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Israel tötet 18 Palästinenser in nur einer Woche in Gaza und Westbank – Auswärtiges Amt nickt es ab

(PN) 15.11.2018 – In nur einer Woche starben durch Angriffe israelischer Soldaten 17 Palästinenser in Gaza und ein Palästinenser in der besetzten Westbank. Damit steigt die Zahl der von Israel getöteten Palästinenser allein in Gaza seit dem Beginn der Proteste am 30. März dieses Jahres auf 236. Darunter sind über 40 getötete Kinder. Während das Auswärtige Amt zu diesen Tötungen schwieg, verurteilte es am Dienstag Raketen aus Gaza gegen Israel „auf das Schärfste“ und sah dafür „keine Rechtfertigung“.

Heftige Luftangriffe der israelischen Luftwaffe legten in Gaza diese Woche viele Gebäude in Schutt und Asche. Zahlreiche Palästinenser wurden getötet. (Foto: WAFA)
Die Serie der kontinuierlichen Tötungen von Palästinensern seit vergangener Woche stellt eine neue Dimension der Aggression Israels gegen den Gazastreifen dar. Nachdem bereits in den vergangenen sieben Monaten 219 palästinensische Zivilisten, darunter auch Journalisten und Rettungssanitäter sowie über 40 Kinder, bei Protesten am Grenzzaun von israelischen Scharfschützen zumeist durch Kopfschüsse getötet wurden, hat Israel die Welle der Gewalt nochmals eskaliert.

Mohammad Abusharbin, 20
Am Donnerstag, 8.11., erschossen israelische Soldaten den 20jährigen Mohammad Alaa Abusharbin nahe des Grenzzauns östlich des Maghazi Flüchtlingscamps. Gründe für die Erschießung nannte die israelische Armee nicht.

Nur einen Tag später, am Freitag, 9.11., töteten israelische Scharfschützen östlich von Khan Younis einen 28jährigen Palästinenser, Rami Qamhan, während der seit Monaten durchgeführten Freitagsproteste am Grenzzaun. Weitere 37 Palästinenser, darunter auch Kinder, wurden durch Schüsse verletzt.

Am Samstag, 10.11., starb im Krankenhaus in Ramallah Mohammad Ibrahim Shreiteh, nachdem ihm israelische Soldaten zwei Wochen zuvor bei palästinensischen Protesten gegen illegale Wegnahme von Land im Dorf Mazra’a al-Gharbiya in den Kopf geschossen hatten. Der Palästinenser lag seither auf der Intensivstation, Ärzte hatten vergeblich um sein Leben gekämpft.

Mohammad Ibrahim Shreiteh, 28
Sieben Palästinenser starben am Sonntag, 11.11., als eine verdeckte Sondergruppe der israelischen Armee in der Nähe von Khan Younis unter bisher fragwürdigen Umständen in den Gazastreifen einfiel, augenscheinlich, um dort Hamas Mitglieder anzugreifen. Bei dem sich entwickelnden Kampf wurden sieben Palästinenser und ein israelischer Soldat getötet. Die sieben Palästinenser starben, als die Armee Luftangriffe flog, um ihren Soldaten den Rückzug nach Israel zu ermöglichen.

Die Hamas und die Splittergruppe Islamischer Dschihad schossen daraufhin am Montag, 12.11., Raketen von Gaza nach Israel ab. Die Gruppierungen erklärten, die Angriffe seien eine Antwort auf die Tötung der sieben Palästinenser am Sonntag in Gaza und würden intensiviert, falls Israel seine Aggression fortsetze. „Die Besatzer und ihre Unterstützer müssen begreifen: Wenn Palästinenser nicht in Frieden leben können, werden auch sie nicht in Frieden leben können“, erklärte der Islamische Dschihad. „Das Spiel mit dem Leben von Palästinensern hat einen Preis.“

Mohammed Odeh, 22
Israel erwiderte den Raketenbeschuss am Montag mit mehreren schweren Luftangriffen auf Ziele in Gaza und tötete dabei erneut vier Palästinenser. Im nördlichen Gazastreifen starben der 27jährige Mohammed al-Tatri und der 22jährige Mohammed Odeh. Im Süden, bei Rafah, kam der 23jährige Mohammed al-Nahal bei Angriffen aus der Luft ums Leben. Einen Tag später starb im Krankenhaus der 22jährige Mousa Iyad Abdul Aal an Verletzungen, die er beim Luftangriff auf Rafah tags zuvor erlitten hatte.

Als Antwort schossen am Abend die Hamas erneut Raketen auf Israel. Dabei kam in der israelischen Stadt Ashkelon ein 40jähriger Mann ums Leben. Zunächst meldeten die örtlichen Medien, es handele sich um einen Israeli. Später stellte sich jedoch heraus, dass es sich augenscheinlich um einen Palästinenser aus Hebron gehandelt hatte. Zwei Israelis wurden bei den Angriffen schwer und 23 leicht verletzt, und zahlreiche Häuser wurden beschädigt.

Khaled Sultan, 26
Die israelische Armee intensivierte ihre Luftangriffe gegen Gaza daraufhin nochmals und tötete am frühen Morgen des Dienstag, 13.11., einen palästinensischen Bauern. Der 26jährige Khaled Sultan starb durch israelischen Drohnenbeschuss, als er nordwestlich von Beit Lahia im Norden des Gazastreifens sein Feld bestellte.

Mosa’ab Haws, 21
Ebenfalls von einer Drohne aus schoss gegen Mittag desselben Tages die israelische Armee auf Palästinenser südwestlich von Gaza Stadt und tötete dabei den 21jährigen Mos’ab Haws.

Am Nachmittag tötete Israel erneut durch Drohnenbeschuss einen 29jährigen Palästinenser, Khaled Ma’rouf, und verletzte zwei weitere im nördlichen Gazastreifen bei Beit Lahiya.

Khaled Ma’rouf, 29
Zu diesem Zeitpunkt hatte Israel in nur sechs Tagen 17 Palästinenser getötet. Nachdem das Auswärtige Amt in Berlin zu diesen Tötungen die ganze Zeit geschwiegen hatte, veröffentlichte die Behörde am Dienstagnachmittag eine Presseerklärung. Ungeachtet der Tatsache, dass durch israelische Angriffe allein an diesem Tag bereits weitere drei Palästinenser zu Tode gekommen waren, kommentierte das Auswärtige Amt lediglich die Raketenangriffe aus Gaza auf Israel und erklärte, „dabei kam mindestens ein Mann ums Leben, viele Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.“

Wörtlich führte das Auswärtige Amt dazu aus:

„Wir verurteilen diesen Raketenbeschuss auf das Schärfste. Es kann für diese Gewalt gegen unschuldige Zivilisten keine Rechtfertigung geben.“

Offensichtlich fand man in Berlin, dass 17 getötete Palästinenser in nur sechs Tagen keine Rechtfertigung für Vergeltungsmaßnahmen darstellten. Die palästinensische Seite der Tragödie ließ das Auswärtige Amt einmal mehr völlig unberücksichtigt und fuhr in seiner Stellungnahme fort:

„Wir haben immer deutlich gemacht, dass Israel das Recht hat, seine Sicherheit zu verteidigen und auf Angriffe angemessen zu reagieren.“

Damit hatte die Bundesregierung die Tötungen der 17 Palästinenser als „angemessen“ und damit legitim abgenickt.

Dass es Israel war, das bis dahin über 230 palästinensische Zivilisten, darunter Journalisten, Rettungssanitäter und über 40 Kinder, getötet hatte, erwähnte das Amt nicht. Ebenfalls ignorierte das Berliner Außenministerium, dass es Israel gewesen war, das völkerrechtswidrig mit einer bewaffneten Gruppe von Soldaten am Sonntag in den Gazastreifen eingedrungen war, sieben Palästinenser getötet und damit die Eskalation überhaupt erst ausgelöst hatte.

Israel sah sich angesichts dieser Reaktionen einmal mehr in der Überzeugung bestärkt, dass es auch bei extralegalen Hinrichtungen von palästinensischen Zivilisten mit öffentlicher Kritik von westlichen Partnern nicht zu rechnen braucht. Nur konsequent, setzte man das Töten daher am Mittwoch, 14.11., fort.

Im nördlichen Gazastreifen eröffnete ein israelisches Marineboot das Feuer auf palästinensische Fischer und verletzte den 20jährigen Nawwaf al-Attar durch Schüsse in den Unterleib so schwer, dass er kurz nach Eintreffen im Krankenhaus starb.

Er war der 18. Palästinenser, den Israel in sieben Tagen getötet hatte, und das 236. Opfer tödlicher israelischer Gewalt in Gaza seit dem 30. März 2018.

Einen Grund, diese „Gewalt gegen unschuldige Zivilisten“ zu verurteilen, sah das Auswärtige Amt nicht.

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