEN!

EDA DENIZ HAYDAROĞLU SCHÖPFT AUS EINER REICHEN GESCHICHTE DES ANATOLISCHEN WIDERSTANDES GEGEN TOD UND UNTERDRÜCKUNG, DEM ERBE DER ANATOLISCHEN REVOLUTION UND DES MUTIGEN WIDERSTANDES GEGEN JEDEN ANGRIFF AUF DAS VOLK UND DIE MENSCHHEIT UND SCHAFFT MIT IHREM HUNGERSTREIK EIN NEUES ERBE.

EDA DENIZ HAYDAROGLU BEGANN AM SAMSTAG, DEN 18. MÄRZ, DEN UNBEFRISTETEN HUNGERSTREIK AM INTERNATIONALEN TAG DER SOLIDARITÄT MIT POLITISCHEN GEFANGENEN. DER HUNGERSTREIK IST EINE HISTORISCHE PROTESTFORM, UM RECHTE UND GERECHTIGKEIT EINZUFORDERN. ER IST EINE KLASSENKÄMPFERISCHE HALTUNG.

Im Klassenkampf ist das Bewusstsein darüber, seine Rechte einfordern zu können, eine der wichtigsten Kraftquellen. Diejenigen, die nicht das Bewusstsein haben, können nicht nur keinen Widerstand leisten, sie geben zwangsläufig immer weiter nach. Weil sie nicht wissen, dass sie diese Macht in sich tragen und es dafür notwendig ist, sich zu wehren, können sie ihre Rechte nicht schützen.

Nach einigen Meinungen gibt es Beispiele für die ersten Hungerstreiks in indischen Legenden, die 400 bis 750 v. Chr. entstanden sind. Auch in der irischen Geschichte sind Hungerstreiks zu finden.

Es gibt jedoch auch Meinungen, die den Ursprung von Hungerstreiks auf einen späteren Zeitpunkt datieren. Zum Beispiel gibt es Historiker, die argumentieren, dass die ersten Hungerstreiks in der Geschichte [Irlands] aufgetreten sind. Bei diesem Aktionsstil, namens Troscadh oder Cealachan, dessen Tradition bis in die vorchristliche Zeit der irischen Geschichte zurückreicht, sitzt die Person, der Unrecht getan wurde, an der Tür der Person, die ihr das Unrecht angetan hat. Damit zwang man den Täter, das Unrecht wiedergutzumachen und konnte so seine Rechte einfordern. Gleichzeitig wird so das Unrecht und der Täter für andere sichtbar gemacht und der Täter – normalerweise die Person mit wirtschaftlicher und politischer Macht – durch die Enthüllung des Unrechts in Verlegenheit gebracht. Dieser Stil weist Ähnlichkeiten mit der Entstehung des Hungerstreiks in Indien auf.

1920 verstarb der Bürgermeister von Cork, Irland, als Ergebnis seines 74-tägigen Hungerstreiks. Aber das Vereinigte Königreich ist nicht nur dem Hungerstreik-Widerstand von irischen Widerstandskämpfern ausgesetzt gewesen: Als [die schottische Suffragette] Marion Wallace [Dunlop] und ihre Freundinnen Anfang des 20. Jahrhunderts im Kampf für das Frauenwahlrecht verhaftet wurden, begannen sie in den Gefängnissen einen Hungerstreik. Daraufhin wurden sie von Großbrittanien mit Zwangsernährung gefoltert.

Der erste Massenhungerstreik der Geschichte wurde 1880 von politischen Gefangenen in Zwangsarbeitslagern in Russland des zaristischen Regimes durchgeführt.

Auch heutzutage werden vor allem in Gefängnissen vieler verschiedener Länder Hungerstreiks und Todesfasten durchgeführt. Dazu gehören Hungerstreikaktionen in Gefängnissen im US-Bundesstaat Kalifornien im Jahr 2013. Es wird geschätzt, dass ungefähr 30.000 Menschen an diesen Aktionen teilgenommen haben und ein Gefangener infolge dieses Widerstands sein Leben verloren hat.

Oft machen palästinensischer Gefangenen in israelischen Gefängnissen mit Hungerstreiks auf sich aufmerksam. Mit diesen Aktionen wird sowohl gegen die Haftbedingungen als auch gegen Israels Besatzungspolitik gegenüber Palästina protestiert.

Auch auf Guantanamo greifen Häftlinge häufig auf Hungerstreiks zurück, da sie ständiger Folter und Erniedrigung durch die Vereinigten Staaten ausgesetzt sind. In den Jahren 2002, 2005 und 2013 gab es in Guantanamo massive Hungerstreiks.

Die Tamil Tigers in Sri Lanka führten zu verschiedenen Zeiten Hungerstreiks durch.

In Deutschland traten gefangene RAF-Mitglieder zwischen 1972 und 1975 im Protest gegen die harten Bedingungen ihrer Isolationshaft und gegen die Ermordung ihrer Genossen dreimal in den Hungerstreik. Während der längsten dieser Widerstände, welcher 145 Tage dauerte, verstarb Holger Meins.

In Griechenland finden fast jedes Jahr Massenhungerstreiks statt, insbesondere seit 2009. In den Jahren 2011 und 2012 fanden Hungerstreiks statt, an denen sich 8.000 Menschen beteiligten. Im Jahr 2013 traten Häftlinge in griechischen Gefängnissen in Hungerstreiks, die bis zu 55 Tage andauerten.

Zwischen 2000 und 2007 fand in der Türkei die längste Todesfastenaktion statt. In diesem unbefristeten Widerstand um ihr Dasein wurden 122 Menschen zu Märtyrern.

Einer der längsten Hungerstreiks der Weltgeschichte fand in Indien statt. Am 4. November 2000 töteten indische Soldaten im sogenannten „Malon Massaker“ zehn Menschen. Eine Frau namens Irom Sharmila trat in einen Hungerstreik, um gegen das Massaker zu protestieren. Bereits am 7. November wurde sie wegen „versuchten Selbstmords“ festgenommen. Nach einer Gerichtsentscheidung begann die Zwangsernährung. Trotz der Zwangsernährungfolter beendete Sharmila ihren Hungerstreik erst am 9. August 2016. (Hierbei handelt es sich nicht um einen Hungerstreik nach den Standards, die wir kennen, bei welchem komplett auf Essen verzichtet wird.)

Das 22-jährige Mitglied der revolutionären Jugend, EDA DENIZ HAYDAROĞLU, begann am 18 März, dem Internationalen Tag der politischen Gefangenen, einen unbefristeten Hungerstreik, um den Kampf für Gerechtigkeit für die, mit den Antiterrorparagraphen 129 A&B verhafteten, Özgül Emre, Ihsan Cibelik, Hasan Unutan und Serkan Küpeli, zu stärken. Der deutsche Imperialismus verhaftet und verurteilt mit dem Paragraphen 129B. Der Paragraph 129B kriminalisiert Revolutionäre und antiimperialistische und antifaschistische Ideen. Revolutionär zu sein ist kein Verbrechen, sondern historische Pflicht.

GANZ GLEICH WO WIR AUF DER ERDE SIND, WIR WIDERSETZEN UNS DER UNGERECHTIGKEIT! WIR VERSTÄRKEN DEN KAMPF FÜR GERECHTIGKEIT!

DAS SIND DIE FORDERUNGEN VON EDA DENIZ HAYDAROĞLUS HUNGERSTREIK:

1) Özgül Emre, İhsan Cibelik, Serkan Küpeli und Hasan Unutan sollen freigesprochen werden!

2) Digitale Dateien und Facebookposts sollen nicht zur Verurteilung [von politischen Gefangenen] dienen können.

3) Das Bundsjustizministerium soll erklären, wieso sich der Generalbundesanwalt Peter Frank mit dem türkischen Präsidenten und Mörder von Zehntausenden Menschen, Recep Tayyip Erdoğan, getroffen hat.

4) Der italienische Anarchist Alfredo Cospito kämpft im unbefristeten Hungerstreik. Seine Forderungen sollen umgesetzt werden.

5) Die Paragraphen 129A und B sollen aus dem Gesetz gestrichen werden. Alle sogenannten Antiterrorgesetze sollen aus dem Gesetz gestrichen werden!

6) Alle Antifaschisten und Revolutionären sollen freigelassen werden!

Lasst uns Eda Deniz Haydaroğlus Widerstand im Kampf gegen 129 unterstützen!

LASST UNS DEN HUNGER UND DEN WIDERSTAND TEILEN UND IHREM [WIDERSTAND] EINE STIMME GEBEN!
EDA DENIZ HAYDAROĞLUS FORDERUNGEN SOLLEN DURCHGESETZT WERDEN!

Aussage von Eda Deniz Haydaroglu, als sie in den Hungerstreik trat:
„Hallo an alle,
mein Name ist Eda Deniz Haydaroğlu. Ich bin 22 Jahre alt und in Deutschland geboren und aufgewachsen. Doch da meine Eltern mich mit unseren Werten und unserer Kultur erzogen haben, war ich diesen und unserem Land nie fern. Ich bin in einer Familie groß geworden, die unsere Volkslieder, Grup Yorum und unsere Revolutionäre kennt und schätzt. Vor fünf Jahren habe ich als Fan der Band Grup Yorum bei der Teilnahme an einem ihrer Konzerte das erste Mal Revolutionäre kennengelernt. Diese Menschen haben mir Lebenswahrheiten und revolutionären Werte beigebracht.

Sie haben mir beigebracht sich gegen Ungerechtigkeit zu stellen, sich nicht zu beugen, sondern widerständig zu sein und zusammen mit ihnen habe ich gelernt, dass es nicht nur darauf ankommt, darum zu wissen, sondern auch zu kämpfen. Ich habe gelernt, dass dies ein Kampf um Macht und Herrschaft ist, was Sozialismus bedeutet und mich nach einiger Zeit dazu entschieden mitzukämpfen.

Ich kann sagen, dass ich alles, was ich heute weiß und kann, durch den Widerstand gelernt habe – den Widerstand gegen Faschismus und Ungerechtigkeit.

Ich habe persönlich an Grup Yorum Konzerten, ihren Aktionen und Proben teilgenommen. Wir kämpfen zusammen gegen die Probleme an, die wir in Europa, besonders als Jugendliche erleben, gegen Rassismus und Vereinnahmung und streben nach revolutionären Alternativen.

In meinen ersten Jahren habe ich das Hasan-Ferit-Gedik-Zentrum gegen Drogenmissbrauch und Sucht in Deutschland besucht. Dieses Zentrum gibt Menschen Hoffnung und Perspektiven. Es ist ein Ort an dem gegen die Sucht bekämpft und Lösungen geschaffen werden. Und heute nach den Erdbeben [in der Türkei] kämpfe ich im Besonderen dafür, dass diejenigen, die Zehntausende unseres Volkes auf dem Gewissen haben, zur Rechenschaft gezogen werden, und die Wunden unserer Verletzten geheilt werden.

Um gegen das Bombardement an Lügen des Imperialismus vorzugehen, den Menschen Fakten zu geben und sie zur Wahrheit zu lenken, bin ich gleichzeitig Mitarbeiterin bei Umut TV. Ich mache all das, weil ich an die Gültigkeit dieser Ideen glaube, weil ich glaube, dass die Revolution unsere menschliche Pflicht ist.

In Deutschland werden wir wegen unserer Gedanken und Taten kriminalisiert und bestraft. Im Mai vergangenen Jahres wurden Özgül Emre, Ihsan Cibelik und Serkan Küpeli wegen genau dieser Ideen und demokratischen Tätigkeiten durch den Paragraphen 129B verhaftet. 129B ist Teil des Rechts, aber er ist nicht gerecht.

Die Özgül Emre, Ihsan Cibelik und Serkan Küpeli vorgeworfenen Taten sind demokratische Handlungen. Sie sitzen heute in Haft, weil sie an Demonstrationen gegen Rassismus, Diskriminierung und Ungerechtigkeit teilgenommen haben. Ein konkretes Beispiel einer dieser vorgeworfenen Straftaten wegen welcher Özgül Emre inhaftiert wurde, ist das Anstecken der Ringe bei der Verlobungsfeier zweier Mitglieder von Grup Yorum. Ihsan Cibelik hat man für das Singen von Volksliedern verhaftet, für das Tragen des Sarges seiner Genossin Birsen Kars. Demnach ist Paragraph 129 ein Gesetz, das unsere demokratischen Rechte und die Freiheit von uns allen angreift. Unser Recht zu demonstrieren, unser Recht uns zu versammeln, unser Recht uns zu vereinen, unsere Gedankenfreiheit, sogar das Singen und das Veranstalten von Konzerten, alle unsere Rechte werden angegriffen und uns geommen.

Diese Rechte haben uns nicht der deutsche Imperialismus beschert, sondern wurde durch den Widerstand der Menschen in der Geschichte hart erkämpft. Und deshalb werden wir diese Rechte auch nicht aufgeben. Deshalb haben wir eine Kampagne gegen dieses repressive Gesetz begonnen und ein Komitee gegründet, von dem ich gleichzeitig ein Teil bin.

Für diese Kampagne wurden einige Proteste organisiert, vor Gefängnissen und anderen beteiligten Institutionen. Innerhalb kurzer Zeit entstand ein internationales Bündnis und mithilfe dieser internationalen Gruppe entstanden andere Aktionen, Proteste und Kundgebungen. Zuletzt wurde ein langer Marsch durch Deutschland organisiert, durch welchen in insgesamt 25 deutschen Städten Veranstaltungen und Kundgebungen zur Aufklärung über dieses Gesetz abgehalten werden konnten.

Aber mit dem wachsenden Widerstand und der Mobilisierung der Linken in Deutschland gegen 129, hat auch der deutsche Imperialismus seine Angriffe verstärkt. Und so wurde am 9. Februar auch unser guter Freund und Genosse Hasan Unutan durch den Paragraphen 129B verhaftet.

Auch die Hasan Unutan vorgeworfenen Taten sind rein demokratische Tätigkeiten. Eine davon ist die Teilnahme an einer Kundgebung gegen 129B in Berlin und der Aufbau der Tonanlage dafür. Ein anderer Vorwurf ist das einfache Einstellen eines Portraits von Özgül Emre als Facebookprofilbild.

Damit sagt uns der deutsche Imperialismus: „Wehrt euch nicht gegen Ungerechtigkeit und Repression. Nehmt nicht an Kundgebungen teil, nehmt nicht an Versammlungen teil, nehmt nicht an Konzerten teil!“ Er sagt uns auch: „Organisiert euch nicht gegen Rassismus oder Drogenmissbrauch! Lasst die Rassisten weitermorden! Lasst die Jugendlichen sich weiter mit Drogen vergiften!“ Und er sagt uns: „Ihr dürft an keiner Veranstaltung mit Revolutionären teilnehmen, nicht an ihren Freizeiten, nicht an ihren Hochzeiten oder Verlobungen und nicht einmal an ihren Beerdigungen. Eigentlich zwingen sie uns heute damit zu einem ehren- [und würdelosen Dasein].

Der Widerstand gegen 129 nimmt heute [wegen der Verhaftung unserer Freunde und Genossen] eigentlich unser ganzes Dasein, unsere Gedanken und Persönlichkeit ein. Ein Mensch lebt nicht nur, um Ein- und Auszuatmen, er lebt nicht bloß um zu existieren. Der Mensch ist ein intelligentes Wesen. Er möchte ein gerechtes, gleiches und würdevolles Leben. Das ist das wichtigste, das ich im Widerstand gelernt habe. Aus diesem Grund trägt der Kampf gegen 129 und Repression unsere Würde. Deshalb finde ich ihn unverzichtbar.

Und wir wissen genau, wenn wir uns hier und heute nicht widersetzen, werden unsere Kundgebungen und unsere Posts auf Facebook genutzt, um uns [zu kriminalisieren und] zu verhaften. Wenn wir uns nicht widersetzen, sind wir die Nächsten. Sie haben es auf uns abgesehen und unsere Kundgebungen und Proteste werden genutzt, um uns zu verhaften. Deshalb müssen wir uns wehren, deshalb müssen wir uns der Repression entgegenstellen und uns gegen diese Angriffe zusammentun. Um mich gegen diese Ungerechtigkeit zu widersetzen, habe ich am 18. März, dem internationalen Tag der politischen Gefangenen, einen unbefristeten Hungerstreik begonnen.

Und das sind die Forderungen meines Hungerstreiks:

1) Özgül Emre, Ihsan Cibelik, Serkan Küpeli und Hasan Unutan sollen freigesprochen werden! Vor allem, sollen sie aus der Untersuchungshaft freigelassen werden. Es gibt für die Verhaftung von Hasan Unutan, Serkan Küpeli, Ihsan Cibelik und Özgül Emre bis auf die Willkür des Bundesjustizministeriums keinen Grund. [Die Haft] ist eine politische Entscheidung gewesen und diese werden wir nicht akzeptieren. Wir fordern Gerechtigkeit!

2) Digitale Dateien und Facebookposts sollen nicht zur Verurteilung von politischen Gefangenen dienen können.

3) Das Bundsjustizministerium soll erklären, wieso sich der Generalbundesanwalt Peter Frank nur zwei Wochen nach der Verhaftung von Özgül Emre, Ihsan Cibelik und Serkan Küpeli mit dem türkischen Präsidenten und dem Mörder von Zehntausende Menschen, Recep Tayyip Erdoğan, getroffen hat. Bei diesem Besuch hat er eine Auszeichnung bekommen und sich stolz mit dieser ablichten lassen. Wir verlangen eine Erklärung darüber, was bei diesem Treffen besprochen und warum dem deutschen Generalbundesanwalt diese Ehrung verliehen wurde.
Sie haben Hasan Unutan wegen seines Facebookprofilfotos verhaftet. Dabei ist es der Generalbundesanwalt, der seine Fotos mit Mördern erklären muss.

4) Der italienische Anarchist Alfredo Cospito kämpft im unbefristeten Hungerstreik. Ich möchte, dass seine Forderungen umgesetzt werden.

5) Ich möchte, dass die sogenannten Antiterrorparagraphen 129A und B aus dem Gesetz gestrichen werden. Diese Gesetze sind ein Angriff auf unsere Rechte und ermöglichen Willkür. Damit sind sie nicht nur undemokratisch, sondern dienen auch als faschistische Gewalt.

6) Meine letzte Forderung ist die Freilassung von allen Antifaschisten und Revolutionären. Denn antifaschistischer und revolutionärer Widerstand ist kein Verbrechen. Ganz im Gegenteil: Sie ist unsere Pflicht. Die eigentlichen Verbrecher sind diejenigen, die Antifaschisten verhaften und verurteilen.

Ich erwarte, dass sich alle Menschen, die von sich behaupten links, demokratisch oder revolutionär zu sein, sich in diesem Sinne zusammenschließen. Deshalb bin ich im Hungerstreik!

Mit diesem Widerstand kämpfen wir einen Kampf um unsere Würde, unsere Persönlichkeit und unsere Ideen. Es ist ein Kampf um unser Dasein.

Deshalb rufe ich jeden dazu auf sich diesem Widerstand anzuschließen!“

Interview mit Veli Türkyılmaz, als Eda Deniz Haydaroglu und Berfin Özder ihn besuchten:
Eda Deniz Haydaroğlu und Berfin Özder haben am 3. ihres Hungerstreiks am Gerichtsprozess des durch den Paragraphen 129 verfolgten Veli Türkyılmaz teilgenommen.

Eda Deniz Haydaroğlu: Heute ist der dritte Tag unserer jeweils 30-tätigen und unbefristeten Hungerstreiks gegen den Paragraphen 129 und für die Freilassung antifaschistischer und revolutionärer Gefangenen. An diesem dritten Tag unseres Hungerstreiks haben wir am Verfahren von Veli
Türkyılmaz teilgenommen. Veli Türkyılmaz wird durch 129B strafrechtlich verfolgt.

Als Beweise werden Facebookposts und seine Teilnahme an Grup Yorum Konzerten vorgelegt. Demnach werden mit 129B unsere demokratischen Handlungen verurteilt und diese zu Straftaten gemacht. Dass digitale Hinweise wie Facebookposts nicht als Beweise [in politischen Verfahren] dienen, ist eine der Forderungen unseres Hungerstreiks.

Außerdem fordern wir den Freispruch von Özgül Emre, Ihsan Cibelik, Serkan Küpeli und Hasan Unutan’ın tutuksuz. Wir wollen, dass Generalbundesanwalt Peter Frank zurücktritt und erklärt, was der Grund für sein Treffen mit Erdoğan war und weshalb er von diesem besonders geehrt wurde. Wir fordern die Aufhebung des Gesetzes 129. Wir wollen die Umsetzung der Forderungen von dem durch Antiterrorgesetze verurteilte Alfredo Cospito, der gegen das 41BIS-Regime im Hungerstreik ist. Dafür sind wir im Hungerstreik und unser Widerstand hält an!

Jetzt sind wir bei Veli Türkyılmaz.

Veli Türkyılmaz: Wir habne bei dieser Verhandlung einen Sieg errungen und das wird uns durch unseren Widerstand, durch unseren Hungerstreik immer häufiger gelingen. Bevor ich beginne möchte ich deshalb zunächst meinen Lob für eurem Hungerstreik gegen 129 AB aussprechen und euch auf eurem Weg viel Erfolg wünschen.

Meine Freunde, seit fast vier Monaten gehen wir hier regelmäßig ein und aus, da wir durch 129 AB verfolgt werden. Besonders in folgenden vier Punkten waren wir jetzt erfolgreich:

1) Mich erwartete eine Strafe für meine Teilnahme am langen Marsch. Das wurde verhindert.

2) Das Verfahren aufgrund von Provokationen durch die Stuttgarter Polizei haben wir gewonnen. Auch hier gab man uns Recht.

3) Es gab außerdem Vorwürfe aufgrund meiner Aktivitäten rund um Grup Yorum Konzerte wie die Organisation und den Verkauf von Tickets, aber auch hier waren wir erfolgreich.

4) Auch erwartete Strafen durch Facebooksposts wird es keine geben.

Ich denke, dass diese Erfolge vor allem für die bevorstehenden Verhandlungen unserer drei Freunde Özgül, Ihsan und Serkan ein großer Schritt waren. Wenn wir kämpfen, gewinnen wir. Und das tun wir. Unser Weg ist frei, solange wir uns widersetzen, denn das ist die Vorraussetzung für unsere Erfolge.

Eda Deniz Haydaroğlu: Wir laden alle zu Veli Türkyılmaz Verhandlung am 28. März ein.

Veli Türkyılmaz: Ich möchte deutlich machen, dass die Staatsanwaltschaft ihre Anklage mit Sicherheit am 28. verlesen wird. Und am 3. April folgt die Verteidigung durch unsere Anwälte. Zwei Wochen danach kommt meine Verteidigung. Wir werden gewinnen!

Berfin Özder: Der faschistische Paragraph 129 muss weg! Freiheit für Özgül, Ihsan, Serkan und Hasan!