criminal for freedom

Isolation ist auch in Coronazeiten keine Wohltat – weder in Tegel, noch in anderen Knästen!

Die derzeitigen Verhältnisse in Tegel gleichen denen von vielen anderen Knästen. Die Justizknechte laufen kreuz und quer im Knast ein und aus, selbstverständlich ohne Mundschutz und Handschuhe, außerdem „hocken sie ständig in der Zentrale zusammen, sodass jede andere Maßnahme fürn Arsch ist.

Uns Gefangenen und der Öffentlichkeit wird aber verkauft, dass das Besuchsverbot, das Aussetzen von Gruppen und Sport angeblich zum Schutz der Gefangenen wäre. Wenn die Bediensteten aber rein und raus gehen wie sie wollen, ohne Schutz, ist das grobfahrlässige Körperverletzung!“ Gefangene betonen immer wieder, dass das einzige Ansteckungsrisiko die Wärter*innen sind. „Hauptsache zum Nachteil der Gefangenen“ ist die Devise, nach der offensichtlich im Knast gearbeitet wird, so ein Gefangener aus Tegel.

Die öffentliche Darstellung ist derzeitig zwar im Bezug auf Knast etwas kritischer als sonst üblich, eine generelle Kritik am System Knast bleibt aber natürlich meist aus, ebenso verschleiert der Senat und die Justiz die tatsächlichen Verhältnisse hinter Gittern. „Behrendt stellt es schöner dar, als es ist. Zum Beispiel kann man jetzt überall lesen, dass wir skypen können. Das hört sich bestimmt toll an, allerdings geht das nur, wenn Bedienstete daneben stehen. Es gibt also gar keine Privatsphäre mehr, was beim Besuch anders war. Das ist alles ein riesen Witz.“ Dass sich Veränderungen im Knast meist zum Nachteil der Gefangenen auswirken, zeigt auch die Einrichtung des neuen Isolationshauses.

Im Knast Tegel wurde die SothA 2 (Sozialtherapeutische Anstalt) geräumt und als sogenanntes „Quarantäne Haus“ für „vulnerable Gefangene“ umfunktioniert. Das abgeschottete Haus mit 32 Plätzen soll also nun der totalen Isolation von Gefangenen dienen, welche durch das Corona-Virus gefährdet sein könnten. Was sich auch an dieser Stelle vielleicht zunächst fürsorglich und rücksichtsvoll ließt, kritisieren die Gefangenen, zu Recht, sehr stark.

Zwar besteht kein Zwang darin, sich in Isolation zu begeben, allerdings „wird es dir negativ ausgelegt, wenn du das nicht machst, hier heißt das ‚Mangel an Eigen- und Fremdverantwortung‘.“ Durch die totale Isolation „würden aber die Netzwerke von den Gefangenen total kaputt gehen, viele weigern sich deswegen dort einzuziehen“. Deswegen versucht die Anstalt die Gefangenen in das Isolationshaus mit Vergünstigungen wie Aufhebung des Arbeitszwangs bzw. Arbeitsstopp bei Lohnfortzahlung, Verpflegungszuschuss oder einer Spielekonsole zu ködern. „Das sind alles Dinge, die sonst laut der Anstalt angeblich ‚unmöglich‘ sind.“ Dass durch diese speziellen Priviligien eine enorme Spaltung der Gefangenen von der Anstalt angestrengt wird, durch das Isolationshaus gleichzeitig vorhandene Strukturen zerschlagen werden sollen, ist den Gefangenen absolut bewusst.

Auch offensichtlich ist für die Gefangenen, dass der Knast Tegel massiv „Angst vor schlechter Presse hat, weswegen er versucht, sein Isohaus als Wohltat zu verkaufen. Das hört sich für die Leute draußen ja auch nett an. Aber man hat hier auch wirklich Angst vor Corona-Toten. Auch das wäre keine schöne Darstellung nach außen für die JVA Tegel. Deswegen versuchen sie auch wirklich, Tote zu vermeiden und wollen uns in dieses Haus stecken.“

Die Berichte von Gefangenen zeigen deutlicher denn je, dass Knast und Isolation niemals gut gemeinte Absichten haben. Wenn sie sagen, es gehe ihnen um die Gesundheit der Gefangenen, meinen sie, dass sie der Öffentlichkeit keine Leichen präsentieren wollen, weil das nur schlechte Presse macht. Wenn sie sagen, es gäbe keinen Zwang, meinen sie, dass es den nicht offiziell, festgehalten auf Papier, allerdings institutionell und strukturell eben doch gibt. Wenn sie Zugeständnisse machen oder Gefangene in Quarantäne setzen, ist das eben keine Wohltat, sondern ein Versuch, sie zu spalten und ihre Strukturen zu zerschlagen, um gemeinsame Aufstände zu verunmöglichen.

Draußen stellt sich das nicht anders dar. Auch hier wird immer im Interesse der Regierenden und Bonzen, und nicht im Interesse der allgemeinen Bevölkerung gehandelt.

Dass viele Gefangenen den Aufenthalt im Isolationshaus abgelehnt haben zeigt deutlich, wofür wir alle in diesen Corona-Zeiten mehr denn je einstehen sollten:

gegen jede Isolation, egal ob drinnen oder draußen! Lassen wir uns nirgendwo auf Zugeständnisse oder miese Tricks des Staates ein.

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