Angesichts der ungebremsten kapitalistischen Zerstörung der Erde und des Lebens auf dieserund der nahen Aussicht auf einen ökologischen Kollaps, besteht vielleicht mehr denn je ein ernsthafter und unmittelbarer Bedarf an globalen revolutionären Bewegungen. Wo stehen unsere Bewegungen hier in Europa angesichts der immensen Herausforderungen und Forderungen unserer Epoche? Können wir uns auf unsere revolutionären Wurzeln besinnen? Können wir zu der kreativen Kraft werden, die die kannibalische Autorität der wenigen Reichen über die vielen Menschen wirksam abschaffen kann?
Außerhalb Europas hat der revolutionäre Geist seine historische Stärke mit bewaffneten und organisierten Aufständen in Chiapas und im Nahen Osten bekräftigt, die den Weg für die Befreiung des Lebens durch die Selbstorganisation der Menschen an der Basis unter den Bedingungen der Gleichheit und des Kommunitarismus geebnet haben. Aber auch überall auf der Welt sehen wir in den letzten Jahrzehnten, dass kämpferischer Widerstand und Aufstände als Folge der zunehmenden Gewalt und des Totalitarismus des Kapitalismus ausbrechen.
Lassen wir uns von der schwarzen Widerstandsbewegung in den USA und dem Aufstand in Chile inspirieren. Diese waren Bewegungen von Unten, die sich militanter und aufständischer Strategien bedienten, um die Unterdrücker und ihre bewaffneten Schläger (die Polizei) direkt zu konfrontieren. Die täglichen Bilder von Barrikaden, brennenden Banken und Angriffen auf Polizisten, die die weltweiten Nachrichten überschwemmen, erinnern uns daran, dass die Welt der Machthaber leicht in Flammen aufgehen kann, wenn die Wut der Unterdrückten einen kollektiven Ausdruck findet.
Und doch sind revolutionäre Praktiken und Ideen in unseren Bewegungen systematisch aufgegeben worden. Unsere Kämpfe werden allzu oft in den liberal-demokratischen Friedhof der Politik eingegliedert, wo der Konsens mit Recht und Ordnung vorherrscht, wodurch unsere Bewegungen auf harmlose Oppositions-/Protestbewegungen reduziert werden. Dies wirkt unweigerlich unserem Bedürfnis, nach tatsächlicher Selbstorganisation der Menschen als kämpferische revolutionäre Kraft, entgegen.
Ausgehend von der Überzeugung, dass es notwendig ist, revolutionäre Perspektiven auf internationaler Ebene zu entwickeln, rufen wir zu einer internationalen Kampagne von Solidaritätsveranstaltungen auf, um innerhalb der breiteren internationalen antistaatlichen, antikapitalistischen Bewegung einen Dialog über die Rolle militanter, revolutionärer Perspektiven in unserem gemeinsamen Kampf für die Befreiung all unseres Lebens durch die soziale Revolution zu schaffen.
Da Diskussionen über revolutionäre Perspektiven und Ideen nicht umhinkommen können, die revolutionären Gefangenen, die diese Ideen in die Praxis umsetzen, in den Mittelpunkt zu stellen, wird unser Beitrag zu dieser Kampagne und zu den Diskussionen der Fall der „Revolutionären Selbstverteidigung“ und des inhaftierten revolutionären Anarchisten Dimitris Chatzivasileiadis sein, aber auch in erster Linie die schriftlichen Vorschläge an die Bewegung, die der Gefährte in seinen veröffentlichten Kommuniqués gemacht hat. Dimitris hat die politische Verantwortung für die Fortsetzung des bewaffneten Kampfes auf der Grundlage des Erbes der Stadtguerillagruppe „Revolutionäre Selbstverteidigung“ übernommen und verbüßt derzeit eine 16-jährige Haftstrafe in Griechenland für seinen revolutionären Kampf in Griechenland.
Ein kurzer geschichtlicher Abriss des Falles:
„Revolutionäre Selbstverteidigung“ war eine revolutionäre anarchistische Organisation, die von 2014-2017 aktiv war. In dieser Zeit übernahm die Organisation die Verantwortung für fünf bewaffnete Angriffe: auf den Sitz der griechischen Partei PASOK, die mexikanische Botschaft in Athen, die französische Botschaft in Athen und zwei Angriffe auf die griechische Bereitschaftspolizei (MAT) vor den Büros der PASOK im Stadtteil Exarchia. Die Kommuniqués der Organisation wurden ins Englische übersetzt und können hier und hier nachgelesen werden. (https://athens.indymedia.org/post/1579563/ – https://athens.indymedia.org/post/1592926/)
Dimitris Chatzivasileiadis ist im Oktober 2019 untergetaucht, nachdem er bei der Enteignung eines staatlichen Kasinos in Athen, Griechenland, verletzt worden war. Nachdem er 18 Monate lang auf der Flucht war, wurde er am Montag, dem 9. August 2021, in Thessaloniki, Griechenland, nach einer Enteignung einer Bank in Pefka verhaftet. Der Prozess ersten Grades für die Enteignung im Oktober 2019 und dem Komplex „Revolutionäre Selbstverteidigung“ fand im März 2020 statt. Der Staat verurteilte Dimitris wegen Beteiligung an der Organisation zu 16 Jahren, ebenso wie den Gefährten Vagelis Stathopoulos, weil er sich mit Dimitris solidarisierte, indem er ihm nach seiner Verletzung beistand. Der Anarchist Stathopoulos wurde zu 19 Jahren verurteilt, als Rache für seine unerschütterliche Solidaritätshaltung, aber auch für seine Beteiligung an der anarchistischen Bewegung und seine frühere Verurteilung für die Guerillaorganisation „Revolutionärer Kampf“. Der Prozess gegen die beiden Anarchisten wurde für Februar 2022 angesetzt.
Seit seiner Verhaftung ist Chatzivasileiadis, wie alle Gefangenen, der blanken Straf- und Rachegewalt der Behörden ausgesetzt. Mit dieser Kampagne rufen wir die Gefährtinnen weltweit auf, sich mit diesem revolutionären Kämpfer zu solidarisieren, der alles für den Kampf um unsere kollektive Befreiung von der sinnlosen Fäulnis des bürgerlichen Staates und der Vorherrschaft des globalen Kapitalismus gegeben hat. Während seiner Zeit in der Illegalität, aber auch seit seiner Verhaftung, hat der Gefährte durch die Veröffentlichung seiner Rede in den Medien der Bewegung voll am offenen politischen Dialog der Bewegung teilgenommen. Mit diesen geschriebenen Worten stellt der Gefährte der Bewegung entscheidende Fragen zu ihrer historischen Verantwortung angesichts der zunehmenden Gewalt des Kapitalismus und ruft zum offenen Dialog und zur revolutionären Organisation der sozialen Basis auf internationaler Ebene auf. Mit dieser Kampagne wollen wir zu diesem Dialog beitragen, indem wir die Vorschläge der Gefährtinnen vorstellen und so unsere globalen Verbindungen, aber auch unser Engagement für den Kampf stärken und Ideen darüber austauschen, wie wir uns heute effektiv organisieren können.
Stehen wir Seite an Seite mit dem Gefährten, indem wir eine internationale Bewegung der Solidarität und Selbstverteidigung der Prinzipien und Strategien des revolutionären Anarchismus aufbauen. Lasst uns aus den Erfahrungen des Falles der „Revolutionären Selbstverteidigung“ lernen und die Möglichkeiten revolutionärer Taktiken und Strategien und ihre Rolle in unseren Kämpfen für die soziale Revolution und die Befreiung allen Lebens diskutieren.
Wer Interesse hat, sich an der Kampagne zu beteiligen, indem er eine Solidaritätsveranstaltung mit Diskussionen über die Vorschläge des gefangenen Gefährten Dimitris Chatzivasileiadis im Rahmen der notwendigen Diskussion über internationale Perspektiven revolutionärer Strategien und Praktiken organisiert, schicke uns eine E-Mail an revoltintcampaign@systemli.org
- Hier sind die Links zu den Veröffentlichungen des Gefährten aufgeführt, die für die Diskussion, die wir anstoßen wollen, am relevantesten sind, und die ins Englische übersetzt wurden. Beginnend mit der veröffentlichten Broschüre „Antimilitarismus und revolutionärer Anarchismus“ (https://athens.indymedia.org/post/1606583/), in der die aktiven Vorschläge des Gefährten analytisch dargelegt werden. Dieser Text liegt derzeit nur auf Griechisch vor, wird aber zu gegebener Zeit von uns übersetzt und gedruckt werden. Gedruckte Broschüren dieses Textes auf Griechisch können auf Anfrage von uns verteilt werden. Weitere Texte, die auf Englisch verfügbar sind und die Positionen des Gefährten skizzieren, sind „Debriefing and Propositional Statement of comrade Dimitris Chatzivasileiadis to the comrades“ (https://athens.indymedia.org/post/1606087/) und „Response to the Week of Revenge for comrade Michael Forest Reinoehl, who was murdered by government order“ (https://athens.indymedia.org/post/1609173/)
Übersetzung aus dem Englischen: https://athens.indymedia.org/post/1616064/